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Politik

Katastrophale Lage in griechischen Hotspots

26. September 2017

Sie haben den Boden der EU erreicht - werden dort aber unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten: Flüchtlinge in Griechenland haben oft Schlimmes zu erdulden.

Griechenland Insel Lesbos Flüchtlingslage Moria
Mit Stacheldraht gesichert: Flüchtlingslager Moria auf Lesbos (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/L. Gouliamaki

Das Anti-Folter-Komitee des Europarats hat die Zustände in griechischen Flüchtlingslagern scharf kritisiert. Die Situation in den sogenannten Hotspots, wo Migranten auf die Umverteilung aufs Festland oder in andere EU-Staaten warten, sei "hoch explosiv", heißt es in einem Bericht der Organisation.

Grund dafür seien Überfüllung, Gewalt unter Migranten, fehlende Gesundheitsversorgung und "mangelhafte" gesetzliche Schutzmaßnahmen. Die Delegation des Europarats hatte im April und Juli 2016 mehrere Lager, Polizeistationen und Grenzposten in Griechenland besucht.

43 Flüchtlinge auf 46 Quadratmetern

Im Hotspot Moria auf Lesbos trafen die Prüfer in einem 46 Quadratmeter großen Raum 43 Menschen an, darunter Familien mit kleinen Kindern. In einem anderen Lagerteil hätten nicht alle der 107 Insassen eine Matratze und kein einziger eine Decke gehabt. Viele sanitäre Einrichtungen seien entweder beschädigt oder "extrem verrottet" und in unhygienischem Zustand gewesen.

Manche Flüchtlinge campieren außerhalb der Lager wie hier auf der Insel ChiosBild: picture-alliance/AP Photo/P. Giannakouris

Auf der Insel Chios fand die Delegation unbegleitete Minderjährige vor, die in keiner Weise von den Erwachsenen getrennt waren. Der Europarat unterstrich, dass Kinder und Jugendliche besonderen Schutz benötigen, vor allem vor sexuellem Missbrauch. An einem anderen Ort war das Gegenteil der Fall: Kinder berichteten davon, dass sie in Zellen eingesperrt seien und nur eine halbe Stunde pro Tag an die frische Luft dürften.

"Kerkerähnliches Gefängnis"

Auch Häftlinge und Menschen in Polizeigewahrsam werden laut Anti-Folter-Komitee unter katastrophalen Bedingungen festgehalten. Beispielhaft erwähnt der Bericht die Polizeistation in Drapetsona, einer Küstenstadt nahe Athen. Die "kerkerähnlichen und schmutzigen" Zustände seien "unmenschlich und erniedrigend", heißt es in dem Bericht.

Junge Flüchtlinge spielen Fußball im Lager Souda auf der Insel Chios (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/A. Tzortzinis

Der Europarat prangert zudem das weit verbreitete Problem von Polizeigewalt gegen Migranten an. Offiziell gebe es zwar rechtliche Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. In der Praxis bleibe dies allerdings regelmäßig erfolglos.

Geld genug, aber zu viel Chaos

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Anti-Folter-Komitee die griechische Regierung aufgefordert, eine Reihe von Sofortmaßnahmen zu ergreifen, um die Lage für Flüchtlinge zu verbessern. Bisher kam Athen diesen Ermahnungen aber nicht nach. Da Griechenland von der EU hohe Zuschüsse zur Betreuung der Migranten erhalte, könne Geldmangel nicht das Problem sein, sagte ein Experte des Europarats. Es fehle jedoch an Organisation und Kordination.

jj/sam (dpa, afp, epd, kna)