An diesem Montag stellen Eutelsat, Airbus und die ESA in Portsmouth den ersten Quantum-Satelliten vor. Der Kommunikationssatellit der neuesten Generation ist so flexibel einsetzbar wie keiner zuvor.
Anzeige
Vor nicht einmal drei Jahren - am 9. Juli 2015 - haben sich Eutelsat, Airbus und die Europäische Weltraumagentur ESA auf den gemeinsamen Bau eines neuartigen Telekommunikationssatelliten geeinigt. Nun ist er fertig. Am Montag (26. Februar 2018) stellen sie ihn im britischen Portsmouth vor. Mit dabei ist auch ESA-Astronaut Tim Peake.
Das Besondere an dem Quantum-Satelliten: Es ist ein sogenannter Chamäleon-Satellit, der sich den Bedürfnissen seiner Kunden auf Knopfdruck anpassen kann.
Konkret heißt das: Er kann die Signal-Strahlen, die er zur Erde sendet, gezielt bündeln, ausrichten und auch deren Stärke und Frequenz ganz nach Bedarf und individuell regeln.
Bisher: ein festgelegter Fußabdruck
Bislang sind Telekommunikationssatelliten eher statisch aufgebaut: Sie sitzen in ihrem geostationären Orbit und empfangen auf einer oder mehreren vorgegebenen Frequenzen Signale, die sie dann ebenfalls mit unveränderbaren Frequenzen und einer vorgegebenen Signalstärke auf einen vordefinierten Fußabdruck auf der Erdoberfläche zurücksenden. Der Fußabdruck sieht aus wie ein großer Fleck.
Am Rand des Fleckes ist das Signal naturgemäß etwas schwächer - im Zentrum stärker. Wer noch am Rande des Fußabdrucks das Signal empfangen will, braucht also eine möglichst große Parabolantenne. Im Zentrum reicht vielleicht eine kleine, von weniger als einem Meter Durchmesser.
Die Zukunft: Acht variable Fußabdrücke
Bei dem neuen Satelliten wird hingegen alles ganz anders sein: Er ist zwar immer noch ein geostationärer Satellit, sendet aber nicht einen, sondern acht einzeln regelbare Strahlenbereiche zurück zur Erde. Damit erzeugt er auch acht Fußabdrücke, die jeweils einzeln einstellbar sind: Ihr Durchmesser kann von 600 Kilometern bis zu einem Drittel der Erdoberfläche variieren. Auch die Signalstärke, Bandbreite und Frequenz können die Nutzer einstellen.
Es ist sogar möglich, dass ein Fußabdruck sein Ziel permanent verfolgt - etwa Schiffe, die ständig ihre Position ändern. So wäre es zum Beispiel möglich, dass Signale, die gezielt an einen Flottenverband - wie eine Flugzeugträgergruppe - gesendet werden, immer nur in einem engen Bereich um die Schiffe herum empfangen werden können. Das macht es militärischen Gegnern schwer, die Kommunikation abzufangen.
Auch die Möglichkeit, die Frequenz nach Bedarf zu ändern, dient der Sicherheit. Sobald jemand versucht, auf der eingestellten Frequenz ein Störsignal zu senden, kann der Nutzer einfach umschalten.
Zudem hat der Satellit auch acht verschiedene Empfangsbereiche, die in ähnlicher Weise einzeln steuerbar sind. Sie lassen sich dann auch nur von bestimmten Zonen auf der Erde ansprechen. Das erschwert zum Beispiel das Jamming. Dabei handelt es sich um den Versuch eines Gegners, den Empfänger am Satelliten mit starken Frequenzsignalen zuzumüllen, sodass der Empfang gestört wird.
Da der Satellit erkennen kann, woher genau das Jamming-Signal auf der Erde kommt, kann er diesen Empfangsbereich ausblenden.
Viele der Sicherheitsmerkmale des Quantum-Satelliten wurden ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt. Sicherlich werden viele zukünftige Nutzer auch aus diesem Bereich kommen. Die Satelliten stehen aber auch kommerziellen Kunden zur Verfügung.
Start 2019
Den Satelliten haben Ingenieure von Airbus in Portsmouth und Guildford in Großbritannien gebaut. Bald geht er auf die Reise ins französische Toulouse, wo er für den Start weiter vorbereitet und erprobt wird.
Irgendwann im nächsten Jahr könnte der erste Quantum-Satellit dann auf die Reise gehen. Der Satellit soll eine Position über dem Atlantik beziehen, die sowohl Amerika als auch Europa und Afrika bedienen kann.
Dabei wird es aber langfristig sicher nicht bleiben. Eher ist zu erwarten, dass derartige Chamäleon-Satelliten immer mehr zum Standard unter Kommunikationssatelliten werden.
Sentinel: Acht wunderschöne Satelliten-Bilder unserer Erde
Copernicus ist das Erdbeobachtungsprogramm der EU. Bis 2021 sollen 21 Sentinel-Satelliten um die Erde kreisen. Hier die tollsten Bilder, die die ersten drei Sentinel-Satelliten gezaubert haben.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Grüße von der Französischen Riviera
Auf diesem Bild sieht man die französische Mittelmeerküste. In Cannes wird ein Großteil des Sentinel-Equipments für das Copernicus-Erdbeobachtungsprogramm gebaut. Unter den Zulieferern ist auch Airbus.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Was bisher geschah
Sentinel-1A machte am 3. April 2014 den Anfang. Seitdem folgten zwei weitere Satelliten, Sentinel-2A am 23. Juni 2015 und Sentinel-3A am 16. Februar 2016. Diese Aufnahme von Sentinel-3A ist eine seiner frühesten. Sie zeigt den Nil und Teile des Nahen Ostens. Die Satelliten messen die Energie, die von der Erdoberfläche ausgeht, mit einem Meer- und Land-Oberflächentemperaturradiometer (SLSTR).
Bild: ESA/modified Copernicus Sentinel data 2016
Farbechte Fotos
Diese unfassbar scharfe Aufnahme zeigt Korallenriffe im Roten Meer vor der Küste Saudi Arabiens. Sie wurde von Sentinel-2A am 28. Juni 2015 aufgenommen. Die Qualität der Sentinel-Fotos ist viel besser als bei früheren Satellitenmissionen wie beispielsweise Envisat. Bei der Sentinel-2 Mission wird Land beobachtet. Dafür werden Fotos von Vegetation, Flüssen, Bächen und Küstengebieten ausgewertet.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Colorierte Fotos
Dieses nachcolorierte Bild vom südlichen Khartum im Sudan war eines der ersten von Sentinel-2A, aufgenommen fünf Tage nachdem der Satellit in der Umlaufbahn ankam. In der oberen rechten Ecke sieht man einen Teil des blauen Nils. Die roten Punkte entlang des Flusses sind dichte Vegetation. Die Farbe wurde nachträglich hinzugefügt, um das Foto besser interpretieren zu können.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Bedrohter Hafen
Eine weitere großartige Aufnahme von Sentinel-2A zeigt Sierra Leone in Westafrika. Die Landeshauptstadt Freetown ist auf der Halbinsel unten im Bild. Ihre Wirtschaft ist von dem natürlichen Tiefwasserhafen abhängig. Wissenschaftler der ESA sagen, er sei durch die zahlreichen nicht erlaubten Siedlungen bedroht, für die viele Hektar Mangrovenwälder gefällt wurden.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Die Yuma-Quadrate
Viele der Sentinel-Fotos sind wahre Kunstwerke. Man muss nicht verstehen, was abgebildet ist, um sie zu bewundern. Hier sieht man die Stadt Yuma im US-Bundesstaat Arizona. Sie liegt an der Grenze zu Mexiko.
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
Schwindender Aralsee
Das ist der Aralsee, zusammengesetzt aus drei verschiedenen Sentinel-1A-Radarscans. Die ESA sagt, der Aralsee sei ein "markantes Beispiel für den Effekt, den die Menschheit auf Umwelt und natürliche Ressourcen hat [...]. Seit 1960 hat er aufgrund intensiver Nutzung 90 Prozent seines Wassers verloren."
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2014/2015
Himmel über Berlin
Dieses Sentinel-2A Foto zeigt Berlin, die deutsche Hauptstadt, in faszinierenden Details. Man kann sehen, wie grün die Stadt ist, mit dem Tegeler See und dem Wannsee im Westen. An der unteren Bildmitte sieht man den ehemaligen Flughafen, das Tempelhofer Feld. Wenn Sie mehr Satelliten-Bilder sehen möchten: www.esa.int/spaceimages/Images
Bild: ESA/Copernicus Sentinel data 2015
8 Bilder1 | 8
60 Jahre Sputnik: Wettlauf um die Vorherrschaft im All
Als der Satellit "Sputnik" 1957 ins All katapultiert wurde, staunte die Menschheit. Mit ihm begann ein Wettlauf der Supermächte um Prestige und militärische Macht. Bis heute wurde aber noch viel mehr ins All geschossen.
Bild: Imago/ZUMA Press
Raumfahrtpionier mit kalter Schnauze
Wer erinnert sich noch an Laika (Foto), Ptscholka oder Muschka? Die drei Hunde opferten ihr Leben für die Wissenschaft. Laika war das erste Lebewesen, das mit der Sputnik 2 in den Weltraum katapultiert wurde. Doch den Flug überlebte der einstige Streuner aus Moskau nicht. Nach einem gelungenen Start starb der Husky-Terrier-Mischling wenige Stunden später an einem Hitzschlag.
Bild: Imago
Tierische Weltraummissionen
Die sowjetischen Wissenschaftler sind für ihre Testflüge auf den Weltraumhund gekommen. Mit ihrer Hilfe wollten sie die Bedingungen für die bemannte Raumfahrt ausloten. Erst drei Jahre nach Laikas Pionierflug gelingt eine Mission. Die beiden Hunde Belka (l.) und Strelka kreisten einen Tag lang um die Erde - und kamen gesund von ihrem Weltraumtrip zurück.
Bild: picture-alliance/dpa/ Heritage Images
Zwei Stunden Weltraumgeschichte
Nicht nur mit dem Satelliten "Sputnik", auch mit dem ersten Mann im All, Jurij Gagarin, schrieb die sowjetische Raumfahrt Geschichte. Gargarin kreiste 1961 mit dem Raumschiff "Wostok 1" genau 108 Minuten um die Erde. Seine Landung ohne Raumkapsel und mit Fallschirm war spektakulär. Der Chefkonstrukteur der "Sputnik", Sergej Koroljow, wurde dagegen erst nach seinem Tod bekannt.
Bild: Getty Images/D.Miller
First Lady im Weltall
Nur zwei Jahre später flog Valentina Tereschkowa als erste Frau 49 Mal um die Erde. Die Arbeiterin sollte zeigen, dass im Sozialismus "jeder Traum wahr werden" könne. Ihr Flug verlief nicht reibungslos. Sie ignorierte Anweisungen des Chefkonstrukteurs oder schlief zu viel - mit Folgen für andere Kosmonautinnen: "Mir kommen keine Weiber mehr ins All", soll Koroljow anschließend geflucht haben.
Bild: Getty Images/Keystone
NASA-Ausbildung für Astronautenaffe
In seinem maßgeschneiderten Raumanzug wartete Ham auf den Raketenstart. Nach jahrelanger Ausbildung bei der NASA nahm der Schimpanse 1961 an der riskanten Mercury Mission teil, um Bedingungen für die bemannte Raumfahrt zu testen. Hitze, Schwerelosigkeit, Enge und Einsamkeit meisterte er ohne Schwierigkeiten. Die beiden Affen Albert 1 und 2 überlebten ähnliche Testflüge nicht.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Astronaut mit starken (Geschmacks-) Nerven
Als Astronaut John Young bei seiner Gemini-3-Mission in seinen Raumanzug griff, sorgte er für eine Überraschung: Er schmuggelte als Astronautennahrung 1965 ein Corned-Beef-Sandwich an Bord des Raumschiffs. "Lass uns testen, wie es schmeckt", soll er gesagt haben. Die NASA fand das nicht lustig. Brösel, die in der Schwerelosigkeit schwebten, hätten Maschinen beschädigen können.
Bild: picture-alliance/dpa
Mann im Mond
Gebannt schaute die Welt 1969 auf den Fernseher: Neil Armstrong, Kommandant der Apollo 11, setzte als erster Mensch einen Fuß auf den Mond. "Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit." Sein Satz ist legendär. Die Mondlandung war ein weiterer Meilenstein im Wettlauf mit Russland. Nun ist der bemannte Marsflug das erklärte Ziel der US-Weltraumbehörde.
Bild: picture-alliance/Photoshot/Neil A. Armstrong
Hallo, ist da wer?
Gibt es Außerirdische? Die Frage ist so alt, wie die Raumfahrt selbst. Grußbotschaften an sie in 55 Sprachen, Bilder von Menschen oder Musik auf einer goldenen Datenplatte, sollen noch in 500 Millionen Jahren belegen, dass zumindest auf der Erde Leben existierte. 1977 wurde dafür die "Voyager Golden Record" an der Außenwand der Raumsonde Voyager 1 befestigt - und bisher nicht abgehört.
Bild: picture alliance/dpa/P.Endig
Vom Voigtland zur Raumstation
Der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn startete 1978 mit dem "Sojus"-Raumschiff zur sowjetischen Raumstation "Saljut 6". Acht Tage lang umkreiste er als erster Deutscher die Erde. Nach seiner Landung wurde Jähn als Nationalheld in der DDR gefeiert, in Westdeutschlands ist er hingegen unbekannt. Der erste Astronaut aus dem Westen fliegt fünf Jahre später mit einem amerikanischen Shuttle ins All.
Bild: Imago/ITAR-TASS
Beam me up, Scotty!
Schauspieler James Doohan, der den Raumschiff-Enterprise-Ingenieur "Scotty" (2.v.r.) spielte, hatte einen außergewöhnlichen letzten Willen: 2005 ließ er seine Asche ins All katapultieren - zusammen mit 300 weiteren Kapseln. 1997 flogen die ersten Urnen ins Orbit. Mit dabei: die Asche von Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry. Solch eine Beisetzung kostet zwischen 1000 und 5300 Dollar.
Bild: picture-alliance/dpa/ARC
Astronauten mit grünem Daumen
Können wir im All überleben? Das sollen Pflanzen beantworten. Im Gewächshaus auf der "Internationalen Raumstation" (ISS) wird seit 2013 eifrig experimentiert und gegärtnert. Sah der angepflanzte Salat anfangs etwas kümmerlich aus, vertragen die Zinnien (Bild) die Schwerelosigkeit besser. Für die künftige Mars-Mission eine wichtige Erkenntnis: Völlig autonom können Pflanzen offenbar nicht wachsen.