Facebook und die Super-Suche
16. Januar 2013Januar 1994: Zwei junge Typen arbeiten zusammen an einem Internetprojekt. Ihnen schwebt eine Art Reiseführer durch das Netz vor. Denn es gibt so viele Webseiten, dass niemand mehr einen Durchblick hat. Das Ergebnis kennt heute jeder: Yahoo, eine Suchmaschine, die ihre größten Erfolge in den 90er Jahren hatte. Die Idee von Jerry Yang und David Filo war, das Internet übersichtlicher zu machen. Bis damals gab es lediglich Versuche, alle bestehenden Webseiten in einen Index aufzunehmen, so ähnlich wie die "Gelben Seiten" - ein Telefonbuch, in dem man nach Firmen suchen konnte. Die beiden Doktoranden wollten allerdings eine Suchmaschine, die nicht nur anzeigte, welche Seiten generell zur Verfügung stehen, sondern die die Suchergebnisse sortierte.
Fast 20 Jahre später steht Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor einem ähnlichen Problem: Sein soziales Netzwerk verfügt über jede Menge Internetseiten - nämlich eine Milliarde Profilseiten der Nutzer, 240 Milliarden Fotos und eine Billion Verknüpfungen. Aber es gibt kaum die Möglichkeit, all diese Informationen sinnvoll zu durchsuchen, zum Beispiel nach der Frage "Wer von meinen Freunden, die auch in Berlin wohnen, mag die Fernsehreihe Tatort?". Genau das soll nun anders werden.
Suchmaschine mit neuen Features
Auf einer Präsentation in Menlo Park, Kalifornien, stellte Zuckerberg "Graph Search" vor. Kooperationspartner ist die Suchmaschine Bing von Microsoft, mit der es bereits seit 2010 eine Zusammenarbeit gibt. Diese neue Suche soll es möglich machen, nicht nur nach einem Stichwort zu suchen, sondern mehrere Suchbegriffe miteinander in Verbindung zu setzen: beispielsweise Personen mit ihrem Beziehungsstatuts ("andere Singles in meiner Stadt"), Interessen mit Orten, Orte mit Freunden ("Wer von meinen Freunden kennt ein Restaurant in London?") oder Bilder mit Jahreszahlen ("Bilder aus dem Jahr 2009"). Das wäre dann der große Unterschied zu Google oder Yahoo. "Solche Fragen können andere Suchmaschinen nicht beantworten", formuliert es Jo Barger, Redakteur bei dem deutschen Computermagazin "c't".
Privatsphäreeinstellungen sollen bleiben
Auch Personensuchmaschinen wie Yasni sind nach Ansicht von Barger nicht mit "Graph Search" vergleichbar. "Die machen nicht viel mehr als eine Volltextsuche nach dem Namen", erläutert er. Auch die "soziale Suchfunktion" von Google für die Nutzer des Netzwerks "Google +" kann das noch nicht bieten.
Facebook kann mit der neuen Suchfunktion mehr Informationen finden, weil die Nutzer des sozialen Netzwerks zum Teil sehr viel über sich preisgeben. Dabei soll Graph Search nur so viele Informationen liefern wie der Nutzer es zulässt: "Facebook hat hervorgehoben, dass bei jedem Element, das die Graphsuche liefert, die jeweils vom Urheber festgelegten Privatsphäreeinstellungen berücksichtigt werden", sagt Jo Barger.
Warnung vor Facebook-Suche
Verbraucher- und Datenschützer sehen in der neuen Suchfunktion eine Möglichkeit die Privatsphäreeinstellungen auszuloten. "Gerade in einem datenschutzsensiblen Land wie Deutschland dürfte die neue Sichtbarkeit noch zu einigen Debatten führen", schrieb Pascal Paukner in der "Süddeutschen Zeitung" und behielt recht. Denn der Datenschutzbeauftragte des Bundeslandes Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, warnte prompt vor der Facebook-Suche: "Die Suchfunktion, die wir vom Internet kennen, wird jetzt in den Freundeskreis hineingezogen, mit der Folge, dass hochsensible Informationen auch Dritten zur Kenntnis gelangen."
Goldgrube an Informationen?
Auch Carola Elbrecht vom Bundesverband der Verbraucherzentralen betonte, es sei wichtig, dass die Nutzer immer wissen, was mit ihren Daten passiert. "Gerade Facebook hat sich da in der Vergangenheit bei der Einführung neuer Dienste nicht immer vorbildlich verhalten." Passend dazu bewertete ein Online-Medienportal "Graph Search" jubelnd als neue potenzielle Recherchequelle für Journalisten.
Die neue Suchfunktion soll in den nächsten Wochen und Monaten nach und nach in den Facebook-Profilen nutzbar gemacht werden.