Er wollte Theaterdirektor, Regisseur und Kulissenschieber sein. Doch dann wurde Max Beckmann einer der berühmtesten deutschen Maler des 20. Jahrhunderts. Das Museum Barberini in Potsdam zeigt seine Liebe zur Bühnenwelt.
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Max Beckmanns Bühnenwelt
Der Maler Max Beckmann war begeistert vom Treiben auf und hinter der Bühne. Zeitlebens malte er Akrobaten, Clowns und Schauspieler. Jetzt zeigt das Museum Barberini in Potsdam jene Werke in der Ausstellung "Welttheater".
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Tod auf der Bühne
Der Star unter den Werken der Ausstellung ist Max Beckmanns Tryptichon "Schauspieler" von 1942. Es illustriert Beckmanns Metapher vom "Welttheater". Der König begeht Selbstmord auf offener Bühne. Beckmann hat ihm die eigenen Gesichtszüge verliehen. Ein grandioses Stück Malerei, ein Farb- und Formenrausch.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Chef im "Circus Beckmann"
Der Theaterchef in Aktion. Max Beckmann sah sich gern als Regisseur und Kulissenschieber. Sein Herz schlug, wie die Ausstellung "Welttheater" belegt, für die Bühnenwelt. Das zeigt auch dieses gezeichnete Selbstbildnis aus dem Jahr 1921. Der Titel: "Der Ausrufer".
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Karneval mit Quappi
Ein Bild als Liebeserklärung: Nach seiner Scheidung heiratete Beckmann die 20 Jahre jüngere Mathilde von Kaulbach, genannt "Quappi". 1925 wurde Beckmann an die Kunstschule des Städel-Museums in Frankfurt berufen, wo das "Doppelbildnis Max Beckmann und Quappi, Karneval" entstand. Dazu schrieb er an seine Frau: "Schön wird unser Brautbild. Ich denke immer an Dich und unser Bild."
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Tänzerin als Sinnbild politischer Isolation?
Eine Tänzerin übt sich im Spagat, angestrengt um Balance ringend. Kunstexperten sehen in Beckmanns Bronze "Tänzerin" von 1935 ein Gegenmodell zum nationalsozialistischen Menschenbild. Spiegelt das Werk schon die künstlerische und politische Isolation des Künstlers, den die Nazis als "entartet" verfemten?
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2017/bpk/Museum der bildenden Künste, Leipzig
It's showtime!
Hoch das Bein, während die Musik Bewegung auf die Bühne zaubert. Beckmann begeisterte sich für solche Szenen. Hier spielt er mit der Perspektive. Gebrandmarkt als "entarteter Künstler" floh Beckmann 1937 nach Amsterdam. Dort arbeitete er mit abstrakten und mit figürlichen Elementen. Sein "Großes Varieté mit Zauberer und Tänzerin" entstand 1942.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Wilder Apachentanz
Traurige Clowns, Artisten, Schauspieler und Zirkusdirektoren bevölkern Beckmanns Bilder und Grafiken. Sie wandeln förmlich am Abgrund, wie das Tänzerpaar im "Apachentanz". Das Bild, entstanden 1938, ist mehr als ein exzesshafter Paartanz. Beckmann kommentiert darin die brenzlige Situation in Europa - ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2017
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"Welttheater" heißt die Schau, die vom 24.2. bis 10.6.2018 im Museum Barberini in Potsdam gezeigt wird. Sie versammelt Gemälde, Skulpturen und Papierarbeiten des Jahrhundertkünstlers Max Beckmann (1884-1950) rund um seine Bühnenleidenschaft - von den Anfängen seines Schaffens in den 1920er Jahren bis zu seinem Lebensende 1950. Immer wieder malte und zeichnete Beckmann Motive aus dem Varieté, aus dem Zirkus und vom Jahrmarkt. Durch seine Bilder wirbeln Akrobaten, tanzen Clowns und gestikulieren Schauspieler. Mittendrin, in ergreifenden Selbstmotiven, platzierte Beckmann nicht selten sich selbst.
Die Ausstellung zeigt auch Theatertexte aus der Feder Beckmanns. Zu seinem Bildrepertoire aus der Bühnenwelt gehören neben Schauspielerporträts vor allem auch Szenen vom Geschehen hinter der Kulisse und auf der Bühne. Seine Darstellungen von Artistiknummern reichen von Seiltänzern und Kunststücken auf dem Trapez bis zu Tieren im Zirkus. Gerne besuchte Beckmann Maskenbälle und schlüpfte dafür in unterschiedliche Verkleidungen.
Welttheater als Kommentar auf seine Zeit
Dabei lag ihm die Rolle des Clowns besonders nahe, wie seine zahlreichen Selbstbildnisse im Clownskostüm belegen. "Beckmann fühlte sich den Menschen als Berichterstatter verpflichtet, der gesellschaftliche Gegensätze aufzeigen wollte", bemerken die Ausstellungsmacher Eva Fischer-Hausdorf und Ortrud Westheider, "so sind seine Werke rund um das 'Welttheater' auch als politischer Kommentar auf seine Zeit zu lesen."
Das belegt etwa ein aus dem Fogg Museum in Cambridge/USA entliehenes Hauptwerk - das Triptychon "Schauspieler" von 1942. Beckmann bediente sich gerne der Metapher des "Welttheaters". Hier ist sie mit Händen zu greifen. Der König, der auf offener Bühne Selbstmord begeht, ist der Künstler selbst. Der Künstler hat sich wie kaum ein Zweiter selbst beobachtet und immer wieder gemalt. Das unbewegte Gesicht des von der Bühne des Lebens abtretenden Königs - es stellt den Übergang dar in die von Beckmann so genannte "vierte Dimension, die ich mit meiner ganzen Seele suche". Aber das wandfüllende Dreier-Gemälde ist ein grandioses Stück Malerei, ein Farb- und Formenrausch.
Die Schau "Welttheater" entstand in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bremen, wo sie zuvor zu sehen war.