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Faktencheck: Zeigt dieses Video wirklich Zerstörung in Gaza?

20. Juni 2025

Ein virales Video soll Zerstörungen in Gaza durch israelische Angriffe zeigen. Die DW hat die Aufnahmen überprüft: Obwohl von einigen Usern anders dargestellt, sind sie tatsächlich echt.

Ein Screenshot aus dem untersuchten Video zeigt tatsächliche Zerstörungen im Gazastreifen (Screenshot: Facebook)
Diese Aufnahmen zeigen tatsächliche Zerstörungen im GazastreifenBild: Instagram/m_abu.samra/palestine.pixel

Bei ihrem Großangriff auf Israel im Oktober 2023 tötete die Terrororganisation Hamas fast 1.200 Menschen und verschleppte rund 250 in den Gazastreifen. Daraufhin tötete Israel nach Angaben von Gesundheitsbehörden in Gaza mehr als 55.000 Palästinenser und zerstörte große Teile des Gazastreifens. Seitdem hindert Israel fast alle ausländischen Journalisten daran, aus Gaza zu berichten. Derweil teilen palästinensische Journalisten weiterhin Bilder und Videos der Angriffe und Zerstörungen, vor allem auf Social Media. Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen veröffentlichte zudem eine Liste von Journalisten, die seit dem 7. Oktober in Verbindung mit ihrer Arbeit vor allem im Gazastreifen, aber auch im Libanon und in Israel getötet wurden.

Online zeigen viele Fotos und Videos verletzte und getötete Menschen sowie massive Zerstörungen Gazas - gleichzeitig herrscht auch viel Verwirrung: Welche Inhalte sind echt? Welche KI-generiert? Beide Arten von Inhalten gehen nämlich viral.

Das DW Faktencheckteam hat nun ein virales Video überprüft, das mehr als neun Millionen mal angeschaut wurde. Es soll zeigen, wie Israel weite Teile Gazas zerstört hat. Doch viele Nutzer zweifeln an der Echtheit des Videos.

Zeigt dieses Video wirklich Gaza?

Behauptung: Dieses virale Videozeigt angeblich einen Teil der Zerstörung von Wohngebieten in Gaza. Der Account, der das Video teilte, wurde mittlerweile gelöscht, aber der Archivlink und die Screenshots zeigen Ausschnitte aus dem Video mit der Caption: "Die Welt hat geschwiegen, als Israel einen Völkermord beging - und jetzt belehren sie uns über Ethik? Gaza".

In dem Video sind Aufnahmen einer Drohne zu sehen: Sie zeigen ein großes, zerstörtes Wohngebiet.

DW Faktencheck: Echt

Unsere Recherche zeigt: Dieses Video ist authentisch und zeigt tatsächlich einen Abschnitt des GazastreifensBild: X

Gerade die schwache Bildqualität des Videos und die Grautöne lassen offenbar einige Nutzer in den Sozialen Netzwerken daran zweifeln, ob das Video echt ist. Unsere Recherche zeigt aber: Das Video ist echt - es wurde nicht manipuliert oder mit Künstlicher Intelligenz generiert. Es zeigt tatsächlich, wie ein Teil des Gazastreifens nach Israels Angriffen aussieht.

So haben wir das herausgefunden: Der erste Hinweis darauf, dass das Material echt ist, ist der Name Abu Samar, der als Wasserzeichen in der linken Ecke des Videos steht. Unsere Recherche zeigt: Das ist der Name eines Fotografen, dessen Instagram-Profil wir fanden. Sein vollständiger Name ist Mohammed Abu Samar. Er postete am 4. April 2025 eine qualitativ bessere Version des gleichen Videos auf Instagram. Es ist sehr detailliert, die Farben sind realistisch, und die Bewegungen der Menschen wirken hier authentisch. Wir konnten keine für KI-Videos typischen Fehler oder Inkonsistenzen von Objekten feststellen. 

Außerdem haben wir das Filmmaterial auch bei der Presseagentur Associated Press gefunden, datiert auf den 16. und 17. Februar 2025. Dort steht, dass es sich um das Flüchtlingslager Dschabalia in Gaza handelt. Zudem fanden wir heraus, dass Samar schon mehrmals für AP gearbeitet hat.

Das Video auf Samars Instagramaccount und in der Datenbank von AP sind identischBild: Instagram/m_abu.samra/palestine.pixel / AP

Medienberichten zufolge hat Israel Dschabalia seit Beginn der Angriffe mehrfach bombardiert und behauptet, es handele sich um eine Kommandozentrale der Hamas. Diese Behauptung kann nicht unabhängig überprüft werden.

Was jedoch verifiziert werden kann, ist die von Israel verursachte massive Zerstörung von Dschabalia: Satellitenbilder von Google Earth zeigen das zerstörte Flüchtlingslager im Dezember 2024.

Das auf X gepostete Video zeigt also tatsächlich ein Beispiel für die Zerstörungen in Gaza.

Dieser Screenshot eines Satellitenbildes von Google Earth zeigt das zerstörte Flüchtlingslager Dschabalia im Dezember 2024Bild: Google Earth

Falsche Narrative verursachen Verwirrung

Wir haben uns auch das Profil, das das Video auf X gepostet hat, genauer angesehen. Es heißt Iranian Military Commentary und ist mit einem blauen Häkchen versehen. Dies könnte daraufhin deuten, dass es ein echtes und offizielles Konto ist. Dies ist jedoch nicht der Fall. Das blaue Häkchen zeigt nur an, dass das Konto X Premium (früher Twitter Blue) abonniert hat. Jeder zahlende Nutzer kann dieses Häkchen prinzipiell erhalten.

Es gibt weitere Hinweise, dass es sich bei dem Account nicht um ein offizielles iranisches Konto handelt: Das Profil wird als "Kommentar-Account" bezeichnet, was bedeutet, dass es Themen im Zusammenhang mit den iranischen Militäraktionen kommentiert. Das steht auch in seiner Profilbeschreibung: "Updates zu den Streitkräften der Islamischen Republik Iran". Zudem postet der Account zum Beispiel auch Werbung für iPhones sowie Memes und KI-generierte Bilder. Dies würde ein offizieller Account des iranischen Militärs eher nicht tun.

Das Profil ist nach unseren Erkenntnissen kein Offizielles - teilte in diesem Fall aber echte Inhalte, die die Zerstörung in Gaza zeigen. 

Gaza: Schüsse auf Hilfesuchende nehmen zu

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Kathrin Wesolowski Reporterin und Faktencheckerin zu politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Themen
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