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Experten legen Germanwings-Bericht vor

12. März 2016

Knapp ein Jahr nach dem Germanwings-Absturz über den französischen Alpen präsentieren Pariser Luftfahrexperten ihre Untersuchungsergebnisse. Offenbar plädieren sie für eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht.

Denkmal für die Opfer des Unglücks in Le Vernet im südosten Frankreichs (Foto: dpa)
Denkmal für die Opfer des Unglücks in Le Vernet im Südosten FrankreichsBild: picture-alliance/dpa/A. Jerocki

Französische Flugunfall-Experten haben vor dem Hintergrund des Germanwings-Absturz Vorschläge zur medizinischen Kontrolle von Piloten erarbeitet. Am Sonntag wollen die Mitarbeiter der Untersuchungsbehörde BEA im Pariser Vorort Le Bourget ihren Abschlussbericht der Öffentlichkeit vorstellen. Am Samstag wurden bereits Angehörige in Bonn informiert.

Der "Bild"-Zeitung zufolge wird zum Beispiel empfohlen, die ärztliche Schweigepflicht auf den Prüfstand zu stellen, damit Erkrankungen von Menschen in verantwortungsvollen Positionen frühzeitig erkannt und behandelt werden können.

Ein Mitglied der Bergungsteams direkt nach dem Unglück an der AbsturzsstelleBild: picture-alliance/dpa/G. Horcajuelo

Nach Erkenntnissen der Ermittler war der Copilot, der am 24. März 2015 eine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen absichtlich zum Absturz gebracht hatte und 149 Menschen mit in den Tod riss, psychisch krank gewesen. In seinem Fall seien mehrere Ärzte über eine erneut aufgetretene depressive Episode informiert gewesen, schreibt die Zeitung. Sie hätten wegen ihrer Schweigepflicht aber weder die Lufthansa noch das Luftfahrtbundesamt informiert.

Bescheinigungen nicht weitergeleitet

Nach Informationen der Deutschen Presseagentur nahm die Frage, warum der Copilot überhaupt fliegen durfte, einen breiten Raum bei der Veranstaltung mit den Angehörigen ein. Die BEA habe in diesem Zusammenhang zum Beispiel darüber informiert, dass die Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigungen des Copiloten, die bei Germanwings eingingen, nicht an den flugmedizinischen Dienst der Lufthansa weitergeleitet worden seien. So habe es auch keine Möglichkeit für den medizinischen Dienst gegeben, nachzufragen, warum er krank war.

Angehörige nannten Aussagen der Flugunfall-Experten beruhigend, nach denen kurz vor dem Aufprall der Maschine der Autopilot so eingestellt gewesen sei, dass die Passagiere das als normalen Sinkflug empfinden mussten. Auch sei ein auf dem Stimmrekorder zu hörendes heftiges Klopfen an die Cockpittür nicht von der Bordaxt gekommen. Außerdem habe der ausgesperrte Flugkapitän nicht in Richtung des Copiloten geschrien, sodass die Passagiere von der Situation wohl nichts mitbekamen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Oktober am Gymnasium in Haltern, das bei dem Unglück 18 Schüler und Lehrer verlorBild: picture-alliance/dpa/R. Pfeil

Für die Angehörigen der Verstorbenen ist es von großem Interesse, wie die letzten Minuten vor dem Aufprall abliefen. Im Bericht werden den Informationen zufolge auch Alternativen für den Türmechanismus der Cockpittür diskutiert. Der Copilot hatte sie verriegelt, als der Pilot das Cockpit kurz verließ. Sie hätte nur von ihm wieder geöffnet werden können. Ein Mandant des Mönchengladbacher Anwalts Christof Wellens berichtete diesem, dass die Angehörigen "wenig Neues erfahren" hätten. Es sei ein sachlicher Bericht über die Untersuchungsergebnisse abgegeben worden.

Wellens, der nach eigenen Angaben 34 Familien von Opfern vertritt, hatte kritisiert, dass keine Anwälte zu der Informationsveranstaltung zugelassen wurden. 16 der 34 Familien hätten den Wunsch gehabt, dass er sie bei der Veranstaltung vertrete. Die BEA ist dabei nicht für die juristische Aufarbeitung oder mögliche Schuldfragen zuständig, sondern für die sogenannte Sicherheitsuntersuchung. Am 24. März wird in den französischen Alpen erneut der Opfer gedacht.

stu/wl (afp, dpa)

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