1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Europaweit Probleme beim Impfstart

3. Januar 2021

Auch in deutschen Nachbarländern wird der schleppende Verlauf der Impfkampagne gegen das Coronavirus kritisiert. Die Briten wollen ein neues Vakzin einsetzen.

Frankreich Grippeschutzimpfung
Wie viele Menschen in Frankreich bereits geimpft wurden ist unklar - Die Rede ist von einigen HundertBild: Getty Images/AFP/P. Pochard-Casabianca

Nicht nur in Deutschland gibt es Kritik am Krisenmanagement der Regierung in der Corona-Pandemie. Auch in Frankreich hat der langsame Start der Impfkampagne Unmut ausgelöst. Regierungssprecher Gabriel Attal versuchte die Gemüter zu beruhigen, indem er in der französischen Zeitung "Le Parisien" versicherte, eine Beschleunigung sei bereits im Gange.

Am Wochenende habe man begonnen, medizinisches Pflegepersonal im Alter von mehr als 50 Jahren zu impfen. Attal kündigte an, dass ab Montag Informationen zu den erfolgten Impfungen transparent veröffentlicht werden sollen. Bisher gibt es nämlich keine genauen Angaben dazu, wie viele Menschen seit dem Start am vergangenen Montag geimpft wurden.

Französische Medien sprechen teils von wenigen Hunderten und berufen sich unter anderem auf die Webseite CovidTracker, die von einem Datenwissenschaftler betrieben wird. Dieser hat nach eigenen Angaben Zugriff auf Zahlen der Gesundheitsbehörden. Laut CovidTracker wurden mit Stand Samstagabend landesweit lediglich 430 Menschen geimpft.

Frankreich ist - mit einer Bevölkerung von knapp 67 Millionen Menschen - von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Etwa 64.900 Menschen starben, circa 2,6 Millionen infizierten sich mit dem SARS-CoV-2-Virus.

In Italien soll zu Beginn der Kampagne besonders das medizinische Personal selbst geimpft werdenBild: Ciro De Luca/REUTERS

Anlaufprobleme auch in Italien

Nach dem Auftakt der Immunisierungskampagne wird in Italien vor allem ein Personalmangel beklagt. Wie die Zeitung "La Repubblica" am Samstag berichtet, fehlte es um den Jahreswechsel an Impfärzten und Mitarbeitern in Krankenhäusern. Viele Dienstpläne seien für "Routinetage" ausgelegt gewesen und nicht für eine Großaktion.

Das 60-Millionen-Einwohner-Land verfügt offiziell über rund 470.000 Dosen des Impfstoffs der Firmen BioNTech und Pfizer. Zum Beginn der Kampagne sollten besonders das medizinische Personal selbst drankommen. Doch bis Sonntagmorgen waren offiziell erst etwa 80.000 Dosen verabreicht worden. "La Repubblica" zitierte den Vize-Gesundheitsminister Pierpaolo Sileri damit, dass in Deutschland zwar deutlich mehr Dosen injiziert worden seien. Doch er wolle noch nicht von einer Verzögerung sprechen. Sileri hoffte, dass bis zum 6. Januar alle 469.950 Dosen des ersten Wochenplans gespritzt werden könnten. Bislang haben sich in Italien mehr als 2,1 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert.

Schweizer Restaurant corona-konform: "Güterabwägung zwischen Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und der Psyche der Menschen"Bild: Salvatore Di Nolfi/Keystone/dpa/picture alliance

Schweizer Bundespräsident räumt Fehler ein

Fehler beim Krisenmanagement räumte derweil der Schweizer Bundespräsident Guy Parmelin ein. "Zwischen Juli und September haben wir die Lage unterschätzt", stellte der Politiker der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) in der aktuellen Ausgabe der Schweizer Zeitung "SonntagsBlick" fest. Insbesondere im Dezember sei die Koordination zwischen den Kantonen "nicht immer einfach" gewesen, gab Parmelin zu.

Im Bundesrat waren sich französischsprachige und deutschsprachige Kantone uneins darüber, ob die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus verstärkt werden sollten. Parmelin bezeichnete den gefundenen Kompromiss als eine "Güterabwägung zwischen Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und der Psyche der Menschen. Es ist nicht alles schwarz-weiß", erklärte er.

Während das Alpenland in der Mitte Europas von der ersten Infektionswelle nur moderat getroffen worden war, schossen die Corona-Infektionszahlen ab Herbst in die Höhe. Seit Wochen vermeldet die Eidgenossenschaft mit 8,6 Millionen Einwohnern mehr als 4000 Neuinfektionen pro Tag. Impfungen gegen das Virus haben in mehreren Kantonen in nur schleppendem Tempo begonnen.

In Großbritannien setzt die Regierung auf eine rasche ImpfkampagneBild: Carl Recine/REUTERS

Briten drohen verschärfte Corona-Maßnahmen

Zu den Ländern mit besonders hoher Infektionsrate gehört auch Großbritannien. Dort grassiert momentan eine Mutation des Coronavirus, die ersten Erkenntnissen zufolge deutlich ansteckender ist als das Virus in seiner bisherigen Form. Premierminister Boris Johnson hat seine Landsleute deshalb auf noch striktere Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eingestimmt.

Es könne sein, dass "in den kommenden Wochen in mehreren Teilen des Landes" schwerwiegendere Maßnahmen ergriffen werden müssten, kündigte er im Rundfunksender BBC an. Darunter könne etwa auch eine Schließung der Schulen sein, wie sie im März 2020 bei der ersten Corona-Welle galt.

Der neue britische Impfstoff wurde von der Universität Oxford zusammen mit dem Unternehmen AstraZeneca entwickeltBild: picture-alliance/dpa/A. Grant

Impfstoff von AstraZeneca im Einsatz

Am Samstag wurden dort 57.725 Neu-Infektionen gemeldet. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Virus setzt die Regierung auf eine schnelle Impfkampagne. Bislang wurden bereits mehr als eine Million Dosen des Medikaments von BioN-Tech-Pfizer verabreicht.

Ab Montag soll auch das Vakzin zum Einsatz kommen, das von der Universität Oxford und dem Konzern AstraZeneca entwickelt wurde. Zunächst stehen 530.000 Dosen dieses Impfstoffs zur Verfügung. Insgesamt wurden 100 Millionen Dosen bei AstraZeneca bestellt.

uh/ml (dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen