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Extreme Unwetter: Arme Länder am stärksten betroffen

25. Januar 2021

Wetterextreme nehmen weltweit zu. Der aktuelle Klima-Risiko-Index zeigt, dass arme Länder am meisten darunter leiden. Große Regenmengen und Stürme schadeten zuletzt besonders Ostafrika, Asien und Südamerika.

Rettungseinsätze nach Wirbelsturm «Idai» Soldaten bringen einen Verletzten zum Hubschrauber
Rettungseinsätze nach Wirbelsturm Idai in Simbabwe im März 2019Bild: picture-alliance/AP/T. Mukwazhi

Heftige Stürme verursachten im Jahr 2019 weltweit die stärksten Schäden. "Das sind zum einen der Zyklon Idai an der Südostküste von Afrika, der zu Schäden in Mosambik, Simbabwe, Malawi geführt hat und zum anderen ein Hurrikan in der Karibik, der die Bahamas getroffen hat", so David Eckstein, Mitautor des Klima-Risiko-Index 2021.

Über 1000 Menschen verloren durch den Tropensturm im März 2019 in Mosambik, Simbabwe und Malawi ihr Leben. "Idai verursachte katastrophale Schäden und eine humanitäre Krise", bilanziert der aktuelle Klima-Risiko-Index 2021, der seit 2006 jährlich von der Umweltorganisation Germanwatch erstellt wird.

Grundlage für den globalen Index ist die Datenbank des Rückversicherers Munich Re. Dabei werden die durch Extremwetter verursachten Todeszahlen und Sachschäden in Relation zur Einwohnerzahl und dem Bruttoinlandsprodukt gesetzt.

Der Hurrikan Dorian verwüstete 2019 die Bahamas und andere Inseln in der Region.Bild: picture-alliance/ZUMA Wire/Planet Pix/Noaa

Große Schäden durch Stürme und Starkregen 

Neben dem Hurrikan auf den Bahamas wurde auch Japan durch den Taifun Hagibis sehr heftig getroffen, 290 Menschen kamen dabei ums Leben. Besonders langanhaltende Regenfälle verursachten in Indien mehr als 2200 Todesfälle; auch in Afghanistan, Süd Sudan und Niger starben durch starke Niederschläge mehrere hundert Menschen. In Bolivien führte Starkregen zu Überschwemmungen, 34 Menschen starben, und 23.000 Familien wurden obdachlos. Brände zerstörten dort zudem zwei Millionen Hektar Wald, Grünland und Schutzgebiete.

Besonders den Armen fehlt das Geld für den Wiederaufbau; die Folgeschäden sind immens wie hier in Mosambik.Bild: picture-alliance/AP Photo/D. Onyodi

"Stürme gab es auch schon früher. Laut der Wissenschaft ist es jedoch auffällig, dass die Wirbelstürme in ihrer Intensität zunehmen. Und das kann man dem Klimawandel zuordnen", sagt David Eckstein von Germanwatch. "Wir haben Interviews mit Leuten aus Mosambik geführt. Die sagten, dass es schon immer Zyklone an der Südost Küste Afrikas gab, aber noch nie in der Heftigkeit wie 2019 mit Idai."

Mehr schwere Wirbelstürme mit jedem Zehntel Grad

Auffallend ist laut Eckstein, dass 2019 alle zehn der von Extremwetter am heftigsten betroffenen Staaten unter starken Regenfluten litten. Im Vorjahr trafen große Regenmengen acht der zehn am stärksten betroffenen Länder, zwei andere Länder (Deutschland und Kanada) waren extremer Hitze ausgesetzt.

"Der Regen verursacht durch die extremen Wassermengen tatsächlich die meisten Schäden bei einem Wirbelsturm. Dabei spielt der Klimawandel auf mehreren Ebenen eine besondere Rolle", so Eckstein gegenüber DW.

Starkregen und Überschwemmungen nehmen weltweit zu - wie hier auf den BahamasBild: picture alliance/AP Images/AP Photo/R. Espinosa

Ein Grund für die Zunahme von Regen ist, dass das Meer und die Luft durch den Klimawandel wärmer werden. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen – umso mehr regnet es.

Der Bericht geht aufgrund der vorliegenden Daten davon aus, dass die Zahl schwerer tropischer Wirbelstürme mit jedem Zehntel Grad Temperaturanstieg zunehmen wird. 

Arme trifft es härter

Seit dem Jahr 2000 kamen laut dem Risiko-Index über 475.000 Menschen bei mehr als 11.000 extremen Wetterereignissen ums Leben. Acht der zehn zwischen 2000 und 2019 am stärksten betroffener Länder sind ärmere Staaten. "Sie sind am härtesten betroffen, weil sie anfälliger für die schädlichen Auswirkungen einer Gefahr sind und eine geringere Bewältigungskapazität haben", erklärt Mitautorin Vera Kuenzel.

Diese Länder haben weit weniger finanziellen Ressourcen für den Wiederaufbau als ökonomisch starke Industrieländer. "Länder wie Haiti, die Philippinen und Pakistan sind wiederholt von extremen Wetterereignissen betroffen und haben keine Zeit, sich vollständig zu erholen, bevor das nächste Ereignis eintritt", sagt Kuenzel. "Die Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit muss daher nicht nur die Anpassung betreffen, sondern auch die notwendige Unterstützung für den Umgang mit Verlusten und Schäden bieten."

Verursacher zahlen bislang nicht für Schäden

Entwicklungsländer haben in der Regel kaum zum CO2-Anstieg in der Atmosphäre beigetragen und sind damit auch kaum verantwortlich für die Erderhitzung und deren Folgeschäden. "Nun benötigen sie jedoch dringend finanzielle und technische Unterstützung, um sich soweit wie möglich an die Folgen anzupassen", betont Eckstein.

Verursacht wurde der CO2-Anstieg in der Atmosphäre vor allem durch die Industriestaaten.

Die Energiekonzerne zahlen für die Folgeschäden bislang nichts. Die Regierungen der Industrieländer hatten sich eigentlich verpflichtet, den betroffenen Ländern ab 2020 jedes Jahr mit 100 Milliarden Dollar bei der Krisenbewältigung zu helfen.

Doch "jüngste Studien zeigen, dass die von den Industrienationen zugesagten 100 Milliarden Dollar pro Jahr nicht erreicht werden und nur ein kleiner Teil davon für die Klimaanpassung bereitgestellt wurde", sagt David Eckstein von Germanwatch.  

Hoffen auf mehr Verantwortung 

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump stellte sämtliche Zahlungen an den internationalen Klimafonds ein. Mit dem Machtwechsel in Washington soll sich das jetzt ändern. Präsident Biden unterzeichnete kurz nach Amtsantritt ein Dekret für den erneuten Beitritt seines Landes zum Pariser Klimaabkommen. "Wir hoffen, dass sich da die Position positiv verändert und die USA die unter Obama formulierten Klimaschutzziele deutlich nach oben korrigieren. Auch hoffen wir, dass sich eine Dynamik zwischen den USA, China und der EU entfacht", sagt Eckstein.

Wie wichtig Finanzhilfen für viele Staaten seien, zeige jetzt auch die Pandemie, betont Laura Schaefer von Germanwatch. Risiken in unterschiedlichen Bereichen wie etwa Gesundheit und Wirtschaft seien eng miteinander verbunden. In Zukunft werde es "darauf ankommen, die Krisenfestigkeit dieser Staaten zu verbessern – insbesondere die Klimaresilienz."

Simbabwe: Wiederaufbau nach dem Zyklon

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