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Keine Verbindung zwischen Mpox und COVID-Impfung

Rayna Breuer | Thomas Sparrow
16. August 2024

Die aktuellen Mpox-Ausbrüche werden begleitet von Falschinformationen im Netz. Eine weitverbreitete Behauptung stellt einen Zusammenhang zwischen den Affenpocken und Corona-Impfungen her. Was ist dran?

Affenpockenvirus Mpox
Eine elektronenmikroskopische Aufnahme von Partikeln des Mpox-VirusBild: Niaid/Planet Pix/Zuma/dpa/picture alliance

Nur einen Tag nachdem die Weltgesundheitsorganisation wegen der Mpox-Ausbrüche in afrikanischen Ländern zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren die höchste Alarmstufeausgerufen hat, tauchte schon der erste Fall in Europa auf. Die infizierte Person habe sich während eines Aufenthalts in einer afrikanischen Region angesteckt, in der es einen großen Ausbruch der Krankheit gegeben habe, sagte die Generaldirektorin der schwedischen Gesundheitsbehörde auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Diese aktuellen Entwicklungen hatten unter anderem zur Folge, dass auf Social Media vermehrt Behauptungen über die Viruserkrankung geteilt werden – vermehrt auch Falschinformationen darunter.

Mpox und mRNA-Impfstoff – gibt es eine Verbindung?

Behauptung: "Was uns als Affenpocken verkauft wird, ist in den meisten Fällen der sogenannte Herpes Zoster; eine der häufigsten Nebenwirkungen des Covid-'Impfstoffs'", schreibt dieser X-User am 14. August 2024 und zitiert dabei den deutschen Arzt und Politiker Wolfgang Wodarg. Der Post wurde bereits 2 Millionen Mal angesehen.

DW Faktencheck: Falsch

Bild: X/@dejanirasilveir

Die Aussage bezieht sich auf ein Video-Interview mit Wolfgang Wodarg, Mediziner, ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter, später Spitzenkandidat der Kleinpartei dieBasis, die sich im Umfeld der Proteste gegen die COVID-Maßnahmen gegründet hat. Das Video stammt aus dem Jahr 2022 und wurde beim umstrittenen Sender AUF1 veröffentlicht.

Was der User im Begleittext zum Post behauptet, wird auch von anderen Usern geteilt: Beispiel 1 (Portugiesisch, 178 K Views),Beispiel 2(Spanisch, 498,5K Views), Beispiel 3 (Spanisch, 117 K Views).  

Die meisten Posts, die wir dazu gefunden haben, waren auf Spanisch und Portugiesisch. Laut einer Studie der Loyola University Andalusia,die den Zeitraum vom 7. Mai bis zum 10. September 2022 analysiert hat, wurde das Narrativ, dass Affenpocken eine Nebenwirkung der COVID-19-Impfstoffe seien, häufiger geteilt als jede andere Falschbehauptung zu Mpox.

Auf die Frage, ob es eine Verbindung zwischen dem Corona-Impfstoff und dem Mpox-Ausbruch gibt, sagt die Mikrobiologin und Immunologin Kari Moore Debbink von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health im DW-Interview: "Die Covid-mRNA-Impfstoffe wurden weltweit eingesetzt, während Mpox-Fälle typischerweise in bestimmten Ländern Afrikas auftreten, mit einigen geringen Fallzahlen außerhalb dieser Regionen. Daher gibt es keine geografische Verbindung zwischen der Verwendung von Corona-mRNA-Impfstoffen und Mpox-Fällen."

William Schaffner, Professor für Infektionskrankheiten am Vanderbilt University Medical Centre in Nashville, USA, teilt diese Meinung: "Es handelt sich also um zwei völlig unterschiedliche Viren, und natürlich hat der Impfstoff gegen COVID nichts mit Mpox zu tun."

Die Behauptung, dass der Corona-Impfstoff von AstraZeneca abgeschwächte Viren von Schimpansen als Träger für die DNA des Coronavirus-Spike-Proteins enthält, haben wir bereits in einem früheren Faktencheckausführlich widerlegt. 

Bereits 2022 hat die EU-Kommission den Impfstoff Imvanex gegen Affenpocken zugelassenBild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Mpox = Gürtelrose?

In dem viralen X-Post wird außerdem behauptet, dass die Mpox-Erkrankung in den meisten Fällen eigentlich Herpes Zoster, auch bekannt als Gürtelrose, sei.

Laut einer Studie des Journals of the European Academy of Dermatology and Venerealogyaus dem Jahr 2022 können Zoster-Viren durch Impfungen reaktiviert werden. Auch für die verschiedenen COVID-19-Vakzine gilt, dass geimpfte Personen ein erhöhtes Risiko für Herpes Zoster haben, wie die Studie zeigt.

Jedoch gebe es zwischen dem Mpox-Erreger und der Zoster-Viren keinen Zusammenhang, sagt Kari Moore Debbink im Gespräch mit der DW: "Mpox und Herpes Zoster gehören zu verschiedenen Virusgruppen, so dass sich die beiden Viren in Tests leicht unterscheiden lassen. Zwar können beide Viren ähnliche Symptome wie Hautausschlag, Fieber, geschwollene Lymphknoten und Unwohlsein hervorrufen, doch gibt es auch unterschiedliche Merkmale der von beiden Viren verursachten Hautausschläge, so dass sie anhand von Anzeichen und Symptomen unterschieden werden können

Neue Mpox-Variante in Afrika: WHO ruft weltweite Notlage aus

01:35

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Sind Corona- und Mpox-Viren gleich?

Mpox ist viel weniger ansteckend als COVID-19. Während sich der Mpox-Erreger durch enge körperliche Haut-zu-Haut Berührung oder Kontakt mit kontaminierten Materialien (Handtücher, Bettzeug und Kleidung) überträgt, ist das Corona-Virus extrem ansteckend und kann durch winzige Tröpfchen in der Luft durch Atmen, Sprechen, Niesen oder Husten übertragen werden. Es kann von anderen, die das Virus haben, übertragen werden, auch wenn sie keine Symptome haben. Weitere Unterschiede zwischen Coronaviren und Mpox-Viren hat das California Department of Public Health auf seiner Seite aufgelistet.

Verbreitung von Desinformation vermeiden

Die massiven Falschinformationen rund um Impfungen im Allgemeinen bereiten beiden Medizinern Sorge: "Die Fehlinformationen, die über alle Impfstoffe, über den COVID-Impfstoff und jetzt auch über Mpox verbreitet werden, sorgen für große Verwirrung und Misstrauen gegenüber den Gesundheitsbehörden. Das macht es Gesundheitsministerien viel schwerer, den Menschen zu helfen, so gesund wie möglich zu bleiben. Diese ganze Verwirrung macht gute Absichten viel schwieriger", sagt Professor William Schaffner. Wie man sich gegen gesundheitsbezogene Desinformation schützt und welche Fragen dabei helfen, zeigt diese DW-Infografik:

 

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