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Politik

Exodus aus Ost-Aleppo geht zu Ende

21. Dezember 2016

Bei schwerem Schneefall kam der Abzug von Zivilisten und Rebellen aus den Ruinen nur mühsam voran. Das Assad-Regime macht Druck und steht vor der völligen Einnahme der syrischen Großstadt.

Syrien Aleppo Evakuierung
Bild: picture-alliance/AP Photo

Erst der Streit um die Rückgabe von Gefangenen aus Rebellenhand, dann die Eskalation um zwei von den Rebellen belagerte Schiitendörfer, und schließlich noch der heftige Schneefall: Die Evakuierung Ost-Aleppos war noch einmal für 20 Stunden unterbrochen worden, bis sie endgültig wieder in Gang kam. In den Abendstunden galt sie als weitgehend abgeschlossen. 

Ein Buskonvoi mit Zivilisten und Aufständischen verließ die Stadtteile, in die in wenigen Stunden die Soldaten und schiitischen Söldner von Präsident Baschar al-Assad einrücken werden. Im Gegenzug wurde die Abfahrt von vier Bussen und zwei Krankenwagen aus den von Rebellen umzingelten Schiitenorten Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens freigegeben. An Bord seien Kranke und Verletzte aus den der Regierung nahestehenden Dörfern in der Provinz Idlib, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Sana mit.

Lange Kolonnen von Bussen sollen die ganze Nacht über Rebellen und Zivilisten aus Aleppo herausbringen Bild: Getty Images/AFP/G. Ourfalian

Diktat der "Sieger" 

Russische und syrische Militärs hatten auf einen raschen Abschluss der Evakuierungen gedrängt. Verbleibende Kämpfer würden als "Terroristen" behandelt und getötet, so die Drohungen aus Moskau und Damaskus. Die Rebellen erklärten, sie wollten die restlichen Zivilisten nicht schutzlos zurücklassen. Nach unbestätigten Angaben von Aktivisten und Menschenrechtlern könnten noch 2000 bis 3000 Menschen auf den Abtransport warten. Helfer sprachen von "einigen Tausend" Menschen, die in der eisigen Kälte ausharrten. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach davon, dass die Evakuierung in "ein bis zwei Tagen" beendet sein werde.

Verzweifelte Flucht zwischen den Fronten Bild: Reuters/A.Ismail

Kein Dach über dem Kopf ? 

Laut Internationalem Roten Kreuz (IKRK) wurden seit Donnerstag etwa 25.000 Menschen herausgebracht. Sie kamen bislang in anderen Rebellengebieten in den Provinzen Aleppo und Idlib unter. Das größte Problem bei ihrer Versorgung sei die Unterkunft, erklärte Mohammed Katub von der Syrian American Medical Society (SAMS), die in Syrien medizinische Einrichtungen unterstützt. Ein Teil der Flüchtlinge komme in Zelten, Moscheen und Schulen unter. Es sei schwierig, sie dort mit Wasser zu versorgen und vor der Kälte zu schützen.

Der UN-Sicherheitsrat hat jetzt Hilfsorganisationen in Syrien die Arbeit für zwölf weitere Monate erleichtert. Er beschloss einstimmig die Verlängerung einer Resolution vom Juli 2014, die es Hilfsorganisationen erlaubt, vier neue Grenzübergänge und weitere Routen innerhalb des Landes zu nutzen. Dabei beklagt der Rat aber die gefährliche Lage für Helfer vor Ort und fordert eine politische Lösung des seit Jahren andauernden Konflikts.

Profilieren sich als Vermittler im Syrien-Krieg: Außenminister Russlands und der Türkei, Sergej Lawrow (r.) und Mevlut Cavusoglu in Moskau Bild: picture-alliance/dpa/M. Shipenkov

Russisch-türkischer Pakt?

Russland, die Türkei und der Iran sprechen über eine Feuerpause für ganz Syrien und eine politische Lösung, allerdings ohne eine Mitwirkung des Westens. Bei einem Treffen ihrer Außen- und ihrer Verteidigungsminister in Moskau hatten sie sich am Dienstag bereit erklärt, als "Garanten" für eine Einigung aufzutreten. Russland und die Türkei hatten schon die Evakuierung Ost-Aleppos federführend vermittelt.   

Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, nach dem Fall Aleppos sei kaum vorstellbar, eine dauerhafte Friedenslösung mit Staatschef Assad zu finden. Wer in Damaskus glaube, die Kontrolle der Regierungstruppen über Aleppo sei "vielleicht der vorletzte Baustein eines Sieges", der täusche sich.

SC/rb (APE, rtre, afp, dpa)

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