1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Facebook verbannt rechtsextremes US-Netzwerk

1. Juli 2020

Das auch durch Werbekunden unter Druck geratene US-Internetunternehmen versucht, sein Image wieder aufzupolieren: Nun will Facebook die Online-Aktivitäten der Boogaloo-Bewegung bekämpfen. Sie strebt einen Bürgerkrieg an.

Schild am Facebook-Hauptquartier in der kalifornischen Stadt Menlo Park (Fotlo: Getty Images/AFP/J. Edelson)
Bild: Getty Images/AFP/J. Edelson

Nach Angaben von Facebook wurden 220 Accounts des in den USA nach Gewalt strebenden rechtsextremen Netzwerks gesperrt. Ebenso seien 95 Konten im zum Konzern gehörenden Bilderdienst Instagram, 106 Onlinegruppen sowie 28 Webseiten entfernt worden. Das regierungsfeindliche Netzwerk werde ab sofort als "gefährliche Organisation" eingestuft und daher von sämtlichen Plattformen verbannt, teilte Facebook mit. Zudem seien 400 weitere Gruppen und 100 Seiten gelöscht worden, die auch gegen Facebooks Richtlinien verstießen und ähnliche Inhalte verbreitet hätten.

Gegen Zivilisten, Sicherheitskräfte und Beamte 

Bei dem Netzwerk handelt es sich demnach um Gruppen, die sich lose an der rechtsextremen Boogaloo-Bewegung anlehnen und mitunter auch deren Namen nutzen. "Es bemüht sich aktiv darum, für Gewalt gegen Zivilpersonen, Sicherheitskräfte, Beamte und Regierungsinstitutionen zu werben", erklärte Facebook. Mit "Boogaloo" bezeichnen Rechtsextremisten einen von ihnen angestrebten Bürgerkrieg in den USA.

Facebook-Chef Mark ZuckerbergBild: picture-alliance/dpa/Kyodo

Facebook war wegen seines von vielen als zögerlich empfundenen Umgangs mit problematischen Inhalten zuletzt immer mehr in die Defensive geraten. Zahlreiche Firmen - darunter bekannte Namen wie Coca-Cola, Unilever, Starbucks und Volkswagen - kündigten an, ihre Werbung in sozialen Netzwerken infolge der Debatte um Hassbotschaften bis auf weiteres auszusetzen.

Recht auf Meinungsfreiheit, aber...

Facebook verweist auf das Recht der Meinungsfreiheit, hat zuletzt aber angekündigt, mehr gegen Hassbotschaften zu tun. Zur Begründung erklärte das Unternehmen von Mark Zuckerberg: "So lange es in der physischen Welt nach Gewalt strebende Bewegungen gibt, werden sie auch versuchen, digitale Plattformen auszunutzen." Facebook kündigte zugleich an, als glaubwürdig eingestuften Nachrichten zu einer größeren Verbreitung verhelfen zu wollen. Artikel mit Informationen aus erster Hand und mit Autorennamen sollten künftig häufiger im News Feed der Nutzer angezeigt werden, sicherte der Konzern zu. Die Nutzer wollten "glaubwürdige und informative Nachrichten" lesen.

Smartphone-Benutzer Donald TrumpBild: Reuters/L. Millis

Kritiker wenden ein, dass Facebook trotz der jüngsten Maßnahmen in den USA beim Kampf gegen Hassbotschaften und Extremismus weltweit noch viel Arbeit vor sich hat. Zudem gibt es noch die Fälle, in denen eigentlich legitime Quellen wie US-Präsident Donald Trump nach Ansicht vieler Beobachter die Grenzen zu Gewaltverherrlichung oder manipulativer Darstellung überschreiten. Facebook war zuletzt dafür kritisiert worden, dass das Unternehmen - anders als etwa Twitter - nicht gegen umstrittene Posts von Trump vorgegangen war.

Auch Reddit und Twitch reagieren

Zudem steht Facebook auch für den Umgang mit rassistischen Inhalten in der Kritik. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz Ende Mai und die darauffolgenden Proteste haben der Debatte über Rassismus in den USA deutlich Schwung verliehen. Erst am Montag hatte die Online-Plattform Reddit neue Schritte zur Bekämpfung von Hassbotschaften und Gewaltverherrlichung bekanntgegeben und dabei auch eine bei vielen Trump-Unterstützern beliebte Gruppe ("TheïDonald") geschlossen. Zunächst wurden rund 2000 Gruppen gesperrt. Und die Streamingplattform Twitch schloss vorübergehend einen Account von Trumps Wahlkampfteam.

sti/AR (afp, ap, dpa)

Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen