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Ex-US-Banker wird neuer Zentralbankchef in der Türkei

3. Februar 2024

Die türkische Zentralbank bekommt schon wieder einen neuen Chef: Fatih Karahan. Seine Vorgängerin war überraschend zurückgetreten. Nun muss sich Karahan um die Bekämpfung der rasanten Inflation in der Türkei kümmern.

Fatih Karahan
Neuer Notenbankchef Karahan: Erst bei Amazon, jetzt in Ankara (Archivbild)Bild: ANKA

Stellvertreter war Fatih Karahan schon, nun lautet sein offizieller Titel Gouverneur. Der 42-Jährige rückt auf den Chefposten der türkischen Notenbank in Ankara - ernannt von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Das wurde am späten Freitagabend im Amtsblatt der Türkei bekannt gemacht.

Karahan löst damit die bisherige Chefin Hafize Gaye Erkan ab, die wenige Stunden zuvor überraschend ihren Rücktritt angekündigt hatte. Erkan hatte die Zentralbank seit vergangenem Juni geleitet und war die erste Frau, die das Amt innehatte. Die 44-Jährige war wegen Vorwürfen der Vetternwirtschaft unter Beschuss geraten.

Auslöser war ein Bericht der regierungskritischen Tageszeitung "Sözcü", die eine Mitarbeiterin der Zentralbank mit der Aussage zitiert hatte, Erkans Vater habe sich unrechtmäßig in Personalentscheidungen eingemischt. Erkan wies die Vorwürfe zurück. Auf ihrem Social-Media-Kanal schrieb die Bankerin, sie trete zurück, um ihre Familie und ihr "unschuldiges Kind" zu schützen.

Umbesetzung mitten in der Inflationsbekämpfung

Damit war eine erneute Neubesetzung des Chefpostens nötig - ausgerechnet in einer schwierigen Zeit, in der die Türkei weiterhin mit einer hohen Teuerungsrate zu kämpfen hat. Ökonomen machen Erdogans unkonventionelle Wirtschaftspolitik mit dafür verantwortlich, dass die Lebenshaltungskosten stark in die Höhe schossen und die Bürger Schwierigkeiten haben, sich Lebensmittel, Wohnraum und andere lebensnotwendige Dinge zu leisten.

Zurückgetretene Gouverneurin Erkan (in Istanbul im November): Anhebung der Zinsen auf 45 ProzentBild: Arif Hudaverdi Yaman/Andalou/picture alliance

Nach seinem erneuten Wahlsieg im Mai änderte Erdogan jedoch seinen Kurs. Er ernannte ein neues Wirtschaftsteam unter der Leitung des ehemaligen Merrill-Lynch-Bankiers Mehmet Simsek. Der kehrte als Finanzminister ins Kabinett in Ankara zurück und holte Erkan als neue Gouverneurin an die Spitze der Zentralbank.

Um der Inflation Einhalt zu gebieten, hob Erkan den Leitzins schrittweise von 8,5 auf 45,0 Prozent an - was ihre Vorgänger mutmaßlich das Amt gekostet hätte. Doch Präsident Erdogan ließ die Gouverneurin gewähren. Ihr Rücktritt jetzt sei ihre ganz persönliche Entscheidung, so Erkan. Nach der Rückzugsankündigung am Freitag kündigte Finanzminister Simsek an, die bisherige Wirtschaftspolitik werde fortgeführt.

Chef mit US-Meriten

Fatih Karahan war von Präsident Erdogan bereits im Juli zu einem der drei stellvertretenden Gouverneure der Zentralbank ernannt worden. Nach einem Wirtschaftsstudium in den USA arbeitete er für ein Jahrzehnt bei der US-Notenbank Fed des Regionalbezirks New York. Außerdem war er von 2022 an als leitender Ökonom für den Online-Händler Amazon tätig.

Die große Aufgabe bleibt: Die Inflation liegt in der Türkei mit etwa 65 Prozent immer noch extrem hoch. Nach einem Anstieg auf 85 Prozent im Jahr 2022 war sie zeitweise zwar gefallen, zuletzt aber wieder gestiegen. Ein Grund für die hohe Inflation ist die schwache Landeswährung Lira, die Einfuhren in die Türkei erheblich verteuert.

AR/jj (dpa, rtr, ap)

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