Fairness trotz Krise
12. August 2009Kaffee, Schokolade oder Bananen - deutsche Verbraucher greifen immer häufiger zu fair gehandelten Produkten, auch wenn die oftmals teurer sind als herkömmliche Produkte. Die Wirtschaftskrise hat diesem Trend keinen Abschlag getan. Im Gegenteil: Lebensmittel mit dem blau-grünen Siegel verzeichnen auch in diesem Jahr einen Wachstum.
Laut einer Verbraucherstudie des Forums Fairer Handel legte beispielsweise Kaffee als der Klassiker unter fair gehandelten Produkten um 13 Prozent zu, fair gehandelte Fruchtsäfte gar um 80 Prozent. "Unsere Studie zeigt auch, dass mittlerweile Menschen aus allen Einkommensschichten Wert auf fair gehandelte Produkte legen", sagt Hans-Christian Bill, Vorsitzender des Vereins Fairer Handel. "Dazu kommt noch ein großer Prozentsatz von denjenigen Leuten, die zwar mit dem fairen Handel sympathisieren, aber die Produkte noch nicht kaufen - ein großes Wachstumspotential für uns."
So ergaben die Umfragen, dass 44 Prozent der Deutschen schon einmal ein fair gehandeltes Produkt gekauft haben. Von dem Nutzen ihres Fair-Trade-Einkaufs sind die Verbraucher dabei überzeugt: Über 75 Prozent der Käufer entscheiden sich für die fair gehandelten Produkte, weil sie Kinderarbeit verhindern möchten. Faire Preise für Kleinbauern in Entwicklungsländern verbinden über 65 Prozent der Verbraucher mit dem grün-blauen Siegel.
Faire Preise helfen in Krisenzeiten
Während die Wirtschaftskrise bislang keine Auswirkungen auf den solidarischen Einkauf im Norden hat, ist sie bei den Vertragspartnern, den Produzenten im Süden, deutlich zu spüren. "Unsere Handelspartner leiden sehr unter der Krise, weil die Preise für Lebensmittel, Brennstoffe oder Dünger enorm gestiegen sind", sagt Bill.
Umso wichtiger ist es für die Kleinbauern im Süden, dass sie sich weiterhin auf die fairen Preise verlassen können. Denn die bleiben trotz Krise stabil - nicht zuletzt wegen der wachsenden Nachfrage in den Industrieländern.
Staat und Unternehmen als Großkunden?
Doch auch hier gibt es noch viele weitere Wachstumsmöglichkeiten: "Nachholbedarf gibt es zum Beispiel in Bezug auf die öffentliche Beschaffung, das heißt auf das, was der Staat selbst einkauft", sagt Bill. "Hier wird nur in den seltensten Fällen nach sozialen und ökologischen Kriterien eingekauft." Auch wünsche er sich, dass große Unternehmen auf Fair-Trade-Produkte setzen würden. "Fair gehandelter Kaffee in der Deutschen Bahn beispielsweise, das wäre ein deutliches Zeichen."
Auch im Non-Food-Bereich wie der Textilindustrie gibt es noch erheblichen Spielraum. Der weltweite Handel mit fair gehandelten Textilien macht hier gerade einmal 17 Prozent des gesamten Volumens aus.
Autor: Nadine Wojcik
Redaktion: Rolf Wenkel