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EZB setzt Großbanken Stress aus

Zhang Danhong22. Oktober 2014

Die Europäische Zentralbank übernimmt ab November die Aufsicht über die Großbanken der Währungsunion. Vorher werden sie auf Herz und Nieren geprüft. Am 26. Oktober werden die Ergebnisse des Stresstests bekanntgegeben.

EZB billiges Geld Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa

Stresstest - Sind Europas Banken sicher?

02:00

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Als ob die Eurozone nicht schon Stress genug hätte: schlechte Wirtschaftsdaten, steigende Schulden, hohe Arbeitslosigkeit und eine Notenbank im Kreuzfeuer der Kritik. Da unterzieht eben diese Zentralbank auch noch rund 130 Großbanken der Euroländer einen Stresstest. Am kommenden Sonntag schlägt die Stunde der Wahrheit. Namen der Wackelkandidaten kursieren bereits. Auch wird über Turbulenzen an den Finanzmärkten am Tag danach spekuliert.

Stresstest - Sind Europas Banken sicher?

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Dass die EZB sich selber und den Großbanken der Eurozone diesen Stress zumutet, hat mit der viel diskutierten Bankenunion zu tun. Die Gründung einer solchen Union wurde Ende Juni 2012 auf einem der vielen Krisengipfel beschlossen. Sie soll den Teufelskreis von Bankenkrisen und Staatenkrisen durchbrechen und somit eines der Grundübel der Währungsunion beheben. Die Bankenunion soll von drei Säulen gestützt werden: Aufsicht, Abwicklung und Einlagensicherung. Schnell war man sich einig, dass die EZB die Bankenaufsicht auf europäischer Ebene übernehmen sollte. Nach langem Hickhack wurde die Abwicklung maroder Institute Ende letzten Jahres geregelt. Auch eine gemeinsame Einlagensicherung wird früher oder später kommen. Dann wird die Bankenunion zu einer Art Versicherung mutieren.

EZB will keine Altlast übernehmen

Damit keine Bank mit einem Schadensfall der Versicherung beitritt, plädierten vor allem deutsche Ökonomen dafür, dass die EZB die Bankbilanzen genau unter die Lupe nimmt, bevor sie mit der Aufsicht beginnt. Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim ist einer davon: "Wer unter die gemeinsame Aufsicht will, muss sich dafür qualifizieren. Der muss nachweisen, dass er für die anderen Mitglieder in dieser Gemeinschaft kein unerträgliches Risiko ist." Das ist auch im Interesse der EZB. Schließlich wolle sie keine Verantwortung für alte Risiken übernehmen, so Burghof gegenüber der DW.

Wer unter die Aufsicht will, muss sich qualifizieren, fordert Hans-Peter BurghofBild: picture-alliance/dpa

Beim Test geht es zuerst um das Eigenkapital. Es muss mindestens acht Prozent der sogenannten risikogewichteten Anlagen ausmachen. "Risikogewichtet" - das heißt, dass Anlagen, die als wenig riskant eingeschätzt werden, nur teilweise berücksichtigt werden. Die Sache hat aber einen Haken. "Teilweise werden die Einschätzungen von Banken selber vorgenommen", sagt Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Die Erfahrung aus der letzten Krise habe gezeigt, dass die risikogewichtete Eigenkapitalquote kein sehr guter Indikator sei. "Vor allem ist es so, dass diese Risikomodelle mit Daten aus der Vergangenheit gearbeitet haben. Und es ist nicht klar, ob damit Krisen der Zukunft immer richtig erfasst werden", so Fuest im Interview mit der DW.

Besser wäre es seiner Meinung nach, von den Banken zu fordern, mindestens drei Prozent ihrer gesamten Anlagen durch Eigenkapital zu finanzieren. Das ist die sogenannte Leverage Ratio. Ein von seinem Institut durchgeführter Stresstest zeigt, dass im Krisenfall die Kapitallücke größer ist, wenn man bei der Eigenkapitalberechnung die Leverage Ratio zugrundelegt. Mit anderen Worten: Bei diesem Modell wird der Kapitalbedarf genauer abgebildet.

Leverage Ratio ist der bessere Indikator, findet Clemens FuestBild: DW

Höhere Eigenkapitalquote durch Abbau der Aktiva

Nimmt man das risikogewichtete Modell der EZB, kommt das ZEW zum Schluss, dass die Banken die Eigenkapitalanforderungen weitestgehend erfüllen - im Normalfall. Das hätten die Banken erreicht, nicht indem sie neues Geld von außen genommen, sondern ihre Aktiva abgebaut hätten, sagt Clemens Fuest: "Wir zeigen sogar, dass für die zehn größten Banken das Eigenkapital absolut gesehen gesunken ist. Nur haben die ihre Bilanzen noch stärker verkürzt, also ihre Kreditvergabe und ihre Investition noch stärker gekürzt, so dass die Eigenkapitalquoten angestiegen sind."

Das zeigt das Dilemma, in dem die EZB steckt: Einerseits verschenkt sie quasi Geld an die Banken, damit sie mehr Kredite an die Unternehmen vergeben, um das Wachstum anzukurbeln; andererseits stellt sie als Regulierer höhere Eigenkapitalanforderungen an die Banken, um sie krisenfester zu machen.

Und sind die Banken für die nächste Krise gut gerüstet? Das ist die eigentlich spannende Frage beim Stresstest. Nicht gut genug, lautet das Fazit des ZEW-Tests. Denn bereits bei einem Wertverlust der von den Banken gehaltenen Papiere um zehn Prozent tut sich eine Kapitallücke von über 150 Milliarden Euro auf. Banken aus Deutschland und Frankreich schneiden bei diesem nicht sonderlich pessimistischen Szenario auffallend schlecht ab.

Milde für griechische Banken

Welches Zeugnis die Banken von der EZB bekommen, hängt davon ab, welche Krisenszenarien die Zentralbank entworfen hat. Finanzexperte Hans-Peter Burghof kritisiert, dass es unterschiedliche Szenarien für unterschiedliche Länder geben soll: "Die deutsche Banken müssen härtere Szenarien bestehen als griechische Banken."

Zudem sei das Ganze natürlich auch eine politische Sache, meint Thomas Hartmann-Wendels von der Universität Köln im Gespräch mit der DW: "Die EZB wird sich kaum zutrauen, zu sagen: Stellt Euch mal vor, Griechenland kann nicht mehr zahlen. Es kommt zu einem weiteren Schuldenschnitt."

"Nicht soviel Getöse": Thomas Hartmann-Wendels, Uni KölnBild: Universität Köln

Zentralbank im Dilemma

Auch hier ist die EZB in einem Dilemma: Unterwirft sie die Banken einer zu harten Stresssituation, lösen die Ergebnisse erst recht Stress an den Finanzmärkten aus; sind die Szenarien butterweich formuliert, wird der Test und damit auch die EZB unglaubwürdig.

Dennoch hält Hartmann-Wendels solche Tests für sinnvoll. Man dürfe nur die Ergebnisse nicht überbewerten und "man sollte das nicht mit so viel Getöse machen".