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Politik

Zuckerberg gesteht auch in Brüssel Fehler ein

22. Mai 2018

Im Grunde wiederholte der Facebook-Gründer im Europäischen Parlament seine Position, so wie er sie auch schon bei Anhörungen im US-Kongress formuliert hatte. Ob er mit dieser Strategie durchkommt, wird sich zeigen.

Facebook-CEO Mark Zuckerberg bei der Anhörung im EU-Parlament (Foto: Reuters/Reuters TV)
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (Dritter von links) bei der Anhörung im EU-Parlament in BrüsselBild: Reuters/Reuters TV

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich auch im Europaparlament für den jüngsten Datenskandal bei dem Online-Netzwerk entschuldigt. Facebook habe das Ausmaß seiner Verantwortung unter anderem im Kampf gegen den Missbrauch von Nutzer-Informationen durch App-Entwickler nicht erkannt, sagte Zuckerberg bei einem live übertragenen Treffen mit Fraktionsspitzen in Brüssel. "Das war ein Fehler und es tut mir leid."

Auch 2,7 Millionen Europäer von Datenskandal betroffen

Das waren ähnliche Worte wie bei Zuckerbergs Auftritten im US-Kongress. Zugleich betonte der Facebook-Chef: "Europäer sind ein großer und unglaublich wichtiger Teil unserer globalen Gemeinschaft." Er verwies darauf, dass Facebook in Europa von 18 Millionen Unternehmen genutzt werde - zumeist kostenlos.  

Zuckerberg entschuldigt sich im Europaparlament

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Facebook steht seit Bekanntwerden des Datenskandals unter Druck, bei dem die Analysefirma Cambridge Analytica die Daten von 87 Millionen Mitgliedern missbrauchte, um im Wahlkampf US-Präsident Donald Trump zu unterstützen. Von der unrechtmäßigen Nutzung waren auch 2,7 Millionen Menschen in der Europäischen Union betroffen. Facebook hatte sich wiederholt entschuldigt und diverse Konsequenzen gezogen. 

Anhörung kurz vor neuer EU-Datenschutz-Verordnung 

Das Zusammentreffen in Brüssel erfolgt drei Tage vor Inkrafttreten der neuen EU-Datenschutzgrund-Verordnung (DSGVO), die den Schutz der Privatsphäre verbessern soll und höhere Strafen bei Verstößen ermöglicht. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani warnte ausdrücklich vor der Manipulation künftiger Wahlen. Das Geschäftsmodell vieler Online-Dienste sei zwar, kostenlose Dienste gegen persönliche Daten anzubieten, sagte der Italiener. "Demokratie darf aber nie eine Marketingoperation werden, bei der jeder, der Daten kauft, einen politischen Vorteil kauft."

Mark Zuckerberg wird vor der Sitzung von EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani begrüßtBild: Getty Images/AFP/T. Roge

"Ob es um Fake News geht, ausländische Beeinflussung bei Wahlen oder Entwickler, die Informationen der Menschen missbrauchen - wir haben unsere Verantwortung nicht breit genug gesehen", erklärte Zuckerberg. Das Netzwerk sei aber dabei, besser zu werden. Dies hätten auch die Wahlen in Frankreich und Deutschland gezeigt. Facebook arbeite inzwischen mit den Regierungen zusammen und teile "Informationen über Bedrohungen in Echtzeit".

20.000 Facebook-Mitarbeiter allein für Datenschutz

Zuckerberg kündigte zudem an, die Zahl der Mitarbeiter, die sich mit Fragen von Schutz und Sicherheit beschäftigen, auf "mehr als 20.000 bis zum Ende des Jahres" zu verdoppeln. Darüber hinaus habe Facebook inzwischen tausende Apps daraufhin überprüft, ob sie unzulässigerweise Nutzerdaten abgriffen. "Mehr als 200" seien von dem Unternehmen bereits gesperrt worden. Die Nutzer sollten künftig zudem mehr Kontrolle über ihre Datenschutzeinstellungen bekommen, sagte Zuckerberg. Dafür führe Facebook auch einen neuen Browser ein, bei dem der Verlauf der Aktivität in dem Online-Netzwerk gelöscht werden könne.

Zuckerberg wurde im Europaparlament weit kritischer befragt als bei seinen Anhörungen im April im US-Kongress. Die Fraktionsspitzen wollten unter anderem Wissen, warum Facebook die vom Datenskandal um Cambridge Analytica Betroffenen nicht bereits 2015 informierte und ob Zuckerberg an dieser Entscheidung beteiligt war. Und ob der Fall "nur die Spitze eines Eisbergs" war. Sie sprachen auch an, dass Facebook zum Beispiel über den "Like"-Button auch einige Daten von Nicht-Mitgliedern sammele - und auch eine konkurrenzlose Rolle Facebooks, nachdem Konkurrenten mit ähnlichen Online-Netzwerken aus dem Geschäft gingen.

"Ein Genie, das ein digitales Monster geschaffen hat?" 

Mit besonders scharfen Worten fiel Guy Verhofstadt, Fraktionsvorsitzender der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa, auf. Zuckerberg müsse sich entscheiden, ob er in die Geschichte in einer Reihe mit Technologie-Innovatoren wie Apple-Gründer Steve Jobs und Microsoft-Gründer Bill Gates eingehen werde - oder als "ein Genie, das ein digitales Monster geschaffen hat, das unsere Demokratien zerstört". Verhofstadt versuchte auch, den üblichen Argumenten Zuckerbergs bei Fragen nach einer dominierenden Stellung Facebooks schon vorab den Wind aus den Segeln zu nehmen - das sei, als würde ein monopolistischer Autohersteller sagen, man könne schließlich auch Flugzeug, Zug oder ein Fahrrad nehmen, sagte er.

Zuckerberg wiederholte dazu seine vorherigen Worte, dass es in der Branche viel Wettbewerb gebe, weil die Nutzer auf vielen Kanälen miteinander kommunizierten. "Aus meiner Perspektive kommen jeden Tag neue Konkurrenten hinzu." Einige der Fraktionschefs machten ihrer Unzufriedenheit Luft. "Ich habe sechs Fragen eingereicht, die mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden können - und keine davon ist beantwortet worden", empörte sich etwa der Grüne Philippe Lamberts. Eine davon war, ob Facebook seinen Mitgliedern die Möglichkeit geben werde, sich komplett personalisierter Werbung zu entziehen.

sti/stu (afp, dpa, rtr)

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