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Exporterfolg Abwrackprämie

Insa Wrede7. April 2009

Die Abwrackprämie hat in Deutschland den Kauf von Neuwagen erheblich angekurbelt. Ein Modell, das nun in die USA exportiert wird: Barack Obama plant ein ähnliches Programm, um die heimische Autoindustrie zu unterstützen.

Ein Kran hebt Autowracks in einen Schredder (Quelle: AP)
Auch in den USA sollen alte Autos weg von der StraßeBild: AP

Finanzkrise hin oder her. Statt für schlechte Zeiten zu sparen, sind seit Anfang des Jahres rund 1,2 Millionen Deutsche einkaufen gegangen. Und dabei haben sich richtig tief in die Tasche gelangt. Gekauft wurden nämlich nicht Elektroartikel oder Kleidung, sondern Neuwagen. Der Grund war die Abwrackprämie: 2500 Euro hat die deutsche Regierung denjenigen versprochen, die ihr mehr als neun Jahre altes Auto verschrotten und dafür einen Neues kaufen. Damit soll die für Deutschland so wichtige Autoindustrie unterstützt, Arbeitsplätze gesichert und die Konjunktur angekurbelt werden. Gleichzeitig wurde der positive Umwelteffekt der Prämie betont.

Die deutsche Abwrackprämie soll verlängert werdenBild: picture-alliance/ dpa

Eine Idee, die auf den ersten Blick große Wirkung gezeigt hat. So sind in Deutschland im März so viele Autos verkauft worden wie seit 17 Jahren nicht mehr: 401.000 Neuzulassungen - das bedeutet ein Absatzplus von rund 40 Prozent. Die Nachfrage nach neuen Autos übersteigt bei weitem die anfänglichen Erwartungen, und so wird bereits darüber nachgedacht, noch mehr Geld für die Abwrackprämie bereitzustellen.

Cash for Clunkers

Mit dem Erfolgsmodell Abwrackprämie will nun auch der US-Präsident Barack Obama den heimischen Autoherstellern unter die Arme greifen. In seiner Rede zur Lage der Autoindustrie hatte Obama den Kongress aufgerufen, Teile des Konjunkturprogramms für ein ähnliches Programm zu verwenden. Wie genau die amerikanische Variante aussehen soll – darüber wird noch im Kongress diskutiert. Der Slogan steht allerdings schon: "Cash for Clunkers", also "Kohle für Klapperkisten".

General Motors, Crysler und Ford sollen mit der Prämie gestärkt werdenBild: DW/AP

Klar scheint aber bereits jetzt: Die US-Variante wird wohl großzügiger ausfallen als die Deutsche. Wer einen Neuwagen kauft und einen alten verschrottet, wird zwischen 2500 und 4000 Dollar vom Staat geschenkt bekommen. Insgesamt sollen zwei bis vier Milliarden Dollar für Autokäufer bereitgestellt werden. Dadurch könnten zwischen 750.000 und eine Millionen Fahrzeuge zusätzlich abgesetzt werden, schätzen Branchenexperten.

Unterschiede zur deutschem Abwrackprämie

In Deutschland heißt die Abwrackprämie offiziell zwar Umweltprämie. Der Effekt für die Umwelt war aber eher zufällig, weil hauptsächlich Kleinwagen gekauft wurden, sagt Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland. “Die Abwrackprämie hat keine ökologische Lenkungswirkung. Es ist nicht geregelt, was das Auto leisten muss, dass neu gekauft wird. So ist es beispielsweise nicht relevant, ob es drei, fünf oder zehn Liter verbraucht.” Theoretisch hätten die Verbraucher ihre alten Rostlauben auch durch Spritfresser ersetzen können. In Amerika soll dagegen eine Prämie nur dann gezahlt werden, wenn bestimmte Umweltkriterien erfüllt sind.

GM und Ford verschliefen die Trendwende zum KleinwagenBild: picture-alliance/dpa

Heftig diskutiert wird in den USA außerdem noch, welche Autobauer von der Prämie profitieren sollen. Obama möchte natürlich in erster Linie die heimische Industrie unterstützen. Die drei großen amerikanischen Autobauer GM, Ford und Chrysler sind schwer angeschlagen und haben Förderung bitter nötig. Allein im März verzeichneten sie einen Absatzrückgang von insgesamt über 40 Prozent. Ob die US-Abwrackprämie an den Hersteller gekoppelt wird, ist aber noch unklar.

Ein erster Entwurf im März hätte auch Importeure profitieren lassen. Nach heftiger Kritik der mächtigen Autogewerkschaft UAW wurde dann überlegt, ob man Autokäufern von amerikanischen Wagen eine zusätzliche Prämie von 1000 Dollar geben solle. Eine Bevorzugung amerikanischer Hersteller stößt in Deutschland auf wenig Gegenliebe. Hier ist nämlich die Abwrackprämie unabhängig vom Produzenten. Da die Deutschen hauptsächlich Kleinwagen gekauft haben und ausländische Produzenten in diesem Segment besonders stark sind, haben im Endeffekt die Importmarken mehr als die deutschen Hersteller profitiert. Für die deutschen Autobauer ist dagegen der Weltmarkt wichtiger als der deutsche, sagt Willi Diez, Leiter des renommierten Instituts Automobilwirtschaft: "75 Prozent der deutschen Automobilproduktion geht ins Ausland bei einigen Herstellern sogar über 80 Prozent. Das heißt, für die deutschen Hersteller ist es natürlich ganz wichtig, wie es in Nordamerika weitergeht."

Ist die Abwrackprämie wirklich ein Erfolg?

Die größten Umweltschäden werden bei der Produktion verursachtBild: AP

Auch wenn die deutsche Umweltprämie es suggeriert: Wirklich gut für die Umwelt ist sie nicht. Werden alte Autos durch neue Umweltfreundliche ersetzt, so wird insgesamt zwar weniger Treibstoff verbraucht, die Umwelt leidet aber trotzdem. Der Großteil der Umweltschäden, die ein Auto im Laufe seines Lebens verursacht, entsteht bei der Produktion. Somit belasten vorgezogene Autokäufe die Umwelt stärker als wenn ein spritfressendes altes Auto noch etwas weiter gefahren wird.

Außerdem meinen viele Experten, dass die Abwrackprämie lediglich für einen Vorzieheffekt sorgt. Die alten Autos wären sowieso in näherer Zukunft ersetzt worden. Nun kauft jeder, der kann, sofort und kassiert noch ordentlich vom Staat - dafür wird die Nachfrage dann später drastisch weg brechen, meint Willi Diez: "Wie immer bei solchen Maßnahmen gibt es einen so genannten Mitnahmeeffekt. Etwa die Hälfte von dem was wir dieses Jahr durch die Abwrackprämie verkaufen, geht im nächsten Jahr an Nachfrage verloren. Und die Hoffnung geht natürlich dahin, dass sich bis dahin dann auch die anderen Märkte erholt haben, so dass das dann kompensiert werden kann." Es ist also fraglich, ob durch die Prämie den Autobauern längerfristig wirklich geholfen wird.

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