1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Führungskrise bei Taliban

2. November 2013

Die Taliban in Pakistan streiten nach der Tötung ihres Chefs um die Nachfolge. Erst hieß es, Khan Said, die bisherige Nummer Zwei, sei nachgerückt, dann wurde das dementiert. Pakistan ist verärgert über den US-Angriff.

Portrait Khan Said Sanjas (Foto: EPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Wut in Pakistan

01:35

This browser does not support the video element.

Der oberste Rat der Gruppe Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP), die sogenannte Schura, hat einen Tag nach dem Tod ihres Anführeres Hakimullah Mehsud in Pakistan über die Nachfolge Mehsuds beraten. Zunächst hatte der Rat verkündet, er habe Khan Said (Artikelbild) zum neuen Chef der TTP gewählt. Dann dementierte Taliban-Kommandeur Azam Tariq diese Meldung.

Eine andere Gruppe der TTP soll gegen den Ratsbeschluss aufbegehrt und sich für jemand anderen entschieden haben. Es werde nun weiter beraten, bis ein gemeinsamer Entschluss gefasst sei, sagte Tariq der Nachrichtenagentur AFP. Zu den Kandidaten für den Chefposten der Taliban zähle weiterhin Khan Said alias Sjana, die Nummer zwei der Taliban, aber auch der Leiter der Schura, Asmatullah Shaheen Bhittani.

Mehsud an geheimen Ort beerdigt

Mehsud und vier weitere Taliban, die bei dem US-Drohnenangriff getötet worden waren, wurden nach Angaben eines Sprechers noch vor Sonnenaufgang an verschiedenen geheimen Orten in den Stammesgebieten der Islamisten beerdigt. Die USA hatten Mehsud und seine Gruppenmitglieder am Freitag im Stammesgebiet Nord-Waziristan im Norden Pakistans mittels einer Kampfdrohne getötet.

Der Tod Mehsuds ist für die Taliban in Pakistan ein schwerer Schlag: "Sein Tod wird die Bewegung schwächen", sagte der pakistanische Journalist und Sicherheitsexperte Rahimullah Yusufzai. Es sei fraglich, ob sich ein geeigneter Nachfolger für den charismatischen Mehsud finde.

Der getötete Taliban Führer Hakimullah Mehsud (links im Bild)Bild: Reuters

Die USA machen Mehsud unter anderem für einen Selbstmordangriff auf ein CIA-Lager in Afghanistan verantwortlich. Sie hatten ein Kopfgeld von umgerechnet 3,6 Millionen Euro auf ihn ausgesetzt. Die TTP, die er anführte, ist eine Dachorganisation militanter islamistischer Gruppen. Sie arbeitet mit dem Terrornetz Al-Kaida zusammen und operiert unabhängig von den afghanischen Taliban.

Islamabad bestellt US-Botschafter ein

Aus Protest gegen die jüngsten Drohnenangriffe gegen Taliban-Führer bestellte Pakistan den US-Botschafter ein. In den Drohnen-Angriffen sieht Islamabad eine "Verletzung von Pakistans Souveränität". Innenminister Chaudhry Nisar warf Washington vor, die Bemühungen seiner Regierung um einen Dialog mit den radikalislamischen Extremisten zu "ruinieren". Nisar sagte, die pakistanische Regierung sehe "diesen Drohnenangriff nicht als Angriff auf ein Individuum, sondern als Angriff auf den Friedensprozess".

Der im Frühjahr gewählte Premierminister Nawaz Sharif hatte vor gut einer Woche bei einem Besuch in Washington US-Präsident Barack Obama aufgefordert, die Drohnenattacken einzustellen.

Wut in Pakistan

01:35

This browser does not support the video element.

Die US-Regierung jedoch betrachtet die Drohnenflüge als unverzichtbares Instrument im Kampf gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida, die Taliban und andere radikale Gruppen.

Drohnenangriff kurz vor Friedensgesprächen

Der Angriff der USA auf den Taliban-Chef ereignete sich unmittelbar vor den geplanten Friedensgesprächen zwischen der pakistanischen Regierung und der Gruppe Tehreek-e-Taliban Pakistan. Innenminister Chaudhry Nisar Ali Khan beschuldigte die USA, mit dem Angriff die Gespräche sabotieren zu wollen.

Während die Regierung in Islamabad versicherte, der Angriff solle den angestrebten Dialog mit der radikalislamischen Bewegung nicht behindern, sträuben sich die Taliban nun. TTP-Kommandeut Tariq beschuldigte Pakistans Politiker eine Doppelstrategie zu verfolgen: Einerseits unterstütze die Regierung die USA, gleichzeitig wolle sie aber mit den Taliban verhandeln. "Die Taliban werden mit der Regierung erst dann reden, wenn die Drohnenangriffe eingestellt werden", betonte Tariq.

Seit 2004 haben die USA fast 400 Angriffe mit ferngesteuerten unbemannten Fluggeräten in Pakistan geflogen. Nach Angaben des pakistanischen Verteidigungsministeriums wurden seit 2008 bei Drohnenangriffen 2160 Extremisten und 67 Zivilisten getötet.

nem/kis (afp, dpa, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen