Europa-Tour statt Hausarrest
14. Juni 2012Zum Auftakt ihrer vielfach als "historisch" bezeichneten Europareise ist die Oppositionsführerin Myanmars, dem früheren Birma, Aung San Suu Kyi im schweizerischen Genf eingetroffen. Am Hauptsitz der Vereinten Nationen in Europa spricht die 66-Jährige auf einer Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) - unter anderem über Zwangsarbeit. Anschließend geht es weiter nach Bern, wo Treffen mit führenden Vertretern der Schweizer Regierung auf ihrem Programm stehen.
Am Samstag reist Suu Kyi in die norwegische Hauptstadt Oslo, um dort - mit 21-jähriger Verspätung - offiziell den Friedensnobelpreis anzunehmen, der ihr 1991 in Abwesenheit zuerkannt worden war. Weitere Stationen ihrer mehr als zweiwöchigen Reise sind Großbritannien, wo sie studierte und ihre Familie gründete, sowie Irland und Frankreich. In der britischen Hauptstadt London darf sie kommende Woche vor dem Parlament eine Rede halten - eine Ehre, die zuvor nur Nelson Mandela zuteil wurde.
Zuletzt 1988
Es ist ihre erste Europareise seit 24 Jahren, als Suu Kyi sich im Zuge der damaligen Demokratiebewegung gegen die Militärjunta in Myanmar engagierte. Seitdem verbrachte sie fast zwei Jahrzehnte in Haft oder unter Hausarrest. Kurz nach der umstrittenen Parlamentswahl im November 2010 wurde sie zwar aus dem Arrest entlassen, wagte es zunächst jedoch nicht, Birma zu verlassen. Sie hatte nach eigenem Bekunden Angst, dass das Regime sie nicht wieder einreisen lassen würde.
Erst nachdem sie im Zuge der von Staatspräsident Thein Sein eingeleiteten Reformen im April dieses Jahres gemeinsam mit 42 weiteren Abgeordneten ihrer Nationalen Liga für Demokratie ins Parlament gewählt wurde, reiste sie vor zwei Wochen erstmals wieder ins Ausland. Auf einem regionalen Wirtschaftsforum im thailändischen Bangkok wurde sie stürmisch gefeiert und von Journalisten umlagert.
wa/ml (afp, dapd, kna)