Vor 60 Jahren flog der Russe Juri Gagarin als erster Mensch ins All. Was denken diejenigen über ihn, die nach ihm dort waren? Die DW sprach mit deutschen Astronauten über ihre Erinnerungen und Gagarins Vermächtnis.
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Juri Gagarin: Der Beginn der bemannten Raumfahrt
Juri Gagarin umrundete vor 60 Jahren als erster Mensch die Erde in einem Orbit. Am 12. April 1961 begann der Wettlauf um die Vorherrschaft im Weltall zwischen Ost und West.
Bild: picture alliance/dpa
Bereit zum Start
Am 12. April 1961 war es soweit: Juri Gagarin hob mit einer Wostok-1-Trägerrakete ab und umrundete die Erde einmal. Damit war er der erste Mensch im Weltraum. Gagarin befand sich noch in der Ausbildung zum Kampfpiloten als er für den Raumflug ausgewählt wurde.
Bild: AFP/Getty Images
Belka und Strelka machten es vor
Vor Gagarin gab es kaum Erfahrungen mit Lebewesen im Weltraum. Die beiden Hunde Belka und Strelka waren neben einem Kaninchen, 40 Mäusen und zwei Ratten die ersten Tiere, die einen Raumflug gesund absolviert hatten. Sie waren am 19. August 1960 mit dem Satelliten Sputnik 5 auf die Reise gegangen und in einer Landekapsel heil zurückgekehrt.
Bild: picture-alliance/dpa/ Heritage Images
Gefeierter Held
Nach seiner Rückkehr wurde Gagarin ausgiebig gefeiert und bereiste die ganze Welt als Botschafter für das sowjetische Raumfahrtprogramm. Nach Abschluss seiner Kampfpilotenausbildung sollte er eigentlich für das Kosmonautenprogramm arbeiten. Doch Gagarin verunglückte am 27. März 1968 mit einem sowjetischen Jagdflugzeug vom Typ MIG-15 bei einem seiner Ausbildungsflüge.
Bild: Getty Images
Internationale Anerkennung
Trotz des Kalten Krieges wurde Gagarin auch im Westen für seine Leistung bewundert. Gleichzeitig spornte die Nachricht die USA an, sich selbst im Weltraum zu beweisen. In dieser Ausgabe der US-Zeitung "Huntsville Times" warnt bereits der deutsch-amerikanische Raketenentwickler Wernher von Braun, dass die USA sich anstrengen müssten, um die sowjetische Raumfahrt zu überholen.
Bild: AFP/Getty Images
Ein Jahr später - John Glenn folgt Gagarin ins All
Am 20. Februar 1962 war es so weit: Die USA brachten ihren ersten Astronauten mit einer Mercury-Atlas-6-Rakete ins All. Dreimal umrundete John Glenn die Erde. Er hatte mehr Erfahrung als Gagarin. Vor seiner Raumfahrerkarriere war er Kampf- und Testpilot bei den Marines gewesen und hatte bereits Überschallrekorde aufgestellt.
Bild: Reuters/NASA
Schon kurze Zeit später fliegt die erste Frau ins All
Zwei Jahre nach Gagarin schickte die Sowjetunion die erste Frau ins Weltall: Walentina Tereschkowa verbrachte drei Tage an Bord des Raumschiffs Wostok-6, umkreiste die Erde 48-mal. Hier steht sie zwischen ihren Kollegen Gagarin (r) und Bykowski. Tereschkowa wurde zum Medienstar: Bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele 2014 in Sotschi trug sie die Olympische Fahne. Heute ist sie Duma-Abgeordnete.
Bild: picture-alliance/RIA Nowosti
Den Wettlauf auf den Mond gewonnen
Am 20. Juli 1969 setzten die US-Astronauten Neil Armstrong und - hier im Bild - Buzz Aldrin als erste Menschen einen Fuß auf den Erdtrabanten. Der Wettlauf im Weltraum schien für die USA gewonnen zu sein. Bis heute hat ausschließlich die amerikanische NASA Menschen auf den Mond gebracht.
Bild: picture-alliance/Photoshot/Neil A. Armstrong
Mythos Gagarin
Besonders in den osteuropäischen Staaten hielten die Menschen die Erinnerung an Gagarin wach - hier ein Wandbild aus der Ukraine. In den Zeiten des Sozialismus durften alle Verbündeten der Sowjetunion ihre eigenen Kosmonauten ins All schicken - zum Beispiel die DDR, Rumänien oder Bulgarien - auch als Symbol der Einigkeit und Stärke des sozialistischen Systems.
Bild: DW/R. Goncharenko
Heute: Internationale Kooperation auf der ISS
Mit dem Ende der Ost-West-Konfrontation wurde der Wettlauf zunehmend durch Kooperation ersetzt. Es begann mit dem Start der Raumstation Mir 1986, auf die die Sowjetunion auch westliche Astronauten einlud. Heute konzentrieren sich die gemeinsamen Bemühungen auf die Internationale Raumstation ISS, an der neben Russland und den USA auch die europäische ESA, Kanada und Japan beteiligt sind.
Bild: picture-alliance/dpa/ESA/NASA
Morgen: gemeinsam auf den Mond?
Auch in Zukunft wird die Kooperation der Raumfahrtstaaten sicher noch zunehmen. Wo es hingeht? Vielleicht wieder einmal auf den Mond. So ein internationales Monddorf könnte vielleicht einmal Nachfolger der ISS werden.
Bild: ESA
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Kosmonauten, Astronauten, Taikonauten - seit dem Flug Juri Gagarins am 12. April 1961 waren mehr als 500 Menschen aus verschiedenen Ländern im Weltraum. Flüge in die Erdumlaufbahn sind in 60 Jahren Routine geworden, der Ruhm des sowjetischen Pioniers scheint zu verblassen. Oder doch nicht? Die DW sprach mit deutschen Astronauten über den Pionier, den Kosmonauten Juri Gagarin, der 1968 bei einem Übungsflug im Alter von nur 34 Jahren ums Leben kam.
Im Schatten Neil Armstrongs
"Dass Juri Gagarin in den Weltraum geflogen ist, habe ich überhaupt nicht mitbekommen", erinnert sich Gerhard Thiele, einer der rund ein Dutzend deutscher Astronauten.
"Das wurde geheim gehalten. Erst als der Flug erfolgreich beendet war, ging man mit der großen Nachricht an die Öffentlichkeit." Er habe nur vage Erinnerungen daran, wie seine Eltern darüber gesprochen haben.
Thiele wuchs in Westdeutschland auf. Sein Interesse für die Raumfahrt habe Mitte der 1960er-Jahre mit den US-Flügen ins All begonnen, so der 67-Jährige. Die USA seien damals "sehr viel offener" als die Sowjetunion gewesen.
Gerhard Thiele flog im Jahr 2000 mit dem US-Spaceshuttle "Endeavour" in den Weltraum. "Was in der damaligen Sowjetunion geschah, hat man immer erst hinterher erfahren. Die Informationen in der Bundesrepublik waren sehr viel spärlicher," erinnert er sich.
Irgendwann sei der Russe Gagarin in sein Blickfeld gerückt, aber dieser sei nie so präsent gewesen wie Neil Armstrong, der als erster Mensch am 21. Juli 1969 den Mond betrat.
Spaziergang im Weltraum
Ähnliche Erfahrungen machte auch Reinhold Ewald. Als Gagarin am 12. April 1961 mit dem Raumschiff "Wostok 1" seinen spektakulären Raumflug machte, war er noch ein Kleinkind und verfügt deshalb kaum über Erinnerungen an den historischen Moment.
Im Gedächtnis haften geblieben ist ihm hingegen der erste Spaziergang im Weltraum, den 1965 der Russe Alexej Leonow unternahm. "Das war der Moment, in dem ich zum ersten Mal begriff, dass da zwei Strömungen waren: die Amerikaner, die sich mit dem Apollo-Programm dem Mond nähern wollten, und die Erfolge der russischen Raumfahrt."
In der damaligen DDR war der russische Pionier Juri Gagarin bekannter. In den neuen Bundesländern erinnern bis heute viele Straßen an den ersten Menschen im All.
Das galt auch für den ersten ostdeutschen Kosmonauten Sigmund Jähn, der 1978 ins All flog. Anfang der 1990er-Jahre war es Sigmund Jähn, der Astronaut Reinhold Ewald in Russland auf Gagarins Spuren begleitete. Ewald bereitetet sich dort auf seinen Flug zur russischen Weltraumstation "Mir" vor, der dann 1997 mit dem russischen Raumschiff "Sojus" erfolgte.
"Kosmisch und komisch"
Matthias Maurer: Der neue Mann im Mond?
12:36
Der mittlerweile 64-jährige Ewald erinnert sich an die damalige Krisenstimmung kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion. So hätten die Mitarbeiter des Kontrollzentrums wochenlang kein Geld bekommen und hatten daraufhin ein vielsagendes Plakat aufgehängt: "Unsere Aufgabe ist kosmisch, unsere Bezahlung komisch." Ewald: "Das war sehr beeindruckend."
Auch der Astronaut Gerhard Thiele bereitete sich in Russland als Ersatzmann für einen niederländischen Astronauten auf einen Flug ins All vor, allerdings erst im Jahr 2003. Dort sah er, wie das Vermächtnis von Juri Gagarin gepflegt wurde.
Thiele erinnert sich: "Im Umkleideraum schaute ich direkt auf den Umkleidespind von Juri Gagarin." Dort seien Tennisschläger und Sportsachen des ersten Kosmonauten hinter einer Tür aus Plexiglas ausgestellt gewesen.
"Immer, wenn ich mich hingesetzt habe, habe ich auf Gagarins Spind geguckt. Das ist schon ein besonderes Gefühl zu wissen, dass man im selben Raum ist und die gleichen Fußbodenkacheln betritt, wie Juri Gagarin, der erste Mensch im All."
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"Pojechali!", los geht's!
Und was denkt die heutige Generation über Gagarin? Matthias Maurer, einer von zwei aktiven deutschen Astronauten, bereitet sich gerade auf seinen ersten Flug ins All vor. Wenn alles nach Plan läuft, fliegt der 51-Jährige im Herbst mit dem Dragon-Raumschiff des US-Unternehmens SpaceX zur ISS.
"Wenn ich mich vorbereite, kann ich zum Glück auf die Erfahrung der über 500 Menschen, die vor mir im Weltraum waren, zurückgreifen", sagt Maurer. "Gagarin konnte das nicht." Je näher sein Start heranrücke, desto mehr Respekt verspüre er deshalb für Gagarins Leistung.
Maurer lernte Gagarins historisches Vermächtnis während seines Russisch-Unterrichts kennen, den er zur Vorbereitung auf den Einsatz auf der ISS absolvierte. Legendär sei nicht nur der Spruch "Pojechali!" (Los geht's!), sondern auch die Landung mit einem Fallschirm mitten im Feld gewesen.
Für deutsche Astronauten ist Gagarins Ruhm auch nach 60 Jahren nicht verblasst. "Er ist absolut ein Held", sagt Matthias Maurer, insbesondere aufgrund der Umstände, unter denen er als erster Mensch ins All flog.
"Fast leichtsinnig"
"Bei Gagarin musste ich an Christoph Kolumbus denken", sagt Gerhard Thiele. Er sei "mutig" und "fast leichtsinnig" gewesen. "Die Technik war damals so einfach gewesen, es hätte auch schiefgehen können."
Zum Beispiel bei Gagarins Rückflug zur Erde: "Das Aggregat-Modul hatte sich nicht von der Landekapsel getrennt, die Kapsel zog das Modul hinterher, das Gleichgewicht stimmte nicht, und erst als die Kabel durchgeschmolzen waren, konnte die Kapsel am schwierigsten Teil die richtige Lage einnehmen", beschreibt Thiele die Schwierigkeiten bei der Landung.
"Neil Armstrong und Juri Gagarin sind zwei Größen aus der Raumfahrt, die immer präsent sein werden", sagt er. Im Europäischen Astronautenzentrum in Köln erinnert eine Büste an den ersten Kosmonauten. "Damit wollen wir immer wieder diese Leistung würdigen. Der erste Mensch im All, das war Juri Gagarin", sagt Matthias Maurer. "Das bleibt für immer."
Juri Gagarin: Der Beginn der bemannten Raumfahrt
Juri Gagarin umrundete vor 60 Jahren als erster Mensch die Erde in einem Orbit. Am 12. April 1961 begann der Wettlauf um die Vorherrschaft im Weltall zwischen Ost und West.
Bild: picture alliance/dpa
Bereit zum Start
Am 12. April 1961 war es soweit: Juri Gagarin hob mit einer Wostok-1-Trägerrakete ab und umrundete die Erde einmal. Damit war er der erste Mensch im Weltraum. Gagarin befand sich noch in der Ausbildung zum Kampfpiloten als er für den Raumflug ausgewählt wurde.
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Belka und Strelka machten es vor
Vor Gagarin gab es kaum Erfahrungen mit Lebewesen im Weltraum. Die beiden Hunde Belka und Strelka waren neben einem Kaninchen, 40 Mäusen und zwei Ratten die ersten Tiere, die einen Raumflug gesund absolviert hatten. Sie waren am 19. August 1960 mit dem Satelliten Sputnik 5 auf die Reise gegangen und in einer Landekapsel heil zurückgekehrt.
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Gefeierter Held
Nach seiner Rückkehr wurde Gagarin ausgiebig gefeiert und bereiste die ganze Welt als Botschafter für das sowjetische Raumfahrtprogramm. Nach Abschluss seiner Kampfpilotenausbildung sollte er eigentlich für das Kosmonautenprogramm arbeiten. Doch Gagarin verunglückte am 27. März 1968 mit einem sowjetischen Jagdflugzeug vom Typ MIG-15 bei einem seiner Ausbildungsflüge.
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Trotz des Kalten Krieges wurde Gagarin auch im Westen für seine Leistung bewundert. Gleichzeitig spornte die Nachricht die USA an, sich selbst im Weltraum zu beweisen. In dieser Ausgabe der US-Zeitung "Huntsville Times" warnt bereits der deutsch-amerikanische Raketenentwickler Wernher von Braun, dass die USA sich anstrengen müssten, um die sowjetische Raumfahrt zu überholen.
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Ein Jahr später - John Glenn folgt Gagarin ins All
Am 20. Februar 1962 war es so weit: Die USA brachten ihren ersten Astronauten mit einer Mercury-Atlas-6-Rakete ins All. Dreimal umrundete John Glenn die Erde. Er hatte mehr Erfahrung als Gagarin. Vor seiner Raumfahrerkarriere war er Kampf- und Testpilot bei den Marines gewesen und hatte bereits Überschallrekorde aufgestellt.
Bild: Reuters/NASA
Schon kurze Zeit später fliegt die erste Frau ins All
Zwei Jahre nach Gagarin schickte die Sowjetunion die erste Frau ins Weltall: Walentina Tereschkowa verbrachte drei Tage an Bord des Raumschiffs Wostok-6, umkreiste die Erde 48-mal. Hier steht sie zwischen ihren Kollegen Gagarin (r) und Bykowski. Tereschkowa wurde zum Medienstar: Bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele 2014 in Sotschi trug sie die Olympische Fahne. Heute ist sie Duma-Abgeordnete.
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Den Wettlauf auf den Mond gewonnen
Am 20. Juli 1969 setzten die US-Astronauten Neil Armstrong und - hier im Bild - Buzz Aldrin als erste Menschen einen Fuß auf den Erdtrabanten. Der Wettlauf im Weltraum schien für die USA gewonnen zu sein. Bis heute hat ausschließlich die amerikanische NASA Menschen auf den Mond gebracht.
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Mythos Gagarin
Besonders in den osteuropäischen Staaten hielten die Menschen die Erinnerung an Gagarin wach - hier ein Wandbild aus der Ukraine. In den Zeiten des Sozialismus durften alle Verbündeten der Sowjetunion ihre eigenen Kosmonauten ins All schicken - zum Beispiel die DDR, Rumänien oder Bulgarien - auch als Symbol der Einigkeit und Stärke des sozialistischen Systems.
Bild: DW/R. Goncharenko
Heute: Internationale Kooperation auf der ISS
Mit dem Ende der Ost-West-Konfrontation wurde der Wettlauf zunehmend durch Kooperation ersetzt. Es begann mit dem Start der Raumstation Mir 1986, auf die die Sowjetunion auch westliche Astronauten einlud. Heute konzentrieren sich die gemeinsamen Bemühungen auf die Internationale Raumstation ISS, an der neben Russland und den USA auch die europäische ESA, Kanada und Japan beteiligt sind.
Bild: picture-alliance/dpa/ESA/NASA
Morgen: gemeinsam auf den Mond?
Auch in Zukunft wird die Kooperation der Raumfahrtstaaten sicher noch zunehmen. Wo es hingeht? Vielleicht wieder einmal auf den Mond. So ein internationales Monddorf könnte vielleicht einmal Nachfolger der ISS werden.