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Expo 2025 in Osaka – faszinierend überflüssig

9. April 2025

Weltausstellungen wollen spannende Innovationen vorstellen und Lösungen für drängende Zukunftsfragen liefern. Das Spektakel ist faszinierend, aber ist das Konzept noch zeitgemäß?

Japan Osaka 2025 | Bauarbeiten auf Yumeshima für die Expo 2025
Für die Expo in Osaka wurde eigens eine künstliche Insel im Meer angelegt, im Zentrum eine gigantische Ringkonstruktion aus Holz Bild: Takumi Harada/AP/picture alliance

Bei der ersten Weltausstellung in London 1851 ging es noch darum, technische Neuheiten und bis dato Ungesehenes zu präsentieren. Der für die Weltausstellung in Paris gebaute Eiffelturm war 1889 für viele Bewohner ein Ärgernis, für die meisten Besucher aber war er eine Sensation. Wie auch das Atomium 1958 in Brüssel. Noch heute ziehen diese Wahrzeichen Besucher aus aller Welt an. 

Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Die weltweit spannendsten Innovationen sind heute nur einen Mausklick entfernt. In unserer digitalisierten Gegenwart muss niemand mehr um die halbe Welt reisen, um die neusten Errungenschaften von Technik und Wissenschaft zu bestaunen.

Interaktive Bildschirme übersetzen die Gespräche zwischen Veranstaltern und Besuchern in 13 verschiedenen Sprachen Bild: Takumi Harada/AP/picture alliance

Die letzten Weltausstellungen in Hannover, Mailand, Shanghai und Dubai wollten mehr sein als nur ein faszinierendes Spektakel, sie wollten auch zum Denken anregen. Neben viel Glanz und Glitter wollen Weltausstellungen seit den 1990er Jahren vor allem Antworten für die wichtigsten Fragen der Gegenwart liefern: Wie leben wir in Zukunft zusammen? Wie wird das städtischen Leben lebenswerter? Wie überwinden wir soziale Ungerechtigkeiten? Welche alternativen Verkehrs-, Energie- und Wirtschaftssysteme gibt es? Wie schützen wir unsere Umwelt effektiver?

Fragen, für die es internationale Antworten braucht.

Extravagantes Vergnügen: unnötig, aber beeindruckend

Auch wenn sich diese Fragen wie ein roter Faden durch die Expos ziehen, waren die letzten Weltausstellungen vor allem ein immer pompöseres Werben um Aufmerksamkeit. 

Kein Land will oder kann sich dieses internationale Schaulaufen entgehen lassen. Und so nehmen an der diesjährigen Weltausstellung in Osaka im Westen Japans rund 160 Länder und internationale Organisationen teil, die sechs Monate lang ihre technologischen und kulturellen Fähigkeiten präsentieren.

Die letzten Testläufe vor der großen Eröffnungsfeier sind erfolgreich abgeschlossen - rund 30 Millionen Gäste werden in Osaka erwartetBild: Takuya Yoshino/AP/picture alliance

Ein etwa zwei Kilometer langer Dachring als eine der größten Holzkonstruktionen der Welt, fliegende Autos, durchsichtige Solarzellen, Mars-Gestein, extravagante Gebäude, spektakuläre Shows - für umgerechnet 25 bis 42 Euro Eintritt hat die Expo 2025 viel zu bieten. Rund zehn Kilometer außerhalb des Stadtzentrums von Osaka wurde eigens eine künstliche Insel, Yumeshima Island, als Expo-Gelände angelegt.

Deutschland präsentiert Konzept für nachhaltiges Wirtschaften

"Designing the society of the future and imagining our life of tomorrow" lautet das diesjährige Motto in Osaka. Es werden Ideen für ein zukünftiges Zusammenleben und Alternativen für eine nachhaltigere, gerechtere und vernetztere Zukunft präsentiert. Sowie Innovationen in den Bereichen Gesundheits- und Ernährungsversorgung, Künstliche IntelligenzRobotik und erneuerbare Energien .

Ausdrücklich soll dem Umweltschutz ein besonderes Augenmerk gelten, der angesichts der Krisen und Kriege weltweit immer weniger Beachtung findet.

Schwerpunkthema des Deutschen Pavillons ist 2025 die zirkuläre Kreislaufwirtschaft. Klingt nicht sehr sexy, ist aber sehr wichtig. Eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft ohne Müll ist entscheidend für nachhaltiges Wirtschaften.

Wettstreit der Pavillons

Bei den Expos bekommen traditionell die jeweiligen Pavillons der Länder die meiste Aufmerksamkeit. Damit die Besucher staunen und das Gebäude möglichst lang in Erinnerung behalten, braucht es einen möglichst auffälligen Pavillon. Staaten, die es sich leisten können, investieren hier sehr viel Geld.

Auffallen um jeden Preis: Die markantesten Pavillons bekommen die meiste AufmerksamskeitBild: Takumi Harada/AP/picture alliance

Trotzdem ähneln viele Pavillons eher begehbaren Reiseprospekten, in denen die Sehenswürdigkeiten (oder auch die Regierung) des Landes gepriesen werden oder freundlich lächelnde Hostessen landestypische Spezialitäten verteilen. 

Oftmals spiegelt sich in den Ständen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Staates wider. Ärmere Länder werden zwar vom Veranstalter mit günstigen Flächen und Ausstattung unterstützt. Trotzdem haben ökonomisch schwächere Länder keine oder eher bescheidene Pavillons mit Postern statt mit aufwändigen Videoprojektionen. Entsprechend geringer ist die Aufmerksamkeit der Besucher.

Expos sind ein finanzieller Kraftakt

Lange galt die Ausrichtung einer Weltausstellung als lukratives Prestigeprojekt. Sie versprach wirtschaftliches Wachstum, massive Investitionen in die Infrastruktur, große Bekanntheit und Ansehen.

Inzwischen aber sind Expos selbst für reiche Austragungsländer ein gewaltiger finanzieller Kraftakt, den die jeweilige Bevölkerung meist sehr kritisch sieht. Die durch die Corona-Pandemie verzögerte Expo 2020 in Dubai wurde 2021/22 abgehalten und kostete geschätzt sieben Milliarden US-Dollar, es kamen rund 24 Millionen Besucher.

Bei der Expo 2025 in Osaka werden von April bis Oktober 28 Millionen Besucher erwartet. Lange hielt sich in Japan die Begeisterung in Grenzen, der Ticketverkauf stagnierte. Außerdem haben steigende Kosten, Inflation und Arbeitskräftemangel dazu geführt, dass das Gesamtbudget für den Bau der Expo gegenüber den Schätzungen von 2020 um 27 Prozent auf umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro gestiegen ist.

Wie nachhaltig sind Expos?

Bei Weltausstellungen wird sehr viel über Umweltschutz und Nachhaltigkeit gesprochen, vor allem von den Veranstaltern. Gleichzeitig sind Expos selbst alles andere als nachhaltig, wenn alle fünf Jahre Millionen Menschen anreisen, die meisten davon mit dem Flugzeug.

Viele Pavillons werden nach der Weltausstellung abgerissen, auf den Expo-Geländen wird im Idealfall ein neues Stadtviertel, ein Park oder eine Wirtschaftszone errichtet. Ökologisch betrachtet könnten die verbauten Millionen sicherlich sinnvoller eingesetzt werden.

Umweltschutz ist das zentrale Thema, denn keine Blumenanimation kann die Natur ersetzen Bild: Makoto Kondo/AP/picture alliance

Es ist eine Illusion, dass Weltausstellungen einen echten Beitrag dazu leisten können, die Probleme der Zukunft zu lösen. Wer nicht nur einen amüsanten Tag in einer futuristischen Glitzerwelt erleben will, kann im besten Fall Denkanstöße bekommen. Und sich daran erinnern, dass die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft auch in Zeiten der Abschottung und globalen Zerwürfnisse nur gemeinsam bewältigt werden können.

Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit