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PolitikEuropa

Europas Bürger streiten unter Anleitung

Andreas Noll
1. Oktober 2021

Sollen die Regierungen in Europa eine Impfpflicht einführen? Soll es in der EU ein bedingungsloses Grundeinkommen geben? In den kommenden Wochen debattieren bei "Europe Talks" Tausende Europäer über kontroverse Themen.

 Umweltschutz und Jobs Topthemen bei EU-Bürgern
Umstritten in Europa: Wie radikal sollen die Regierungen für mehr Klimaschutz umsteuern?Bild: picture-alliance/dpa/G. Wendt

Was denkt eine rumänische Stewardess über ein Verbot von Kurzstreckenflügen in der Europäischen Union? Und wie würde ein dänischer Klimaschützer sie in dieser Frage zu überzeugen versuchen? Mit "Europe Talks" wird ZEIT ONLINE in den kommenden Wochen zusammen mit Medienpartnern aus 17 europäischen Ländern - darunter erstmals auch die Deutsche Welle - den Europäern den Puls fühlen und Menschen aus unterschiedlichen Ländern über kontroverse politische Themen diskutieren lassen. 

Ziel des Projektes: die in vielen Gesellschaften starke Polarisierung in den politischen Debatten zu bekämpfen, das Verbindende zu suchen und mit einer Plattform für den grenzübergreifenden Austausch zumindest für einen kurzen Moment eine "Europäische Öffentlichkeit" zu schaffen. "Wir beobachten vor allem, dass viele Paare während des Gesprächs dazu in der Lage sind, Gemeinsamkeiten zu entdecken", berichtet Europe-Talks-Chefin Hanna Israel von ihren Beobachtungen in den vergangenen Jahren. "Die Erfahrung ist also, dass die Gespräche dazu führen, dass man politisch Andersdenkende nicht mehr als vermeintliche Feinde wahrnimmt, sondern als Menschen, mit denen man sogar gemeinsame Werte teilen kann."

Siebzehn europäische Staaten beteiligen sich an dem Projekt "Europe Talks"Bild: Roxana Adam

Algorithmus findet "Europa-Pärchen"

Damit Stewardess und Klimaaktivist, Impfkritikerin und Krankenpfleger oder Student und Geflüchtete zusammenfinden, müssen sie acht Fragen beantworten, die in den kommenden Wochen auch auf dw.com in zahlreichen Artikeln angezeigt werden. Es geht um Klima- und Migrationspolitik, die richtige Strategie in der Corona-Pandemie, aber auch um einen möglichen Rauswurf von Staaten aus der Europäischen Union, die sich nicht an die Grundwerte halten.

Jede der acht Fragen muss mit Ja oder Nein beantwortet werden. Aus dem Gesamtergebnis errechnet ein Algorithmus dann umgehend Paare, die in ihren Ansichten besonders weit auseinander liegen. Diese "Matches" können dann online, am Telefon oder auch in persönlichen Treffen über ihre politischen Positionen diskutieren - auf der Suche nach Verständigung und Verständnis.

Schärfung des politischen Bewusstseins

Bis Dezember haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich immer wieder mit neuen "Matches” zu verabreden und mehrere Diskussionen zu führen. Im vergangenen Jahr hat das Format mehr als 12.000 Europäer mobilisiert - mehr als 6000 Debatten-Paare kamen über die Plattform zusammen. Es wurde gemeckert, gestritten und gelacht - und bei vielen Teilnehmern das europäische Bewusstsein geschärft. Am 12. Dezember endet "Europe Talks” mit einer digitalen Abschlussveranstaltung.

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