Fünf Gründe für das Wunder von Leicester
29. April 2016 1. Teamgeist
Die gesamte Mannschaft glaubt an das Konzept von Trainer Claudio Ranieri, für den das Team über allem steht. Egal, welcher Spieler zuletzt danch gefragt wurde, alle haben sich dementsprechend geäußert. "Das Geheimnis ist unsere mannschaftliche Geschlossenheit", sagte beispielsweise Flügelspieler Riyad Mahrez, nachdem er am vergangenen Wochenende zu Englands Fußballer des Jahres gekürt wurde. "Wir alle arbeiten hart für den anderen. Wir sind wie Brüder, man spürt es auf dem ganzen Platz. Das ist unsere Stärke. Und wenn wir mal nicht so gut spielen, können wir uns wenigstens darauf verlassen, dass einer für den anderen rennt und kämpft."
2. Riyad Mahrez
Der Algerier wurde von den anderen Profis zum besten Spieler der Saison gewählt. Als er 2014 für eine halbe Million Euro von Le Havre aus der 2. französischen Liga nach Leicester kam, war er so gut wie unbekannt. Doch er schlug voll ein und brachte Kreativität und Finesse in den Angriff der "Foxes". "Riyad ist unser Licht", begeisterte sich Ranieri vor kurzem. "Wenn er angeht, wow! Dann wechselt Leicester die Farbe. Es ist wirklich so." Mit bislang 17 Toren und elf Vorlagen drückt sich die Klasse des gebürtigen Franzosen auch in Zahlen aus.
3. Jamie Vardy
Nur Tottenhams Harry Kane und Sergio Aguero von Manchester City haben mehr Saisontore auf dem Konto als Leicesters Vardy mit 22. Vor vier Jahren half Vardy dem Amateur-Klub Fleetwood Town noch dabei, in die 4. Liga aufzusteigen. Nun ist er hinter seinem Teamkollegen Mahrez Zweiter bei der Wahl zum Spieler des Jahres geworden. Zudem erhielt der 29-jährige Angreifer einen speziellen Preis dafür, dass er in elf aufeinander folgenden Spielen traf und damit einen Rekord brach, den bislang ManUniteds Ruud Van Nistelrooy hielt. Ranieri betitelt seinen Top-Torjäger als "ein fantastisches Pferd". Und auch die Sportjournalisten wissen ihn zu schätzen. Pünktlich zum Titel gab´s auch die Wahl zum "Fußballer des Jahres".
4. Claudio Ranieri
Der Italiener kam im vergangenen Sommer nach England zurück, um ein Team zu übernehmen, dessen Ziel es war, irgendwie 40 Punkte zu sammeln, um dem Abstieg zu entgehen. Zehn Monate später darf sich Ranieri auf die Fahne schreiben, dass er seinen Spielern erfolgreich eine "Das-Wichtigste-ist-die-Mannschaft"-Einstellung eingeimpft hat. "Ich will für meine Teamkollegen alles geben. Wir sind ein kleiner Kader, daher müssen wir beherzt und mit ganzer Seele kämpfen", predigte Ranieri schon kurz nach seiner Ankunft in Leicester. "Mir ist egal, wer der Gegner ist. Alles, was ich möchte, ist, dass ihr kämpft!" Seine Spieler folgten ihm. Außerdem griff Ranieri fast immer auf die gleiche Startelf zurück. Dabei wurde Ranieri von englischen Medien früher als "Tinkerman" - frei übersetzt eine Art Bastelfuchs - tituliert. Grund waren die ständigen Rochaden und Umbauten an der Startelf, als Ranieri noch Coach beim FC Chelsea war. In dieser Saison standen für Leicester gerade einmal 19 verschiedene Spieler auf dem Rasen, elf von ihnen haben 26 Spiele oder mehr von Anfang an bestritten.
5. Höhere Mächte
Möglicherweise liegt der Grund für den Erfolg der "Foxes" aber auch ganz woanders. Hartnäckig hält sich der Mythos, dass ein toter König oder buddhistische Mönche für das Fußballmärchen von Leicester verantwortlich sein könnten. 2012 wurden in der Innenstadt bei Bauarbeiten an einem Parkplatz die Gebeine von König Richard III. gefunden, der 1485 auf dem Schlachtfeld gefallen war. Im März vergangenen Jahres wurden seine Überreste in der örtlichen Kathedrale feierlich bestattet. Damals war Leicester Letzter. Anschließend gewann der Verein sieben der nächsten acht Spielen. Zufall? Außerdem gibt es neben der royalen noch eine göttliche Theorie: Der thailändische Klubbesitzer Vichai Srivaddhanaprabha, ließ das Stadion in Leicester im Herbst 2014 von buddhistischen Mönchen aus seiner Heimat segnen. Gleich danach besiegte Leicester Favorit Manchester United. Die Mönche kommen mittlerweile regelmäßig, erteilen ihren Segen und schenken den Spielern Talismane. Alles Aberglaube?
Spielern und Fans in Leicester wird es herzlich egal sein, jetzt, wo sie zum ersten Mal in der 132-jährigen Vereinsgeschichte den Meistertitel bejubeln dürfen.