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Technik

Facebook speichert Anruf- und SMS-Protokolle

Rahel Klein
26. März 2018

Nach dem Datenskandal um Cambridge-Analytica wächst der weltweite Druck auf Facebook. Immer mehr Nutzer wollen wissen, welche Daten das soziale Netzwerk speichert. Dazu gehören auch ganze Anruflisten von Android-Nutzern.

Facebook Event
Bild: picture-alliance/AP Photo/N. Berger

Facebook wird im Moment von Datenschützern auf der ganzen Welt ziemlich kritisch beäugt. Da hat auch die Entschuldigung von Konzernchef Mark Zuckerberg wenig geholfen. Während manche Nutzer dazu aufrufen, den eigenen Facebook-Account zu löschen, versuchen andere mehr darüber herauszufinden, wie weit die Datensammlung des sozialen Netzwerks eigentlich reicht. Nun gibt es neue Vorwürfe gegen Facebook. Das Netzwerk soll Anruf- und SMS-Verläufe von Android-Nutzern auch ohne deren Erlaubnis gespeichert haben. 

Worüber genau regen sich die Facebook-Nutzer auf?

Auf Twitter berichten die Nutzer, Facebook speichere Anruf- und Nachrichten-Metadaten ihrer Telefone. Der Neuseeländer Dylan McKay postete verschiedene Screenshots auf Twitter, die zeigen, welche Daten Facebook über den Studenten gesammelt hat. "Irgendwie hat Facebook den gesamten Anrufverlauf mit der Mutter meines Freundes", schreibt Dylan. "Eine chronologische Aufzeichnung jedes einzelnen Kontakts auf meinem Telefon, einschließlich derer, die ich nicht mehr habe", so Dylan weiter.

Außerdem gäbe es eine Übersicht über die Metadaten sämtlicher SMS, die der Neuseeländer je geschrieben oder empfangen habe. Seine Anrufe und SMS wurden demnach in der Zeit zwischen November 2016 und Juli 2017 gesammelt. Dylans Tweets wurden zehntausendfach geteilt, andere Nutzer berichteten von ganz ähnlichen Erfahrungen. Demnach soll Facebook die Daten gesammelt haben, ohne um Erlaubnis gefragt zu haben. Zwar speichert Facebook nicht die Inhalte von SMS und Telefonaten. Das soziale Netzwerk listet aber auf, ob ein Anruf ein- oder ausgegangen ist, mit wem der Kontakt stattgefunden hat und wie lange ein Anruf gedauert hat.

Woher wissen Nutzer, ob und welche Daten Facebook speichert?

Dafür gibt es bei Facebook die Möglichkeit, sämtliche Daten des eigenen Profils herunterzuladen. Der Nutzer muss lediglich in die Einstellungen gehen und dann unter dem Punkt "Allgemein" die Option "Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter" auswählen. Facebook erstellt dann eine Zip-Datei mit sämtlichen Posts, Fotos, Videos oder Chats, die über das soziale Netzwerk erfolgt sind. Die Datei kann der Nutzer herunterladen und dann einsehen.

Genau das hatte auch Dylan McKay gemacht und war dann auf die Telefonverbindungen gestoßen.

Wie kann es sein, dass Facebook meine Telefonverbindungen speichert?

Das hängt mit der Messenger-App oder Facebook Lite, einer abgespeckten Facebook-Version für Android, zusammen. Wer sich auf einem Android-Gerät bei den beiden Apps anmeldet, bekommt die Möglichkeit angezeigt, die eigenen Kontakte sowie die Anruf- und SMS-Verläufe hochzuladen. Facebook selbst sagt, die Synchronisierung der Daten diene dazu, mit Menschen, die man mag, in Kontakt zu bleiben. Anhand der Telefonkontakte schlägt Facebook zum Beispiel Freunde vor.

Wer ist alles betroffen?

Betroffen sind offenbar nur Android-Nutzer, auf Apple-Geräten wurde die Datenerfassung bisher nicht entdeckt. Die iOS-Anwendung von Facebook kann nicht auf die Anrufliste oder SMS-Nachrichten zugreifen.

Android-Nutzer, die dem Hochladen der Kontakte und Protokolle nicht aktiv zugestimmt haben, können Facebook aber trotzdem unwissentlich die Erlaubnis erteilt haben, die Telefondaten zu sammeln. Das berichtet der US-Tech-Blog Ars Technica. Das liegt daran, dass die Berechtigungen in früheren Android-Versionen undurchsichtig waren. Bis zur Android-Version 4.1 ("Jelly Bean") hat Facebook demnach standardmäßig auch Zugriff auf die Anruf- und Nachrichtenprotokolle erhalten, wenn die Erlaubnis zum Lesen der Kontakte erteilt wurde. Zwar habe es später ein Update für die Zugriffrechte gegeben, doch hätten Android-Anwendungen die Änderungen umgehen können, schreibt Ars Technica.

Erst im Oktober 2017 wurde diese Möglichkeit beseitigt. Android-Nutzer, die erst seit Oktober 2017 bei Facebook sind oder erst seitdem den Messenger oder Facebook Lite nutzen, dürften also nicht betroffen sein.

Wie reagiert Facebook auf die jüngsten Entdeckungen?

Facebook bestreitet nicht, die Protokolle zu speichern. Das Netzwerk erklärte aber, die Anruf- und SMS-Protokolle nicht ohne Erlaubnis zu speichern. Die Datensammlung sei vielmehr ein "opt-in-Feature" - das bedeutet, der Nutzer muss vorher explizit zustimmen, damit die Daten gesammelt werden dürfen. Dieses Feature sei 2015 eingeführt worden. Facebook habe also nicht standardmäßig die Protokolle gespeichert.

Damit widerspricht Facebook allerdings den Erfahrungen von Dylan McKay und anderen Facebook-Nutzern, die behaupten, diesem Feature nie zugestimmt zu haben. Und auch den Darstellungen von Ars Technica widerspricht diese Darstellung.

Facebook erklärte weiter, dass die gespeicherten Daten sicher seien und nicht weiterverkauft würden. Außerdem könnten die Nutzer die Funktion in ihren Einstellungen wieder ausschalten, die Anruf- und SMS-Verläufe würden dann wieder gelöscht. Wieso Facebook aber die genauen Daten der Anrufe und SMS sowie die Gesprächsdauer überhaupt erst speichert - dazu äußerte sich der Konzern nicht.

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