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Urteil gegen den "Fabelhaften Fab"

2. August 2013

Der frühere Goldman-Sachs-Banker Fabrice Tourre muss büßen. Nach Ansicht der Jury hat er absichtlich Anleger getäuscht und mit einem "toxischen" Wertpapier milliardenschweren Betrug begangen.

Fabrice Tourre, Gerichtszeichnung
Bild: Reuters

Fünf Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise hat ein US-Gericht in einem spektakulären Prozess den ehemaligen Goldman-Sachs-Manager Fabrice Tourre für schuldig befunden. Die Geschworenen-Jury in New York sah es als erwiesen an, dass der Banker milliardenschweren Betrug begangen hat. Tourre, auch unter seinem Spitznamen "Fabelhafter Fab" bekannt, hat demnach Investoren irreführende Informationen über ein bestimmtes Anlageprodukt gegeben. Das Strafmaß wird später verkündet. Tourre drohen Bußgelder in noch zu bestimmender Höhe und ein Berufsverbot in der Finanzbranche.

Die Entscheidung des Gerichts ist ein wichtiger Sieg für die US-Regierung und die US-Börsenaufsicht SEC. Die SEC hatte das Zivilverfahren gegen den heute 34-Jährigen ehemaligen Jungstar der Finanzbranche auf den Weg gebracht. Es mussten sich bereits zahlreiche Banken für ihr Verhalten zu Zeiten der Finanzkrise verantworten, bislang aber kaum einzelne Banker.

Symbol für Exzesse

Der Fall Tourre gilt als Symbol für die Exzesse der Wall Street vor der Finanzkrise. Wall-Street-Kritiker betrachten Tourres Vorgehen als exemplarisch für Fehlverhalten der gesamten Bankenbranche im Vorfeld der Krise. Der Franzose Tourre, damals gerade mal 28 Jahre alt, schuf Anfang 2007 das Investmentpapier "Abacus 2007-AC1", das auf einem Bündel fauler US-Immobilienkredite basierte. Anleger wetteten, ob "Abacus" steigen oder fallen würde - und machten entsprechend Gewinne oder Verluste.

Nach Ansicht der SEC verschwieg Tourre aber den Investoren, dass in Wahrheit der Hedgefonds-Milliardär John Paulson die Papiere auswählte, die "Abacus" zugrunde lagen. Paulson hatte auf einen Zusammenbruch des US-Häusermarktes gewettet und das Wertpapiergeschäft so konstruiert, dass es praktisch wertlos wurde, als die Immobilienblase tatsächlich platzte. Ergebnis: Paulson gewann rund eine Milliarde Dollar, während jene, die auf einen steigenden Wert gesetzt hatten, eine Milliarde verloren.

Auch deutsche Bank geschädigt

Zu den Geschädigten gehörte auch die deutsche Mittelstandsbank IKB in Düsseldorf, die ein großes Rad am US-Hypothekenmarkt gedreht hatte, sich verspekulierte und vom deutschen Steuerzahler mit Milliarden gerettet werden musste. Sie war eines der ersten Opfer der Finanzkrise, in deren Verlauf später die US-Investmentbank Lehman Brothers umkippte.

Bei seiner Aussage vergangene Woche hatte Tourre jede Schuld bestritten. Seine Anwälte beteuerten, der ehemalige Händler werde als "Sündenbock" hingestellt.

In einem Zivilverfahren, das die SEC gegen Goldman Sachs eingeleitet hatte, war zu einem Vergleich gekommen. Die Bank hatte 550 Millionen Dollar gezahlt, ohne eine Schuld anzuerkennen.

qu/wl (dpa, rtr)

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