Die "Fack Ju Göhte"-Filme haben in Deutschland zahlreiche Zuschauerrekorde gebrochen. Mit dem dritten Teil endet jetzt die Trilogie über den Lieblingslehrer der Deutschen. Eine Filmkritik in Schulnoten.
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"Fack Ju Göhte 3" beendet erfolgreiche Kino-Trilogie
Die "Fack Ju Göhte"-Filme haben in Deutschland zahlreiche Zuschauerrekorde gebrochen. Mit dem dritten Teil endet jetzt die Trilogie über den Lieblingslehrer der Deutschen. Eine Filmkritik in Schulnoten.
Bild: picture-alliance/Constantin Film Verleih GmbH/R. Bajo
Unverschämt cool: Elyas M’Barek
Deutschlands Teenie-Schwarm Nr. 1, Elyas M’Barek, als Lehrer Zeki Müller ist immer noch das größte Pfund, mit dem die Göhte-Filme wuchern können. Auch im abschließenden Teil der Serie überzeugt M’Barek mit Charme und Spielfreude. Das wirkt nie anbiedernd und platt. Zeki Müller haben alle gern: seine Schüler, aber auch wir Zuschauer.
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Naturtalent: Jella Haase
Auch wenn Chantal das Abitur nur mit einer 3,9 als Endnote abschließt, ist Jella Haase alias Chantal der unbestrittene Star in der Schülerschar der "Fack Ju Göhte"-Filme. Haase ist schon Mitte 20 und damit viel zu alt für ihre Rolle als Abiturientin. Oder etwa nicht? Hat Chantal einfach ein wenig mehr Zeit gebraucht? Egal, Jella Haase sorgt auch in "Fack Ju Göhte 3" für die meisten Lacher.
Bild: Constantin Film Verleih GmbH/M. Neidhardt
Geballte Frauenpower: die Lehrerinnen
Gegen Zeki Müller, Chantal und Co. haben es die Lehrerinnen der Goethe-Gesamtschule schwer. So richtig zünden nämlich viele Witze nicht, in denen die drei Grazien auftauchen. Das liegt weniger an den Schauspielerinnen Katja Riemann, Sandra Hüller und Uschi Glas als an den etwas platten Charakteren, die sie im Film zu spielen haben.
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Die Handlung hängt am Faden …
"Fack Ju Göhte 3" leidet ein wenig an der Krankheit so vieler Film-Sequels. Die Story ist arg dünn. Aber was soll man den Zuschauern auch schon Neues nahebringen, nachdem im Grunde im ersten Teil schon alles erzählt worden ist: skurrile Lehrer, faule und scheinbar dumme Schüler, ein aufmüpfiger Außenseiter (Zeki Müller), der alles aufmischt, eine Schule zwischen Wahn und Sinn.
Bild: Constantin Film Verleih GmbH/R.Bajo
Vereint sind wir stark …
"Fack Ju Göhte 3" erzählt von den letzten schulischen Anstrengungen der vier Freunde Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben), Zeynep (Gizem Emre) und Burak (Aram Arami). Gemeinsam mit ihrem Lehrer Zeki raufen sie sich am Schluss zusammen, überzeugen die skeptische Schulleitung und schaffen das Abi soeben noch. Am Ende werden sogar Tränen verdrückt in dieser Schulkomödie.
Bild: 2017 Constantin Film Verleih GmbH/Kristian Schuller
Weltpremiere in München
Am Montag (23.10.2017) feierte "Fack Ju Göhte 3" vor 2500 geladenen Gästen Weltpremiere im Münchner Mathäser-Filmpalast - drei Tage vor dem Kinostart. Auch das zeigt: "Fack Ju Göhte 3" hat kein Festival nötig, keine internationale Premiere, keine große Werbekampagne. Seine Macher vertrauen auf das Publikum, das voraussichtlich auch den abschließenden Teil der Reihe zu einem Erfolg machen wird.
Bild: Imago/Future Image/P. Schönberger
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Sehr gut - eine 1: Ganz klar, der Hauptdarsteller hat sich eine Eins verdient. Der in München geborene Österreicher Elyas M'Barek trägt auch den letzten Teil der Trilogie mit Spielfreude und sympathischer Ausstrahlung. Dabei ist er wieder rotzfrech – doch wirklich böse ist ihm niemand. Das weiß auch Martin Moszkowicz, Vorstandschef der Produktionsfirma Constantin, der über seinen kassenträchtigen Star sagt: "Elyas ist jeden Euro wert, 'Fack Ju Göhte' ist für alle Seiten ein gutes Geschäft."
Auch die Bestnote hat sich Jella Haase verdient, die wieder unnachahmlich Chantal gibt, ebenso aufmüpfig wie Zeki Müller/Elyas M'Barek auf der anderen Seite der Schulbank, überzeugt Chantal/Haase mit flotten Sprüchen, von denen wir manchmal nicht wissen, ob sie ernst oder spaßig gemeint sind.
Gut - eine 2: Die zweitbeste Note verdienen sich vor allem die jungen Darsteller der 11b der Goethe-Gesamtschule wie Max von der Groeben, der wieder den jungen Danger gibt. Mit krassen Sprüchen, allerlei Klamauk und unterstützt von der flotten Regie, sorgen Danger und Co. für ein paar gute Witze. Wenn Danger als verhinderter Künstler à la Jackson Pollock zum Farbtopf greift und mit seinen Wutattacken die Jury der Kunstschule überzeugt, dann mag das nicht gerade eine subtile und neue Kritik am Kunstbetrieb sein, witzig und treffend ist sie trotzdem.
Fehlzündungen bei Gags
Befriedigend - eine 3: Da halten die anderen Charaktere im Film nicht ganz mit. Direktorin Katja Riemann, Urgestein Uschi Glas und Neuling Sandra Hüller mühen sich zwar redlich, doch ihre Rollen sind ein wenig zu klischeehaft geraten. Man nimmt Riemann und Hüller zwar ab, dass sie Spaß hatten, weil sie schauspielerisch einmal die Sau rauslassen konnten, doch zünden viele ihrer Gags kaum.
Das Niveau der Witze im Film von Regisseur Bora Dagtekin ist nur mittelprächtig. Aber natürlich kommt es auf den Blickwinkel des jeweiligen Zuschauers an. Für die einen wird der "Zäpfchen-Witz" (Zeki bekommt ein Riesen-Zäpfchen in den Hintern geschoben…) Potenzial zum Klassiker haben, die anderen werden sich schwer tun mit solcher Art von Zoten-Klamauk.
Ausreichend - eine 4: Die Gag-Dichte in "Fack Ju Göhte 3" mag zwar relativ hoch sein, das Problem nur ist: viele Witze zünden nicht! "Fack Ju Göhte 3" ist schnell geschnitten, richtige Langeweile kommt so nicht auf. Aber: Eine Komödie mit vielen schalen Witzen und mehr krachendem Klamauk als gutem Humor hat natürlich ein Problem.
Thema Mobbing im falschen Film?
Überraschend und ein bisschen klebrig mutet der melodramatische Einschub im dritten Teil der Serie an. Am Ende verdrücken die Darsteller sogar ein paar Tränen. Es geht um Moral und Mobbing - und tatsächlich um eine Botschaft: Jeder hat eine Chance verdient. Schon richtig - aber wollen wir das in einem Film wie "Fack Ju Göhte" wirklich hören?
Die zehn besten deutschen Filmkomödien
Von Doris Dörrie über Loriot bis zu Bully Herbig, von "Männer" über "Ödipussi" zu "Der Schuh des Manitu" - zehn herausragende Filmkomödien aus den letzten Jahrzehnten.
Bild: picture-alliance/dpa/Constantin Film Verleih GmbH
Platz 10: Männer
Ursprünglich war die Komödie von Regisseurin Doris Dörrie fürs Fernsehen gedacht. Doch dann entschieden sich die Produzenten, "Männer" ins Kino zu bringen - und wurden reichlich belohnt. Rund sechs Millionen Menschen sahen den Film vor 30 Jahren und lachten über Ulrike Kriener, Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht. Mit leichter Hand inszeniert, blickte "Männer" auf den Kampf der Geschlechter.
Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN
Platz 9: Fack Ju Göhte
Noch eine Million Zuschauer mehr sah in den letzten Jahren "Fack Ju Göhte" von Bora Dagtekin. Die freche Komödie um einen Lehrer, der gar keiner ist und eine Handvoll Schüler, die keine Lust aufs Lernen hat, begeisterte ganz Deutschland. "Fack Ju Göhte" machte Hauptdarsteller Elyas M'Barek zum Star und Teenie-Schwarm Nr. 1. Auch die Fortsetzung der Schulkomödie sprengte Zuschauerrekorde.
Bild: Constantin Film Verleih
Platz 8: Der Schuh des Manitu
Die Winnetou-Parodie "Der Schuh des Manitu" ist der an den Kinokassen erfolgreichste deutsche Film seit den 1960er Jahren. Über elf Millionen Menschen sahen in Deutschland die Späße des Komikers Michael "Bully" Herbig, der beim Radio und beim Fernsehen groß geworden ist. Seit "Der Schuh des Manitu" ist Herbig einer der zugkräftigsten deutschen Kinostars: ein Spezialist in Sachen Filmparodie.
Bild: picture-alliance/dpa
Platz 7: Alles auf Zucker
2004 feierte Regisseur Dani Levy mit "Alles auf Zucker" einen Überraschungserfolg an den Kinokassen. Der Komödie über die finanziellen Nöte und privaten Sorgen eines arbeitslosen ehemaligen Sportreporters aus der DDR gelang Erstaunliches. Das Thema "Jüdisches Leben im Deutschland der Gegenwart" sensibel und doch mit Humor auf die Leinwand zu bringen, war eine Meisterleistung.
Bild: Imago//United Archives
Platz 6: Wer früher stirbt ist länger tot
Vor zehn Jahren eroberte "Wer früher stirbt ist länger tot" die Herzen des Publikums. Regisseur Marcus H. Rosenmüller erzählt die Geschichte eines Elfjährigen, der ein Geheimnis über seine verstorbene Mutter erfährt. "Wer früher stirbt ist länger tot" setzt auf den Charme und die typischen Eigenarten der Bayern. Rosenmüller erweckte mit seinem Film die Regional-Komödie zu neuem Leben.
Bild: Imago//United Archives
Platz 5: Wir sind die Neuen
Aus einer originellen Idee machte Regisseur Ralf Westhoff 2014 eine originelle WG-Komödie. "Wir sind die Neuen" erzählt von drei in die Jahre gekommenen Freunden, die nach langer Pause erneut eine Wohngemeinschaft gründen. Dabei treffen sie auf ein Trio einer ganz anderen, jüngeren Generation. Westhoff hat eine witzige Generationen-Komödie mit vielen zündenden Anspielungen auf das Alter gebastelt.
Bild: X-Verleih
Platz 4: Ödipussi
Vicco von Bülow alias Loriot war in den 1980er Jahren ein beliebter Star beim deutschen Fernsehpublikum - und brachte Generationen zusammen! Als er dann 1988 auch noch selbst auf den Regiesessel Platz nahm, um einen Kinofilm zu drehen, war die Begeisterung groß. "Ödipussi" bot "Loriot auf großer Leinwand": weniger Spielfilm als Sketche am laufenden Band - ungeheuer witzig, aber auch sehr subtil.
Bild: Picture-Alliance/dpa
Platz 3: Almanya - Willkommen in Deutschland
2011 drehten Nesrin und Yasemin Şamdereli nicht die erste, aber die bis heute erfolgreichste interkulturelle Komödie. "Almanya - Willkommen in Deutschland" greift gewichtige Themen wie Identität, Heimatgefühl oder Integration auf, behandelt diese aber auf witzige, ironische und angemessen alberne Art und Weise. Deutsche, Türken, Menschen mit Migrationshintergrund - alle kriegen ihr Fett ab.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Hartmann
Platz 2: Er ist wieder da
Lachen über Hitler - geht das? Roman-Autor Timur Vermes und auch Film-Regisseur David Wnendt beantworteten die Frage mit einem klaren Ja. Der Verfilmung des Bestsellers von Vermes gelang der heikle Spagat von Humor und dem Thema Nationalsozialismus. Wnendt vermischte Spiel- und Dokumentarszenen und trieb seine zum Teil bösen Späße mit deutscher Geschichte und der Führerfigur Adolf Hitler.
Bild: picture-alliance/dpa/Constantin Film Verleih GmbH
Platz 1: Good Bye, Lenin!
Auch ein anderes deutsches Geschichtsthema wurde zu einem unerwarteten Publikumserfolg. Regisseur Wolfgang Becker feierte 2003 mit seiner Ost-West-Komödie "Good Bye, Lenin!" einen verdienten Kino-Triumph. Wie der heranwachsende Alexander Kerner (Daniel Brühl) seiner am Sozialismus hängenden Mutter das Weiterleben der DDR vorgaukelt, ist von umwerfender Komik.
Bild: picture-alliance/dpa
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Mangelhaft - eine 5: Der Auftritt von Veteranin Uschi Glas als Lehrerin Leimbach-Knorr mag aus Sicht der Schauspielerin mutig sein. Doch was ist das für eine Rolle? Und worüber lachen die Zuschauer wirklich? Über das Komödien-Talent der Glas, ihren Mut, sich selbst auf die Schippe zu nehmen? Oder vielmehr über das sichtlich geliftete Antlitz der verdienten Schauspielerin. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb über den Premierenauftritt von Uschi Glas, sie habe als Vertreterin der Festnetz-Generation bei der "Fack Ju Göhte 3"-Premiere 18 Sekunden für ein Selfie gebraucht. Das war witzig formuliert - und ist eher zum Schmunzeln als die Gags, für die Uschi Glas im Film herhalten muss.
Schwach erzählt bis peinlich
Ungenügend - eine 6: Immer dann, wenn Zeki Müller, Chantal und Co. das Schulgelände und die Schulthematik verlassen, verlässt "Fack Ju Göhte 3" auch der Charme und das Humorniveau. Nebenhandlungen wie die der vom Selbstmord träumenden Schülerinnen (die "Suizid-Fotzen", mit der Anne-Frank-Darstellerin Lea van Acken als todessehnsüchtiger Teenager) sind schwach erzählt und weder subtil noch sensibel in Szene gesetzt. Auch die Szenerie in der Rotlichtkneipe, in der die Zuschauer Chantals Mutter (Pamela Knaack) kennenlernen, ist eher peinlich.
Schlussnote:Man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, sagt Constantin-Chef Martin Moszkowicz; und Hauptdarsteller Elyas M'Barek teilte bei der Premiere mit: "Es war schön, aber es reicht jetzt auch irgendwie." Recht haben sie. Die "Fack Ju Göhte"-Filme waren ein Phänomen, die ersten beiden Teile wurden von rund 15 Millionen Zuschauer gesehen und spülten fast 120 Millionen Euro in die deutschen Kinokassen. Wer fragt da noch nach seriöser Kritik? Doch die Aussagen von Moszkowicz und M‘Barek deuten es an: Die Fack-Ju-Göhte-Geschichte ist auserzählt. Bei einer weiteren Fortsetzung wäre die Versetzung wohl arg gefährdet.