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Woran der FC Bayern scheitern könnte

Sarah Wiertz
23. August 2018

Die Fußball-Bundesliga ist langweilig. 18 Mannschaften kämpfen um die Meisterschaft und am Ende gewinnen die Münchener. 28 Mal war das bisher so. Aber es gibt Hoffnung, dass es diesmal zumindest spannend werden könnte.

Allianz Arena
Bild: Reuters/A. Gebert

1. Neuer Trainer
Die Sehnsucht nach Beständigkeit ist groß beim FC Bayern München, besonders was den Trainerposten angeht. Seit Ottmar Hitzfeld 2004 erstmals die Bayern verließ, hielt nur Pep Guardiola die vereinbarten drei Jahre durch. Oftmals gab es Zwischenlösungen, die vermeintlichen Heilsbringer Jürgen Klinsmann und Carlo Ancelotti mussten sogar sehr vorzeitig die Koffer packen. Nun soll also ausgerechnet der in der Champions Leauge als Trainer unerfahrene Niko Kovac den Bayern international wieder zu Titeln verhelfen.

"Wir wollen jeden einzelnen Spieler besser machen", sagte der 46-Jährige bei seiner Vorstellung. Genau das hatte auch Klinsmann 2008 gesagt und scheiterte damit kläglich. Immerhin hat Kovac derzeit zwei Trümpfe in der Hand: Den überraschenden Pokalerfolg mit Eintracht Frankfurt ausgerechnet gegen die Bayern und die Tatsache, dass er den Verein ganz gut kennt. Der Kroate war als Spieler von 2001 bis 2003 beim deutschen Rekordmeister unter Vertrag.

Damals musste er jedoch nicht so eng mit den beiden Bayern-Bossen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zusammenarbeiten - beide sind sehr schwierige Charaktere. Ebenso gilt es, aus vielen Stars das Team zu einer Einheit zu formen. Die Erwartungen an ihn sind beim FC Bayern natürlich ganz andere, als die bei seinem letzten Arbeitgeber, der Eintracht aus Frankfurt. Gewinnen alleine reicht hier nicht, es muss auch sehenswert, gerne auch spektakulär sein.

2. Robert Lewandowski
"Ich habe in zwei, drei wichtigen Spielen kein Tor geschossen und plötzlich hieß es für alle: Feuer frei gegen Lewandowski. Fast jeder hat gegen mich geschossen. Und ich habe keinen Schutz vom Verein empfunden." Diese Worte des Münchener Stürmers Robert Lewandowski jetzt kurz vor dem Bundesliga-Start offenbaren ein Beziehungsproblem zwischen dem Weltklasseangreifer und dem deutschen Rekordmeister. Dass der Pole mit einem derzeitigen Marktwert von rund 90 Millionen Euro in diesem Sommer gerne zu einem anderen Verein gewechselt wäre, ließ er den Verein und die Öffentlichkeit durch seinen Berater immer wieder wissen. Genutzt hat es nicht.

Nach den wenig überzeugenden Auftritten zum Ende der vergangenen Saison im Verein und mit der polnischen Nationalmannschaft bei der WM, scheinen keine unmoralischen Angebote an die Bayern herangetragen worden zu sein. Zudem will der FC Bayern vorerst nicht auf die Dienste des Bundesliga-Torschützenkönigs von 2014, 2016 und 2018 verzichten. Ein adäquater Ersatz war diese Saison nicht zu bekommen. Fraglich bleibt, wie Lewandowski mit dem von ihm monierten Vertrauensverlust umgehen kann und will.

3. Alternde Stars
Ein Problem, dass bereits zu Beginn der vergangenen Saison bei den Bayern ein Thema war: die beiden Flügelflitzer Arjen Robben und Franck Ribery. Der Niederländer (34 Jahre) geht in seine zehnte und der Franzose (35 Jahre) in seine zwölfte Saison mit den Bayern. Dass beide Profis das letzte Jahrzehnt in München erheblich mit geprägt haben, steht außer Frage. Aber es ist auch nicht zu leugnen, dass beide extrem verletzungsanfällig sind, gleichzeitig aber - besonders Robben - den Anspruch haben, immer zu spielen. Der als Nachfolger von Ribery geholte Kingsley Coman geht in seine dritte Saison, muss jetzt als Stammkraft etabliert werden und mehr Spielpraxis bekommen. Der vielseitige Serge Gnabry wird auch auf Einsatzzeiten drängen. Wie will Trainer Kovac diese Herausforderung meistern?

4. Keine neuen Transfers

Einziger Neuzugang: Leon GoretzkaBild: picture-alliance/SvenSimon/F. Hoermann

Serge Gnabry (Hoffenheim) und Renato Sancho (Swansea) sind nach ihrer Ausleihe wieder zurück in München. Der einzige Neuzugang ist aber tatsächlich Leon Goretzka (Schalke). Der FC Bayern will weiterhin seinem Prinzip treu bleiben, nur in seltenen Ausnahmen horrende Summen für einen Spieler zu zahlen und vermehrt auf deutsche Nachwuchskräfte zu setzen. Die Idee ist zwar grundlegend zu befürworten. Ob es die Münchener aber mit dieser Strategie schaffen, künftig wieder auf Augenhöhe mit Vereinen wie Real Madrid zu spielen, ist fraglich. Bundestrainer Joachim Löw hat bei der WM ebenfalls auf altbewährte Spieler gesetzt und keine neuen Anreize geschaffen. Das Ergebnis ist bekannt.

5. Konzentration auf die Champions League
Zum sechsten Mal hintereinander hat der FCB die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Bayern-Präsident Hoeneß betont zwar immer wieder, wie wichtig diese Titel für den Verein seien. Tatsache aber ist, dass die Münchener unbedingt mal wieder das Champions-League-Finale erreichen wollen. Zuletzt gelang das beim Titelgewinn 2013. Dreimal scheiterte der deutsche Vorzeige-Klub zuletzt vorzeitig an Real Madrid, je einmal am FC Barcelona und an Atletico Madrid.

Wenn nur ein oder zwei anderen Teams in der Bundesliga, wie Dortmund, Schalke, Leipzig oder Leverkusen, in dieser Saison endlich mal konstant auf gutem Niveau spielen würden, könnten sie die Meisterschaft im Frühling zumindest spannend machen. Das ist genau die Zeit, in der die Bayern in der Champions League in den letzten Jahren gescheitert sind. Damit das nicht wieder geschieht, werden die Münchener ihren Fokus auf die internationalen Herausforderungen legen und genau davon könnten dann die anderen Vereine profitieren.

Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online
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