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Europas Wirtschaft soll kräftig wachsen

12. Mai 2021

Die europäische Wirtschaft wird nach Einschätzung der EU-Kommission dieses und kommendes Jahr schneller wachsen als zuletzt erwartet. Impferfolge und Lockerungen nach der Corona-Krise sorgen für Optimismus.

EU Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni Konjunkturprognose
EU-Wirtschaftskommissar Paolo GentiloniBild: Johanna Geron/dpa/Reuters/AP/picture alliance

Europa kann laut Berechnungen aus Brüssel auf eine rasche wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise hoffen. "Der EU wird nun für das vierte Quartal 2021 eine Erholung auf das Vorkrisenniveau prognostiziert", sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni (s. Artikelbild) am Mittwoch. Der Frühjahrsprognose der EU-Kommission zufolge wird die Verschuldungsquote der Länder der Eurozone mit über 102 Prozent der Wirtschaftsleistung aber voraussichtlich einen neuen Höchststand erreichen.

Ihre Wachstumserwartungen für das Jahr 2021 für alle 27 EU-Länder erhöhte die Kommission auf 4,2 Prozent. Im Februar war sie hier noch von 3,7 Prozent ausgegangen. Auch die Aussichten für 2022 verbesserten sich demnach weiter von zuvor 3,9 Prozent Wachstum auf 4,4 Prozent.

Mit ihrer Prognose liegt die Brüsseler Behörde nun näher an der Vorhersage des Internationalen Währungsfonds (IWF), der für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von 4,4 Prozent in der Euro-Zone veranschlagt.

Wieder mehr zu tun: Hier im Hamburger HafenBild: H. Blossey/picture-alliance

Vorkrisenniveau schneller als erwartet

Brüssel war zuvor noch davon ausgegangen, dass die EU-Wirtschaft frühestens 2022 das Niveau von vor der Pandemie erreichen würde. In einer Erklärung verwies die Behörde unter anderem auf die steigenden Impfraten und Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Das Wachstum werde "durch den privaten Konsum, Investitionen und eine steigende Nachfrage nach EU-Exporten durch eine erstarkende Weltwirtschaft angetrieben".

Wirtschaftskommissar Gentiloni nannte die überraschend schnelle Erholung der Weltwirtschaft sowie den Corona-Wiederaufbaufonds der EU als Hauptgründe für die zu erwartende positive Entwicklung. Dank des 750 Milliarden Euro schweren Fördertopfes könnten die öffentlichen Investitionen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung im Jahr 2022 demnach den höchsten Stand seit über zehn Jahren erreichen.

Wieder mehr zu tun: Hier im VW-Werk in Zwickau (Sachsen) Bild: Hendrik Schmidt/dpa/picture alliance

Einbruch durch Corona in Deutschland moderater

Auf das stärkste Wirtschaftswachstum kann der Kommission zufolge Spanien hoffen: knapp sechs Prozent in 2021. Auch Frankreich steht demnach ein Aufschwung um 5,7 Prozent bevor. Weniger Wachstum wird etwa in den Niederlanden (2,3 Prozent) oder in Deutschland (3,4 Prozent) erwartet. Hier war der Einbruch im Corona-Jahr 2020 allerdings auch jeweils deutlich moderater ausgefallen.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet mit einem deutlichen Anziehen der Konjunktur in diesem Jahr. "Wir erwarten für das Jahr 2021 einen Anstieg der Produktion im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um acht Prozent", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang am Mittwoch. Damit ende in diesem Jahr die längste, seit mehr als zwei Jahren anhaltende Rezession der deutschen Industrie. Laut BDI-Industriebericht ging die Produktion in Deutschland im Vorjahr um 9,8 Prozent zurück.

Verschuldung steigt auf Rekordhoch

Die Verschuldung der EU-Mitgliedstaaten ist derweil auf dem Weg zu einem neuen Rekordhoch. 2020 hatte die Gesamtverschuldung der Euro-Länder bereits 100 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht. Die Kommission geht von einer weiter steigenden Schuldenquote auf 102,4 Prozent aus, bevor sie 2022 wieder leicht auf 100,8 Prozent sinkt. Die erwartete Gesamtverschuldung aller EU-Staaten fällt mit 94,4 Prozent der Wirtschaftsleistung etwas niedriger aus.

Am tiefsten in den roten Zahlen steckt weiterhin Griechenland mit im Jahr 2021 erwarteten Gesamtschulden in Höhe von 208,8 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes. An zweiter Stelle liegt Italien mit knapp 160 Prozent, es folgt Portugal mit gut 127 Prozent. In Spanien, Frankreich, Belgien und Zypern übersteigt die Schuldenlast ebenfalls die Wirtschaftsleistung.

Ganz langsam läuft auch der Tourismus wieder an: Hier auf der Nordseeinsel SyltBild: Anja Steinbuch/DW

Auch bei der Arbeitslosigkeit rechnet Brüssel damit, dass sie im Jahr 2021 ihren Höchststand in der Krise erreicht. In der gesamten EU erwartet die Kommission einen Anstieg auf 7,6 Prozent von 7,1 Prozent im Vorjahr. 2022 wird sich die Lage am Arbeitsmarkt der Prognose zufolge wieder etwas entspannen, die Arbeitslosigkeit aber noch nicht wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen.

Risiken durch Pandemie bleiben

Die Kommission versieht ihre Prognose insgesamt mit einer deutlichen Warnung: "Die Risiken für den Ausblick sind hoch und werden es bleiben, solange der Schatten der COVID-19 Pandemie über der Wirtschaft schwebt." Die Entwicklung des Infektionsgeschehens und der Impfkampagnen "könnte besser oder schlechter ausfallen als im zentralen Szenario dieser Prognose angenommen".

ul/hb (afp, dpa, rtr)

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