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Erfolgsmodell Deutschland

14. Februar 2012

Will Deutschland so erfolgreich bleiben, muss das Wachstumsmodell schnell auf eine alternde Gesellschaft eingestellt und reformiert werden. Wenn nicht, mahnt die OECD, droht der Abstieg.

Jose Angel Gurria hält am Dienstag (14.02.2012) in Berlin zwei Ausgaben des OECD-Wirtschaftsberichtes für Deutschland 2011/12 hoch. Foto: Stephanie Pilick dpa/lbn
Bild: picture-alliance/dpa

"Wir sind gekommen um zu gratulieren: Gut gemacht und weiter so, das ist unsere Botschaft." Angel Gurria, Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), machte bei der Vorstellung des aktuellen Wirtschaftsberichts für Deutschland aus seiner Begeisterung keinen Hehl. Die Wirtschaftsleistung des Landes sei in den vergangenen Jahren herausragend gewesen und viele Länder würden auf das Rezept schauen, das diesen Erfolg ermöglicht habe: Arbeitsmarktreformen, flexible und konstruktive Sozialpartner und eine besonnene Haushaltspolitik.

Zwar prognostiziert die OECD der deutschen Wirtschaft für das laufende Jahr lediglich 0,4 Prozent Wachstum, was deutlich unter der Einschätzung der Bundesregierung liegt, die von 0,7 Prozent ausgeht. Nach dem durch die weltweite Wirtschaftskrise bedingten Einbruch zum Jahresende 2011 könnte Deutschland aber schon in der zweiten Jahreshälfte 2012 einen sanften Aufschwung erleben.

Arbeitsmarkt muss weiter reformiert werden

So schön die Bestandsaufnahme auch ist, Erfolge können bekanntlich auch schnell in Vergessenheit geraten. "Deutschland sollte sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen", so Gurria am Dienstag (14.02.2012) in Berlin. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland könnte zu Beginn des kommenden Jahrzehnts auf unter ein Prozent sinken, sollte es dem Land nicht gelingen, die rapide voranschreitende Überalterung der Gesellschaft aufzuhalten. Während die Beschäftigung in den 34 OECD-Staaten zwischen 2016 und 2025 im Schnitt um ein halbes Prozent jährlich wachsen wird, droht Deutschland ein Arbeitskräftemangel. Das Land müsse daher dringend darauf hinarbeiten, mehr Menschen zu beschäftigen und mehr Fachkräfte zu gewinnen, um den Lebensstandard zu erhalten.

Die OECD hat Wachstum und Beschäftigung ihrer Mitglieder fest im Blick

Nach Ansicht der OECD müssten mehr Frauen Vollzeit arbeiten und ältere Beschäftigte animiert werden, länger im Beruf zu bleiben. Besonders häufig gehen Geringqualifizierte vorzeitig in den Ruhestand. "Eine Möglichkeit, diese Gruppe länger im Beruf zu halten, wäre der Umbau des Rentensystems", heißt es im Wirtschaftsbericht. "Würde es so gestaltet, dass der Wert von Rentenpunkten bei Geringverdienern am Ende ihrer Berufslaufbahn steigt, könnte der Altersarmut vorgebeugt und gleichzeitig der Frühverrentung begegnet werden."

Weltweite Konkurrenz schläft nicht

Zudem muss es Deutschland in Zukunft gelingen, mehr qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Felix Hüfner, Leiter des Deutschland-Desks im OECD-Wirtschaftsdepartment, schlägt vor, die Einkommensgrenze für ausländische Fachkräfte deutlich zu senken. Derzeit liegt sie für eine Niederlassungserlaubnis bei einem Jahreseinkommen von 66.000 Euro. Aus dem Bundesarbeitsministerium ist nun zu hören, dass für Fachkräfte aus Branchen mit vielen offenen Stellen die Einkommensgrenze künftig auf 33.000 Euro gesenkt werden soll. Für andere Berufsgruppen soll diese Grenze auf höchstens 48.000 Euro sinken.

Neben mehr Migration empfiehlt die OECD einen Umbau der Wirtschaft zu einer wissensbasierten Ökonomie. Im Wettbewerb mit schnell wachsenden Ländern in Asien und Lateinamerika werde es gerade in der industriellen Produktion viel mehr Konkurrenz geben. Dienstleistungen und Binnennachfrage müssten daher deutlich gestärkt werden.

Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Henrik Böhme

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