Führungskräfte öfter im Ausland rekrutieren
14. Mai 2010
Die neueste Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) zur Personalberatung bestätigt den neuen Trend: Immer mehr deutsche Unternehmen suchen im Ausland nach Mitarbeitern, erläutert der Vorsitzende des BDU-Fachverbandes Personalberatung, Wolfgang Lichius. Zum einen, weil in Deutschland für einige Positionen Mangel an geeigneten Bewerbern herrsche, zum anderen, weil Unternehmen Mitarbeiter suchten, die mit ausländischen Kulturen vertraut seien. Das könnten Ausländer sein, aber auch Deutsche, die im Ausland lebten.
Von den rund 38.000 Positionen, die die deutschen Unternehmensberatungsgesellschaften im letzten Jahr besetzt haben, wurden zwar die meisten Kandidaten im Inland gesucht. In fast einem Fünftel der Fälle ging der Blick dabei aber auch ins Ausland und bei neun Prozent der Besetzungen wurde ausschließlich im Ausland gesucht. Vor allem die großen Personalberatungen hätten dabei ihr weltweites Netz mit Niederlassungen an zentralen, internationalen Orten zur Ansprache geeigneter Kandidaten genutzt, sagt Lichius. Die Suche konzentriere sich dabei bisher auf das westeuropäische Ausland. Nach Computerexperten werde aber auch in Osteuropa Ausschau gehalten.
Personalberater mit Umsatzeinbruch
Unter anderem mit der Erweiterung ihrer Suchfelder wollen die Unternehmens- und Personalberater in diesem Jahr ihren Umsatz wieder steigern, nachdem sie im vergangenen Jahr einen Einbruch von fast einem Viertel hinnehmen mussten. Drei Viertel der 1835 deutschen Beratungsgesellschaften rechnen mit einer Besserung in diesem Jahr. Sie könnte sich laut Umfrage durchschnittlich in einem Zuwachs von elf Prozent niederschlagen. Gemessen am Rückgang von fast 1,5 Milliarden Euro 2008 auf 1,1 Milliarden Euro 2009 sei der erwartete Anstieg in diesem Jahr aber bescheiden, räumt Lichius ein.
Wegen der Krise sind im vergangenen Jahr weniger leitende Positionen besetzt worden. Wenn eingestellt worden sei, dann wären die Anforderungen an die Bewerber besonders hoch gewesen, sagt Lichius. Zum anderen habe die Wechselbereitschaft von guten Kandidaten wegen der unsicheren Lage deutlich nachgelassen. Diese Haltung sei auch in diesem Jahr noch nicht aufgegeben worden, haben die Personalberater festgestellt. Den stärksten Umsatzrückgang mit über 50 Prozent gab es bei den Kunden aus der Autoindustrie. Im Maschinenbau waren es 44 Prozent.
Die Zahl der Beschäftigten in der Beraterbranche ging weniger stark zurück als der Umsatz. Sie nahm um 9,5 Prozent auf rund 10.000 ab. Außerdem gab es rund sechs Prozent weniger Unternehmen. Vor allem kleinere Personalberatungsgesellschaften hätten die Segel streichen müssen, sagt Lichius.
Bedeutung sozialer Netzwerke
Stellenanzeigen in Zeitungen sind in den Krisenjahren deutlich zurückgegangen. 82 Prozent der Personalberater erwarten nicht, dass ihre Bedeutung künftig wieder zunehmen wird. Wichtiger wird dagegen nach ihrer Ansicht die Suche in sozialen Netzwerken im Internet. Das erwarten 85 Prozent der Antwortenden. Lichius, der zu den Senioren der Personalberatung gehört und Partner bei Kienbaum ist, hat in seiner Praxis bisher jedoch andere Erfahrungen gemacht. Führungskräfte, die sich in Internet-Foren als wechselwillig darstellten, gerieten in ihrem Unternehmen in den Ruf, nicht mehr loyal zu sein, meint er. Außerdem könnten suchende Unternehmen nicht sicher sein, dass die Angaben im Internet authentisch seien.
Einen Trend, dass vermehrt Frauen für freie Stellen gesucht werden, kann Lichius nicht erkennen. Wegen der demografischen Entwicklung stellten sich die Unternehmen aber zunehmend darauf ein, ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen.
Autor: Wolfgang Koch
Redaktion: Klaus Ulrich