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Politik

Fünf iranische Tanker provozieren die USA

Enrique Anarte
23. Mai 2020

Zu den Feindbildern der US-Regierung unter Donald Trump gehören sowohl Venezuela als auch der Iran. Jetzt erhöht eine Öllieferung aus Teheran für Caracas die Spannungen. Werden die USA eingreifen?

Gibraltar Schiff Clavel fährt von Iran nach Venezuela
Einer von fünf - der Tanker "Clavel" vor Gibraltar, auf dem Weg vom Iran nach VenezuelaBild: picture-alliance/AP Photo/M. Moreno

Sie heißen "Clavel", "Forest", "Faxon", "Fortune" und "Petunia". Das sind nicht etwa die Namen von luxuriösen Kreuzfahrtschiffen, sondern von fünf Öltankern, die gerade für eine weitere diplomatische Konfrontation zwischen den USA und dem Iran sorgen. Der Grund: Sie steuern auf Venezuela zu, das unter einem US-Handelsembargo steht. Jedes dieser fünf Schiffe soll Benzin für mehr als 45 Millionen US-Dollar an Bord haben.

Die Öltanker sind seit der zweiten Maiwoche unterwegs und sorgen zunehmend auch in Venezuelas Hauptstadt Caracas für Nervosität. Zum Beispiel beim venezolanischen Oppositionsführer Juan Guaidó, den mehr als fünfzig Länder, darunter Deutschland, als Übergangspräsident anerkennen. Er erklärt, dass die iranische Öllieferung illegal sei und fordert die internationale Gemeinschaft auf, die Ankunft der Schiffe in Venezuela zu verhindern.

"Ich halte es für einen großen Fehler, die internationale Gemeinschaft aufzufordern, diese Schiffe aufzuhalten", sagt Benedicte Bull, Expertin für Lateinamerikastudien an der Universität Oslo, zur DW. "Die Nationalversammlung hat nicht die Befugnis, das Einlaufen von Öltankern zu verhindern." Außerdem sei die Forderung ziemlich unmenschlich, denn die Bevölkerung leide enorm unter dem Benzinmangel im Land.

Im Ölförderland Venezuela gibt es kaum noch Benzin - Tankstelle der staatlichen Erdölgesellschaft in Caracas 2017Bild: Reuters/A.M. Casares

Venezuela ist, wie viele andere lateinamerikanische Länder, von der Coronavirus-Pandemie betroffen und die anhaltende Wirtschaftskrise wird durch die Wirtschaftssanktionen der USA noch verschärft. Seit seinem Amtsantritt ging der US-amerikanische Präsident Donald Trump hart gegen die Regierung von Nicolás Maduro in Venezuela vor, auch wenn es den USA nicht gelungen ist, Maduro zu stürzen. Der Iran, der gleichfalls unter Sanktionen Washingtons leidet, kommt nun dem lateinamerikanischen Paria zu Hilfe.

Solidarität oder Provokation?

Altruistische Hilfe oder bewusste Provokation? "Es sind natürlich mehrere Faktoren", sagt Victor Mijares, Politikwissenschaftler an der Universität der Anden in Kolumbien, der DW. Es sei einerseits eine Hilfe für einen langjährigen Verbündeten, denn Venezuela und der Iran unterhielten schon seit der Amtszeit von Hugo Chávez sehr enge Verbindungen, also seit rund 20 Jahren. "Es ist aber auch die Chance, einen letzten Absatzmarkt zu bewahren, da auch der Iran unter der Lage auf dem Ölmarkt leidet", so Mijares. Von Altruismus könne keine Rede sein.

Langjährige Verbindungen: Venezuelas Präsident Maduro (l) mit Irans Präsident Rohani (r) 2006 in TeheranBild: picture-alliance/AP Photo

Für Leonardo Bandarra, sicherheitspolitischer Experte am Hamburger GIGA Institut, ist die Annäherung zwischen Caracas und Teheran eine logische Folge der Politik in Washington, die sich klar vom Entspannungskurs des vorherigen US-Präsidenten Barack Obama distanziert. "Die beiden Gegner Washingtons kommen sich angesichts der feindseligen Politik Washingtons näher, um sich gegenseitig zu unterstützen", so Bandarra im Gespräch mit der DW. Der Förderer und Auslöser dieses Zusammenrückens sei eben die Trump-Regierung.

Washington, der Persische Golf und die Karibik

Doch die Entsendung sei sogar mehr als eine humanitäre Geste und ein gutes Geschäft, fügt Mijares hinzu: Am Ende sei sie natürlich eine unvermeidliche Provokation. Unvermeidlich deswegen, weil der Iran sich in den direkten geostrategischen Einflussbereich der USA einmischt. Und Teheran tue dies ganz bewusst, so Mijares. "Ich glaube, dass der Iran versucht herauszufinden, ob und wie Washington auf so eine Aktion reagiert. Und Venezuela auch."

Die große Frage lautet nun, wie sich Trump in diesem endlosen Konflikt mit Teheran verhält, diesmal mit Maduro als Zutat. "Er hat scharf protestiert, aber ich bezweifle, dass er etwas unternehmen wird", meint Benedicte Bull. Mijares stimmt zu und erklärt, die US-Regierung habe gerade selbst zu viel wirtschaftliche und politische Probleme, um neue Risiken einzugehen, insbesondere in einem Wahljahr.

"Hier vermengen sich aus US-amerikanischer Sicht zwei Konfliktherde, nämlich der am Persischen Golf mit dem in der Karibik", betont Mijares. Die außenpolitischen Konsequenzen einer vorschnellen Vergeltungsaktion wären für die USA "unkalkulierbar und politisch riskant".

Ob und wann die Öltanker in Venezuela ankommen, sei aber ein Teil des geostrategischen Schachspiels zwischen diesen drei Nationen und ändere wenig an der Situation in Venezuela, so der Politologe Mijares. "Mit oder ohne iranische Tanker, die politische Situation in Venezuela ist ziemlich festgefahren."

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