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Im Kino: Fack Ju Göhte 3

Jochen Kürten
26. Oktober 2017

Die "Fack Ju Göhte"-Filme haben in Deutschland zahlreiche Zuschauerrekorde gebrochen. Mit dem dritten Teil endet jetzt die Trilogie über den Lieblingslehrer der Deutschen. Eine Filmkritik in Schulnoten.

Fack ju Göthe 3 COPYRIGHT KORREKTUR
Bild: Constantin Film Verleih GmbH/R.Bajo

Sehr gut - eine 1: Ganz klar, der Hauptdarsteller hat sich eine Eins verdient. Der in München geborene Österreicher Elyas M'Barek trägt auch den letzten Teil der Trilogie mit Spielfreude und sympathischer Ausstrahlung. Dabei ist er wieder rotzfrech – doch wirklich böse ist ihm niemand. Das weiß auch Martin Moszkowicz, Vorstandschef der Produktionsfirma Constantin, der über seinen kassenträchtigen Star sagt: "Elyas ist jeden Euro wert, 'Fack Ju Göhte' ist für alle Seiten ein gutes Geschäft."

Auch die Bestnote hat sich Jella Haase verdient, die wieder unnachahmlich Chantal gibt, ebenso aufmüpfig wie Zeki Müller/Elyas M'Barek auf der anderen Seite der Schulbank, überzeugt Chantal/Haase mit flotten Sprüchen, von denen wir manchmal nicht wissen, ob sie ernst oder spaßig gemeint sind.

Biggi (Sandra Hüller), Direktorin Gerster (Katja Riemann) und Uschi Glas als Frau Leimbach-Knorr (v. l.)Bild: picture-alliance/Constantin Film Verleih GmbH/R. Bajo

Gut - eine 2: Die zweitbeste Note verdienen sich vor allem die jungen Darsteller der 11b der Goethe-Gesamtschule wie Max von der Groeben, der wieder den jungen Danger gibt. Mit krassen Sprüchen, allerlei Klamauk und unterstützt von der flotten Regie, sorgen Danger und Co. für ein paar gute Witze. Wenn Danger als verhinderter Künstler à la Jackson Pollock zum Farbtopf greift und mit seinen Wutattacken die Jury der Kunstschule überzeugt, dann mag das nicht gerade eine subtile und neue Kritik am Kunstbetrieb sein, witzig und treffend ist sie trotzdem.

Fehlzündungen bei Gags

Befriedigend - eine 3: Da halten die anderen Charaktere im Film nicht ganz mit. Direktorin Katja Riemann, Urgestein Uschi Glas und Neuling Sandra Hüller mühen sich zwar redlich, doch ihre Rollen sind ein wenig zu klischeehaft geraten. Man nimmt Riemann und Hüller zwar ab, dass sie Spaß hatten, weil sie schauspielerisch einmal die Sau rauslassen konnten, doch zünden viele ihrer Gags kaum.

Das Niveau der Witze im Film von Regisseur Bora Dagtekin ist nur mittelprächtig. Aber natürlich kommt es auf den Blickwinkel des jeweiligen Zuschauers an. Für die einen wird der "Zäpfchen-Witz" (Zeki bekommt ein Riesen-Zäpfchen in den Hintern geschoben…) Potenzial zum Klassiker haben, die anderen werden sich schwer tun mit solcher Art von Zoten-Klamauk.

Die jungen Darsteller mit Uschi Glas (4. v. r.) bei der Filmpremiere in MünchenBild: Imago/Future Image/P. Schönberger

Ausreichend - eine 4: Die Gag-Dichte in "Fack Ju Göhte 3" mag zwar relativ hoch sein, das Problem nur ist: viele Witze zünden nicht! "Fack Ju Göhte 3" ist schnell geschnitten, richtige Langeweile kommt so nicht auf. Aber: Eine Komödie mit vielen schalen Witzen und mehr krachendem Klamauk als gutem Humor hat natürlich ein Problem.

Thema Mobbing im falschen Film?

Überraschend und ein bisschen klebrig mutet der melodramatische Einschub im dritten Teil der Serie an. Am Ende verdrücken die Darsteller sogar ein paar Tränen. Es geht um Moral und Mobbing - und tatsächlich um eine Botschaft: Jeder hat eine Chance verdient. Schon richtig - aber wollen wir das in einem Film wie "Fack Ju Göhte" wirklich hören?

Mangelhaft - eine 5: Der Auftritt von Veteranin Uschi Glas als Lehrerin Leimbach-Knorr mag aus Sicht der Schauspielerin mutig sein. Doch was ist das für eine Rolle? Und worüber lachen die Zuschauer wirklich? Über das Komödien-Talent der Glas, ihren Mut, sich selbst auf die Schippe zu nehmen? Oder vielmehr über das sichtlich geliftete Antlitz der verdienten Schauspielerin. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb über den Premierenauftritt von Uschi Glas, sie habe als Vertreterin der Festnetz-Generation bei der "Fack Ju Göhte 3"-Premiere 18 Sekunden für ein Selfie gebraucht. Das war witzig formuliert - und ist eher zum Schmunzeln als die Gags, für die Uschi Glas im Film herhalten muss.

Schwach erzählt bis peinlich

Ungenügend - eine 6: Immer dann, wenn Zeki Müller, Chantal und Co. das Schulgelände und die Schulthematik verlassen, verlässt "Fack Ju Göhte 3" auch der Charme und das Humorniveau. Nebenhandlungen wie die der vom Selbstmord träumenden Schülerinnen (die "Suizid-Fotzen", mit der Anne-Frank-Darstellerin Lea van Acken als todessehnsüchtiger Teenager) sind schwach erzählt und weder subtil noch sensibel in Szene gesetzt. Auch die Szenerie in der Rotlichtkneipe, in der die Zuschauer Chantals Mutter (Pamela Knaack) kennenlernen, ist eher peinlich.

Schlussnote: Man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, sagt Constantin-Chef Martin Moszkowicz; und Hauptdarsteller Elyas M'Barek teilte bei der Premiere mit: "Es war schön, aber es reicht jetzt auch irgendwie." Recht haben sie. Die "Fack Ju Göhte"-Filme waren ein Phänomen, die ersten beiden Teile wurden von rund 15 Millionen Zuschauer gesehen und spülten fast 120 Millionen Euro in die deutschen Kinokassen. Wer fragt da noch nach seriöser Kritik? Doch die Aussagen von Moszkowicz und M‘Barek deuten es an: Die Fack-Ju-Göhte-Geschichte ist auserzählt. Bei einer weiteren Fortsetzung wäre die Versetzung wohl arg gefährdet.