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Eusébio ist tot

Tobias Oelmaier (sid/dpa)5. Januar 2014

Portugals Fußball-Legende Eusébio ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Das ganze Land trägt Trauer.

Portugals Fußball-Legende Eusébio ist tot
Bild: Hulton Archive/Getty Images

Im September noch saß Eusébio im Stadion von Boston und sah sich das Länderspiel zwischen Brasilien und Portugal an, zusammen mit Pelé. Die beiden größten Fußballstars ihrer Zeit Seite an Seite. Jetzt, keine vier Monate später, ist Eusébio tot. In der Nacht zum Sonntag (05.01.2014) starb er an einem Herzstillstand. Seine Gesundheit galt schon länger als labil. Die letzten Jahre verbrachte er kränkelnd, schon 2011 sorgte sich die ganze Nation um den kurz vor seinem 70. Geburtstag mit einer Lungenentzündung kämpfenden Eusébio.

Welche Bedeutung Eusébio für Portugal hatte und immer noch hat, zeigt sich daran, dass die Regierung eine dreitägige Staatstrauer über das Land verhängte. Die Flaggen wurden auf Halbmast gesetzt. "Sein Leben ist ein Vermächtnis für alle, die den Fußball lieben. Diese Nachricht ist brutal. Einige Menschen sollten uns nie verlassen", schrieb der nationale Verband FPF in seiner Würdigung eines ganz Großen. "Wir erinnern an das Talent und den Charakter eines Mannes, der unseren Fußball zu einem Aushängeschild in der Welt machte."

Unglaubliche Dynamik, unglaubliche Eleganz: Eusébio gilt als erster Mittelstürmer "moderner" PrägungBild: Hulton Archive/Getty Images

Aus Mosambik nach Lissabon

Eusébios wundersamer Aufstieg zum Idol einer ganzen Generation begann im Elend. Aus den Slums von Maputo kämpfte sich der "Schwarze Panther" bis ganz nach oben, mit seinem unwiderstehlichen Stil wurde er zu einem der besten Spieler der Fußball-Geschichte. Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als optimal für eine internationale Karriere: In ärmlichsten Verhältnissen als viertes von neun Kindern eines Weißen und einer Dunkelhäutigen in Portugals Kolonie Mosambik geboren, debütierte Eusébio da Silva Ferreira schon mit 15 Jahren beim Sporting Clube de Lourenco Marques und zeigte derart viel Talent, dass Juventus Turin den Teenager verpflichten wollte. "Meine Mutter wollte aber darüber nichts von niemandem hören", erinnerte sich Eusébio später.

Mit 18 Jahren ging er dann doch nach Portugal zu Benfica Lissabon, das er in 15 Jahren zu zehn Meisterschaften führen sollte, 1962 sogar zum Triumph im Europokal der Landesmeister. 1965 war Eusébio Europas Fußballer des Jahres, traf in 301 Liga-Spielen 317-mal. 1966, bei der WM in England, wurde er mit neun Treffern Torschützenkönig. Im Viertelfinale gegen Nordkorea (5:3) drehte er einen 0:3-Rückstand fast im Alleingang mit vier Toren. "Das war mein Tag. Jeder Spieler träumt davon, eines Tages ein Spiel zu wenden. Und an diesem Tag war ich es", schwärmte Eusébio einst. Vor Benficas Estadio da Luz zeugt eine Bronzestatue des Idols von diesem Glanz. Längst ist er auch über Portugals Grenzen hinaus zum Mythos geworden. "O Rei", der König, wie er genannt wurde, war vor allem für die dunkelhäutige Bevölkerung seines Landes eine Ikone.

Große Anteilnahme der Wegbegleiter

Die Größen des Weltfußballs reagierten bestürzt. "Einer der größten Spieler aller Zeiten ist tot. Mein Freund Eusébio starb in der vergangenen Nacht", twitterte Franz Beckenbauer. Uwe Seeler sagte dem Sportinformationsdienst SID: "Es tut mir unheimlich leid. Er war absolute Spitzenklasse, auch als Mensch sehr nett und kollegial. Er hatte einen unfassbaren Riecher fürs Tor und schoss Tore aus allen Lagen." Auch Jupp Heynckes zeigte sich sehr betroffen: "Neben Pelé war Eusébio in den sechziger Jahren der beste Fußballer der Welt." Mit seiner kraftvollen und zugleich künstlerisch-leichtfüßigen Spielweise hat er Generationen von Fußballern inspiriert - auch Portugals heutigen Superstar Cristiano Ronaldo. "Für immer und in Ewigkeit, ruhe in Frieden, Eusébio!", twitterte der Torjäger von Real Madrid.

Portugals Helden: Eusébio, Ikone der 1960-er Jahre und Cristiano Ronaldo, heute einer der besten der WeltBild: AFP/Getty Images

Seine Karriere bestand aber nicht nur aus Glanz. Auch bei Benfica ließ man Eusébio den damals üblichen Rassismus der Kolonialzeit spüren und ihn für ein Minimalgehalt spielen. Portugals Staatspräsident António de Oliveira Salazar untersagte ihm höchstpersönlich einen lukrativen Wechsel: "Eusébio ist das wertvollste Staatseigentum. Er darf nicht ins Ausland wechseln." Erst 1975 bekam er die Freiheit in Lissabon geschenkt. Mit 31 Jahren ging er nach Nordamerika und tingelte dort - auf der Suche nach dem großen Geld - zwischen den USA und Kanada hin und her, ehe er drei Jahre später seine Karriere beendete.

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