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Leitzinsbleibt auf Rekordtief von null Prozent

3. Februar 2022

Die Teuerung in Deutschland wie im Euroraum hält sich auf hohem Niveau. Immer deutlicher werden die Forderungen an die EZB, gegenzusteuern. Doch die Notenbank bleibt ihrem Kurs treu.

Deutschland Frankfurt | Europäischen Zentralbank | Christine Lagarde
Bild: Michael Probst/dpa/AP/picture alliance

Europas Währungshüter behalten trotz weiterhin hoher Teuerungsraten  ihren ultralockeren geldpolitischen Kurs vorerst bei. Bei der ersten geldpolitischen Sitzung im neuen Jahr bestätigte der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) den Leitzins im Euroraum auf seinem Rekordtief von null Prozent. Auch an den milliardenschweren Anleihenkäufen hält die Notenbank fest, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.

Zugleich müssen Finanzinstitute weiterhin Strafzinsen berappen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Den dafür gültigen sogenannten Einlagesatz beließen die Währungshüter bei minus 0,5 Prozent.

Die zuletzt sprunghaft gestiegene Teuerungsrate in der Euro-Zone wird aus Sicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor allem kurzfristig noch hoch bleiben. "Die Inflation wird wahrscheinlich noch länger als bisher gedacht erhöht bleiben, aber sich abschwächen im Laufe dieses Jahres", sagte die Französin (Artikelbild) nach der Ratssitzung am Donnerstag in Frankfurt. Die hohen Energiepreise erwiesen sich als hartnäckig. Aber auch die Lebensmittelpreise kletterten deutlich. Risiken gebe es derzeit eher wegen einer weiter steigenden Teuerungsrate.

Benzinpreise auf RekordniveauBild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance

Gleichzeitig legte die Bank of England wenige Wochen nach ihrer Zinswende nach. Sie erhöhte den geldpolitischen Schlüsselzins um einen Viertel Punkt auf 0,5 Prozent. Die Notenbank deutete eine mögliche weitere Straffung der Geldpolitik an. Sie hält es für möglich, dass die Inflation bald über die Markte von sieben Prozent hinausschießen könnte. Die Bank of England hatte im Dezember als erste der großen Zentralbanken seit Beginn der Pandemie den Zins angehoben - und zwar von 0,1 auf 0,25 Prozent.

Inflation auf hohem Niveau

Allerdings: Noch hält sich die Teuerung auf vergleichsweise hohem Niveau. Im Euroraum stieg die Inflation im Januar entgegen den Erwartungen sogar noch weiter auf nun 5,1 Prozent. Das ist der höchste Wert seit Einführung des Euro als gemeinsame europäische Verrechnungswährung 1999. In Deutschland ging die jährliche Teuerungsrate zu Jahresbeginn zwar auf 4,9 Prozent zurück, der Rückgang fiel aber deutlich geringer aus als erwartet. Vor allem steigende Energiepreise heizen den Preisauftrieb an.

Auch Lebensmittel werden immer teurerBild: Moritz Frankenberg/dpa/picture alliance

Die vergleichsweise hohe Teuerung macht Verbrauchern Sorge. Denn eine höhere Inflation schwächt ihre Kaufkraft, weil sie sich für einen Euro weniger kaufen können als zuvor. Kritiker werfen der EZB vor, mit ihrer seit Jahren ultralockeren Geldpolitik inklusive milliardenschwerer Anleihenkäufe die Teuerung noch anzuheizen.

Bei der Sitzung Mitte Dezember hatte der EZB-Rat ein erstes Signal für ein Auslaufen der Geldflut gesendet: Nur noch bis Ende März wird die EZB zusätzliche Wertpapiere im Rahmen ihres in der Corona-Pandemie aufgelegten Anleihenkaufprogramms PEPP erwerben.

Weiterhin Milliarden für Anleihenkäufe

Allerdings steckt die Notenbank weiterhin etliche Milliarden in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere: Das allgemeine Kaufprogramm APP wird vorübergehend aufgestockt. Gelder aus auslaufenden PEPP-Papieren sollen bis mindestens Ende 2024 neu angelegt werden.

Einer baldigen Zinserhöhung im Euroraum hatte Lagarde wiederholt eine Absage erteilt. "Wir werden in ein paar Monaten neue Projektionen haben. Diese könnten anders aussehen, und zu diesem Zeitpunkt werden wir uns unseren Fahrplan ansehen müssen", sagte Lagarde jüngst mit Blick auf die für März erwarteten neuen Prognosen der Notenbank zur Entwicklung von Inflation und Konjunktur. Lagarde betonte mit Blick auf das Inflationsziel der Notenbank: "Wir werden handeln, sobald die Kriterien erfüllt sind, aber im Moment sind sie nicht erfüllt."

Die Notenbank strebt für den Währungsraum der 19 Länder ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent an. Sie akzeptiert es, wenn diese Marke zeitweise etwas über- oder unterschritten wird.

Der seit Jahresbeginn amtierende Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte zu seinem Amtsantritt gewarnt, er sehe "derzeit eher die Gefahr, dass die Inflationsrate länger erhöht bleiben könnte als gegenwärtig erwartet". Nagel betonte: "Bei aller Unsicherheit ist eines ganz klar: Wenn es die Preisstabilität erfordert, muss der EZB-Rat handeln und seinen geldpolitischen Kurs anpassen." Am Donnerstag nahm Nagel erstmals an den Beratungen des EZB-Rates teil.

ul/hb (dpa, rtr)

 

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