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EZB belässt Leitzins auf Rekordtief

21. Januar 2016

Die Europäische Zentralbank setzt die Politik des billigen Geldes fort. Damit will sie die Inflation auf ein normales Niveau bringen. Bei diesem Ziel gibt es momentan einen Angstgegner: den fallenden Ölpreis.

Deutschland EZB Pressekonferenz Mario Draghi
Bild: picture alliance/AP Photo/M. Probst

Es bleibt dabei: Der Zins, mit dem sich Banken bei der Europäischen Zentralbank Geld leihen können, wird nicht korrigiert. So EZB-Chef Mario Draghi nach den Beratungen der Währungshüter in der Frankfurter Zentrale am heutigen Nachmittag. Damit bleibt der Leitzins auf seinem historischen Tief von 0,05 Prozent. Laut Draghi wolle man die Situation bis März genau beobachten und dann gegebenfalls Änderungen vornehmen. "Wir sind entschlossen angemessen auf jegliche Situation zu reagieren", so Draghi in Frankfurt.

Die Inflation habe sich schwächer entwickelt als erwartet. Zudem seien die Risiken gestiegen, etwa durch die Wachstumsschwäche der Schwellenländer. Als weitere Gefahren nannte der Italiener die Turbulenzen an den Finanzmärkten und geopolitische Krisen. Insgesamt hätten sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Wochen verändert. Seit der vorigen Sitzung der Währungshüter Anfang Dezember ist der bereits lange Zeit auf Talfahrt befindliche Ölpreis nochmals um rund 30 Prozent abgestürzt. Dieser Effekt hält auch die Inflation in der Euro-Zone am Boden.

Nach Draghis Worten bleiben bis März auch andere Entscheidungen der letzten EZB-Ratssitzung Anfang Dezember bestehen. Damals hatten die Notenbanker den Einlagezins, zu dem Banken ihr Geld kurzfristig bei der Notenbank anlegen können, auf minus 0,3 Prozent gesenkt. Er hatte bis dahin bei minus 0,2 Prozent gelegen.

Daneben hatte die Zentralbank bekannt gegeben, das milliardenschwere Programm zum Ankauf von Anleihen um mindestens ein halbes Jahr bis Ende März 2017 zu verlängern. Darüber hinaus entschieden die obersten Währungshüter, die Bandbreite an Anleihen zu erweitern, welche die EZB aufkauft.

Ölpreis-Dilemma

Mit den Maßnahmen will die EZB die Inflationsrate in der Eurozone ankurbeln und langfristig knapp unter der Marke von zwei Prozent stabilisieren. Im Dezember war die Inflation mit 0,2 Prozent weit davon entfernt.

Doch das Dilemma wird auch mit einer Kontinuität des billigen Geldes nicht geregelt werden. Denn der Verfall der Ölpreise wird den Druck für die Europäische Zentralbank erhöhen. Mit fallenden Ölpreisen ist eine Anpassung der Inflation schwierig - schließlich hängen viele ökonomische Variablen an den Ölpreisen - beispielsweise für Strom und Transport. "Wir werden unser Ziel auf längere Zeit nicht erreichen", ist sich auch Draghi bewusst.

Das EZB-Gebäude in Frankfurt am MainBild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Geopolitisch spricht einiges gegen eine schnelle Erholung der Ölpreise. Mit der Aufhebung von Sanktionen im Iran kommt nun an den Finanzmärkten die Sorge hinzu, die Islamische Republik könne mit der Ausweitung ihrer Produktion ein ohnehin schon bestehendes Überangebot noch verschärfen. Volkswirte gehen inzwischen davon aus, dass die Teuerung in der Euro-Zone in den nächsten Monaten erneut auf unter Null absacken wird. Für die Konjunktur hat der günstige Ölpreis aber auch einen positiven Nebeneffekt: Denn werden die Energie- und Transportkosten geringer, bleibt Unternehmen mehr Geld für Investitionen.

Die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den europäischen Aktienmarkt am Donnerstag angefeuert. Der Dax sprang während der Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi am Nachmittag um bis zu 2,8 Prozent auf 9656 Punkte in die Höhe, während der Euro um mehr als einen US-Cent unter die Marke von 1,08 Dollar fiel.

nm/zdh (afp, rtr, dpa)

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