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Experimentierkasten auf Rädern - das Klimobil

Jochen Wobser12. Juli 2012

Damit Begriffe wie "Klimawandel" oder "Nachhaltigkeit" keine leblosen Schlagworte bleiben, tourt seit 2008 das "Klimobil" durch Bayern. Ein normaler VW-Bus. Aber nur auf den ersten Blick.

Seitenansicht des grün-gelben gestrichenen Klimobils (Foto: Jochen Wobser)
Das KlimobilBild: Jochen Wobser

Wo ist nur der Autoschlüssel? Vera Bellenhaus von der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) Würzburg steht auf dem Parkplatz der KJG und kramt in ihrer Umhängetasche. Ganz unten in der Tasche ist er dann, der Schlüssel für den leuchtend-gelben Kleinbus mit der Aufschrift "Klimobil" an den Seiten und auf der Heckklappe. Der Bus ist ein Hingucker, aber der eigentliche Clou befindet sich im Innenraum und oben auf dem Dach.

"Zusammen mit ehrenamtlichen Helfern haben wir den Bus umgebaut", erklärt Vera Bellenhaus, die als studierte Biologin die Umweltstation der KJG im Bistum Würzburg leitet. "Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage und der erzeugte Strom fließt in eine Zusatzbatterie unter dem Beifahrersitz. Damit kann man zum Beispiel eine Zeltlagerdisco oder Küchengeräte betreiben. Vor allem aber verwenden wir den Strom für unsere Experimente."

Rund 500 Einsätze in vier Jahren

Denn das Klimobil der KJG-Umweltstation ist ein Experimentierkasten auf vier Rädern. Bis unters Dach ist der Kleinbus vollgepackt mit didaktischen Materialien zu den Themen "Energie" und "Klimawandel". Mit dieser mobilen Ausrüstung fahren Pädagogen wie Sascha Zinn quer durch den Norden Bayerns und machen Station in Jugendzeltlagern, auf Schulparkplätzen oder Öko-Festivals. Rund 500 Einsätze hatte das Klimobil seit dem Start im April 2008.

Pädagoge Sascha Zinn präsentiert Unterrichtsmaterial des KlimobilsBild: Jochen Wobser

Der Berg kommt zum Propheten

Der Anstoß für das Projekt, erinnert sich Sascha Zinn, war zunächst wenig erfreulich: "Wir haben festgestellt, dass es immer schwieriger wurde, Schulklassen zu unseren Bildungsangeboten in die KJG-Umweltzentren zu bekommen. Die Lehrpläne in den Schulen lassen für solche projektbezogenen Ausflüge kaum noch Freiräume", so Zinn. "Nun bringt das Klimobil den Berg zum Propheten. Wir wollen jungen Menschen zeigen, was es bedeutet, die Gesellschaft auf einen nachhaltigen Entwicklungspfad zu führen."

Das "Energiefahrrad" erzeugt Strom durch MuskelkraftBild: Jochen Wobser

Interaktion statt Frontalunterricht

Bei ihren Einsätzen setzen die Betreuer des Klimobils auf Erlebnispädagogik statt Frontalunterricht. An Bord sind Materialien und Geräte für zahlreiche Experimente, die auf Interaktion der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet sind. Zum Beispiel das "Energie-Fahrrad": eine Art Heimtrainer, der – eifriges In-die-Pedale-Treten vorausgesetzt - Glühbirnen und ein Kofferradio mit Strom versorgt.

Mit einem Strommessgerät suchen die "Energiedetektive" der KJG nach den größten StrommfressernBild: Jochen Wobser

Die Kinder können kleine Autos mit Wasserstoffzellen zusammenbauen oder gehen als "Energiedetektive" mit Strommessgeräten auf Entdeckungstour, um in ihrer Umgebung die größten Stromfresser zu identifizieren. "Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche selbst Dinge ausprobieren", erklärt Vera Bellenhaus. "Nur durch eigene Erfahrung bleibt das Interesse für Umweltthemen wirklich haften und begleitet junge Menschen hinein in ihr Erwachsenenleben."

Dotierte Auszeichnungen und konkrete Erfolge

Das Projekt hat der KJG Würzburg im Jahr 2009 den mit 10.000 Euro dotierten Bayerischen Umweltpreis beschert. Und bereits zum zweiten Mal ist das Klimobil 2012 als offizielles Projekt der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" anerkannt worden. Aber die eigentlichen Erfolgserlebnisse sind für die Mitarbeiter wie Sascha Zinn, wenn spielerisches Entdecken in umweltbewusstes Handeln mündet. "Es gibt eine Schule, wo die Schüler nach unserem Besuch tatsächlich den Schulleiter dazu bewogen haben, den Stromanbieter zu wechseln", so Zinn.

Ein Arbeitsblatt der KJG Würzburg: Wofür benötigt der Mensch Strom?Bild: Jochen Wobser

An anderen Schulen sei zum Beispiel erreicht worden, dass der Getränkeautomat nicht mehr die gesamten Sommerferien durchkühlt, obwohl gar keine Schüler im Gebäude sind. "So etwas verbuche ich dann durchaus als Erfolg", sagt Sascha Zinn und schiebt schwungvoll die Bustüre zu. Das Klimobil ist bereit für den nächsten Einsatz.

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