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Politik

Europa stemmt sich gegen zweite Corona-Welle

26. Oktober 2020

Rekordwerte bei der Zahl der Neuinfektionen beunruhigen die Menschen in mehreren europäischen Staaten. Die Politik ringt um die richtigen Maßnahmen.

Belgien Protest gegen Coronavirus-Maßnahmen
Kundgebung am Sonntag in Brüssel gegen die neuen Beschränkungen in BelgienBild: Jonathan Raa/NurPhoto/picture-alliance

Im Kampf gegen die zweite Corona-Welle sind vielerorts in Europa neue Auflagen in Kraft getreten. Etliche Regierungen setzen auf nächtliche Ausgangssperren und weitere Kontaktbeschränkungen - in der Hoffnung, damit einem kompletten Lockdown auszuweichen.

So müssen in Italien von diesem Montag an alle Restaurants und Bars um 18 Uhr für Gäste schließen. Auch dürfen Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen nicht mehr öffnen. Ein Großteil der Gymnasiasten wird vorerst übers Internet unterrichtet.

Frankreich - hier eine Szene vor dem Invalidendom in Paris - verzeichnet mehr als 50.000 NeuinfektionenBild: Lewis Joly/AP Photo/picture-alliance

In Dänemark dürfen sich nicht mehr als zehn Personen an einem Ort versammeln. Kiosken und Supermärkten ist es untersagt, nach 22 Uhr Alkohol zu verkaufen. In der belgischen Hauptstadt Brüssel samt Umgebung gilt wieder überall Maskenpflicht, das nächtliche Ausgehverbot beginnt dort nun um 22 Uhr. Schwimmbäder, Sportklubs und Fitnessstudios müssen auch hier schließen, ebenso Theater, Kinos und Museen.

"Wir sind in einer extremen Lage"

Spanien hatte bereits am Sonntag - wie schon während der ersten Corona-Welle im Frühjahr - den sogenannten Alarmzustand verhängt. Dies ist die dritthöchste Notstandsstufe. Ministerpräsident Pedro Sánchez warnte: "Spanien ist in einer extremen Lage." Doch diesmal gilt keine totale Ausgangssperre wie zwischen März und Juni, sondern nur ein nächtliches Ausgehverbot. Von der Anordnung ausgenommen sind die Kanaren.

Polizeistreifen kontrollieren das nächtliche Ausgehverbot in MadridBild: Pablo Blazquez Dominguez/Getty Images

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz stellte unterdessen einen zweiten Lockdown in den Raum. Sollte es nicht gelingen, den aktuell starken Anstieg bei den Neuinfektionen zu stoppen, wäre dies die Ultima Ratio, sagte Kurz. Kriterium dafür sei die Lage in den Kliniken. "Kein Land der Welt wird es zulassen, dass die Intensivmedizin überfordert wird." In Österreich ist der drohende Zusammenbruch des Gesundheitssystems gesetzliche Voraussetzung für einen Lockdown.

Mehr als 50.000 Fälle pro Tag

In Frankreich hat die Zahl der Neuansteckungen binnen 24 Stunden erstmals die Marke von 50.000 übersprungen. Am Samstag waren es noch mehr als 45.000. Am Freitag hatte das Land - als zweites in Europa nach Spanien - insgesamt eine Million nachgewiesener Corona-Infektionen gemeldet. Die Regierung in Paris will die Lage unter anderem mit einer Ausweitung der Ausgehverbote auf zwei Drittel der Bevölkerung in den Griff bekommen. Schon seit Samstag dürfen 46 Millionen Franzosen ihre Häuser in der Zeit zwischen 21 Uhr und sechs Uhr morgens nicht verlassen.

Dass die Teil-Einschränkungen nicht zu einem spürbaren Rückgang der Fallzahlen führen müssen, erlebt derzeit Tschechien. Trotz Ausgangsbeschränkungen bewegen sich die Neuansteckungen auf sehr hohem Niveau: Allein am Sonntag kamen nach offiziellen Angaben mehr als 7000 Fälle hinzu, obwohl an Wochenenden weniger getestet wird. Tschechien hat knapp elf Millionen Einwohner. Regierungschef Andrej Babis schwor die Bevölkerung in einem Video auf schwierige Zeiten ein: "Wenn kein Wunder geschieht, wird uns nichts anderes übrigbleiben, als die Maßnahmen noch zu verschärfen."

jj/ww (dpa, afp, rtr)

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