1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Kriminalität

Explosionen vor Moschee und Kongressgebäude

27. September 2016

Zwei Sprengstoffattentate, die kurz hintereinander in Dresden verübt worden sind, geben Rätsel auf. Die Polizei vermutet ein fremdenfeindliches Motiv.

Deutschland Internationales Congresscenter ICC Dresden
Bild: Imago/Hanke

Fremdenhass in Sachsen - Wer stoppt den Mob?

42:36

This browser does not support the video element.

In Dresden sind vor einer Moschee und dem internationalen Kongresszentrum (Artikelbild) zwei Sprengstoffanschläge verübt worden. Das teilte die Polizei in der sächsischen Landeshauptstadt mit. Verletzt wurde niemand. "Auch wenn uns bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen. Gleichzeitig sehen wir auch eine Verbindung zu den Feierlichkeiten anlässlich des Tages der deutschen Einheit am kommenden Wochenende", sagte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar.

Selbstgebaute Sprengsätze

Die Beamten wurden am Montagabend von einer Rettungsleitstelle um 21.53 Uhr und um 22.19 Uhr über die Detonationen informiert. Vor Ort fanden Polizisten Reste von selbstgebauten Sprengsätzen. In der Moschee waren zum Zeitpunkt der Explosion ein Imam mit seiner Frau und zwei Kindern. Die Druckwelle drückte jedoch die Eingangstür nach innen und im Haus entstanden Verrußungen.

Im Areal des Kongresszentrums musste eine Hotelbar evakuiert werden. Am Tatort, der Freiterrasse zwischen Hotel und Kongresszentrum, haben die Ermittler ebenfalls Reste eines selbstgebauten Sprengsatzes gefunden. Durch die Hitze der Detonation sei eine Glasfassade beschädigt worden. An beiden Gebäuden entstand Sachschaden. Über die Höhe wurden noch keine Angaben gemacht.

An der Moschee verursachte der Sprengstoff VerrußungenBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Politiker verurteilen die Anschläge

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat den "feigen Anschlag" auf die Moschee in Dresden "auf das Schärfste" verurteilt. "Dies ist nicht nur ein Anschlag auf die Religionsfreiheit und die Werte einer aufgeklärten Gesellschaft, sondern hier wurde auch bewusst der Tod von den in der Moschee lebenden Menschen in Kauf genommen", sagte er. 

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nannte die Vorfälle "empörend". Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Deutschen Islamkonferenz beklagte er eine zunehmende Aggressivität gegenüber Muslimen in Deutschland. Das wolle er nicht, sagte er. 

Der Sprecher für Religion und Migration der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, äußerte sich ebenfalls schockiert über den Vorfall. "Anschläge auf Gotteshäuser sind Anschläge auf die Demokratie und die Freiheit von uns allen", erklärte Beck. "Wer Gotteshäuser anzündet, schreckt auch nicht davor zurück, Menschen zu töten." Es sei "kein Unterschied, ob das Ziel eine Moschee oder eine Kirche, eine Synagoge oder ein Tempel ist".

Insgesamt waren in der Nacht mehr als 50 Polizeibeamte im Einsatz, darunter die Tatortgruppe des Landeskriminalamts Sachsen, zivile Fahnder und Ermittler des operativen Abwehrzentrums der sächsischen Polizei. Die weiteren Ermittlungen übernahm das für extremistische Straftaten zuständige operative Abwehrzentrum.

Noch in der Nacht habe Dresdens Polizeipräsident den Schutz islamischer Einrichtungen in Dresden mit dem türkischen Generalkonsul abgestimmt. Wie die Polizei weiter mitteilte, werden ab sofort beide Dresdner Moscheen von Einsatzkräften bewacht. Auch das islamische Zentrum werde gesichert.

as/uh (dpa, epd, rtr,  mdr)

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen