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F-22 zur Abschreckung Russlands?

Michael Knigge (phi)26. August 2015

Die Verlegung der Kampfjets aus den USA nach Europa soll ein Signal von Stärke und technischer Überlegenheit an Russland senden. Die politische Initiative könnte jedoch auch von militärischer Bedeutung sein.

F22 Kampfjet (Bild: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Schon im Juni hatte es eine erste Ankündigung gegeben. Auf der Pariser Luftfahrtschau brachte Deborah Lee James, die zivile Leiterin der US-Luftstreitkräfte, eine Verlegung von F-22-Jagdflugzeugen nach Europa ins Gespräch.

"Ich sehe keinen Grund dafür, warum das in Zukunft nicht passieren könnte", sagte sie. Das modernste Kampfflugzeug der Welt soll ein Gegengewicht zu Moskaus aggressiver Politik im Ukraine-Konflikt bilden.

Schon "sehr bald" soll aus der Ankündigung Realität werden, gab James nun in Washington bekannt. Das Pentagon hat sich entschieden, F-22-Jäger zu Übungen mit Nato-Verbündeten zu verlegen, so die zivile Leiterin der US-Luftstreitkräfte.

Ein genaues Datum oder genaue Stationierungsorte nannte sie nicht. Die Entscheidung des US-Verteidigungsministeriums ist also keine Überraschung. Sie zeigt jedoch, dass die USA angesichts der Sicherheitslage in der Ukraine so besorgt sind, dass sie es nicht bei einer Ankündigung belassen wollten.

Treffen über den Wolken

"Die Vereinigten Staaten würden keine F-22-Jäger verlegen, wenn sie nicht die Notwendigkeit dazu sähen", sagt Konrad Muzyka, Militäranalyst beim Verlag IHS Jane's. Es ist wahrscheinlich, dass Washington nicht nur über die wieder verstärkt aufflammenden Kämpfe im Osten der Ukraine besorgt ist. Immer wieder begegnen sich russische Jets und NATO-Flugzeuge am Himmel über Europa. Auch diese ständigen Konfrontationen dürften das Pentagon beschäftigen.

Luftpatrouille: Britische Jäger fangen russische MIGs über dem Baltikum abBild: picture-alliance/dpa/British Ministry Of Defence

"Zwischenfälle in der Luft und Luftraumverletzungen haben zuletzt sehr signifikant zugenommen", sagt Alexander Mattelaer, Verteidugungsexperte an der Vrije Universiteit in Brüssel. "Die NATO-Allianz hat darauf bislang sehr zurückhaltend reagiert." Die Luftstreitkräfte hätten sich darauf beschränkt, russische Militärflugzeuge immer dann abzufangen, wenn sie sich dem NATO-Luftraum näherten.

Signal für Osteuropa

Die NATO hatte zuletzt sogar angekündigt, ihre Mission "Air Policing Baltikum" zurückzufahren – von 16 auf nur noch acht Flugzeuge ab September. Die Entscheidung des Pentagon über die Verlegung von F-22-Jets könnte also auch dazu gedacht sein, diese Lücke auszugleichen.

Sie könnte jedoch auch als Signal aus Washington an die osteuropäischen NATO-Mitglieder gewertet werden, dass die USA an ihrer Seite stehen und ihren Bündnisverpflichtungen nachkommen.

Prekäre Sicherheitslage: In der Ostukraine wird wieder verstärkt gekämpftBild: picture-alliance/dpa/S. Vaganov

"In Osteuropa wird dieser Schritt sicherlich begrüßt", sagt Muzyka. "Die Osteuropäer sind besorgt über das, was sie als Verlagerung russischer Streitkräfte an die Westgrenzen Russlands und Kaliningrad wahrnehmen."

Demonstration der Überlegenheit

Amerikanische F-22 im europäischen Luftraum wären da ein klares Symbol für die Solidarität Washingtons mit den osteuropäischen Partnern. Experten gilt das Kampfflugzeug als das modernste weltweit. Das könnte Moskau Kopfschmerzen bereiten.

"Die F-22 würde die militärischen Fähigkeiten stark verbessern, weil es derzeit kein anderes Flugzeug auf der Welt gibt, das diesem Modell überlegen ist", sagt Muzyka. "Russland hat keinen Jäger, der diesem Modell etwas entgegenhalten kann."

Der "Luftüberlegenheitsjäger" kann außerdem nur sehr schwer von feindlichem Radar geortet werden. Damit würde die Verlegung von F-22-Jägern auch die Nachricht an Moskau senden, dass es "einen möglichen Luftgegner gibt, der nicht aufgespürt werden kann und russische Flugzeuge bedrohen könnte", sagt Mattelaer. "Das könnte eine wichtige Rolle spielen bei der gegenseitigen Abschreckung, die zur Zeit zwischen der NATO und Russland stattfindet."