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Faktencheck: Trumps "Beweisvideos" zeigen keinen "Genozid"

22. Mai 2025

Fake News im Weißen Haus: Das Filmmaterial, mit dem Trump einen "Massenmord an weißen Farmern in Südafrika" belegen will, ist veraltet. Die weißen Kreuze am Straßenrand stammen von einer Demonstration aus dem Jahr 2020.

USA Washington 2025 | Trump zeigt Ramaphosa bei Treffen Artikel über Gewalt in Südafrika in die Kamera
Showdown im Weißen Haus: Mit Zeitungsausschnitten und Videomaterial wollte Trump einen angeblichen Massenmord an weißen Farmern in Südafrika belegenBild: Jim LoScalzo/Pool via CNP/AdMedia/IMAGO

Bei seinem Besuch im Weißen Haus wirft US-Präsident Donald Trump Südafrikas Staatschef Cyril Ramaphosa vor, in Südafrika finde ein Massenmord an weißen Farmern statt.

Das Narrativ, dass weiße Bevölkerungsgruppen systematisch und absichtlich vernichtet würden, ist durch Fakten und offizielle Statistiken nicht belegt. Es kursiert seit Jahren in rechten Kreisen und steht im Zusammenhang mit dem rassistischen Verschwörungsmythos des "Großen Austauschs".

Behauptung: "Das sind Begräbnisstätten. Es gibt tausende von weißen Kreuzen. Das sind alles weiße Farmer und ihre Familien. Sie wurden alle umgebracht". So kommentierte US-Präsident Trumpbei seinem Treffen mit Südafrikas Staatsoberhaupt Cyril Ramaphosa am 21. Mai im Weißen Haus ein von ihm eingeblendetes Video(1. Video, Minute 24.25; 2. Video Minute 1:42). 

DW-Faktencheck: Falsch

"Jedes Kreuz steht für einen weißen Farmer, der in Südafrika ermordet wurde". Diese Aussage ist falschBild: X

Trumps Behauptung kursierte bereits vor dem Staatsbesuch von Ramaphosa in den USA in den Sozialen Medien. So erklärte ein User auf X bereits am 12. Mai, dass jedes Kreuz für einen ermordeten weißen Farmer in Südafrika stehe. Der Video Postwurde knapp 55 Millionen Mal angeklickt (Stand 22.Mai).

Eine Bilderrückwärtssuche zeigt, dass das von Trump verwendete Filmmaterial mit den weißen Kreuzen am Straßenrand bereits 2020und 2023in den Sozialen Medien kursierte. Es handelt sich dabei nicht, wie von Trump behauptet, um die Grabstätten von mehr als tausend ermordeten Farmern.

"Ramaphosa, wie viele müssen noch sterben?"

Die Szenen zeigen stattdessen eine Protestaktion nahe der südafrikanischen Stadt Newcastle am 5. September Jahr 2020. Der Protest wurde durch die Ermordung des Ehepaars Glen und Vida Rafferty auf ihrer Farm im August 2020 ausgelöst.

Unter anderem berichtete die südafrikanische Zeitung Newcastle Advertiserüber den Vorfall: "Lastwagen, Traktoren, Lkws, Bakkies, Vans, Limousinen, Motorroller, Motorräder, Hubschrauber und Flugzeuge - Fahrzeuge aller Art waren heute (5. September) Teil des Protestzuges der Gruppe Move ONE Million tief in Normandien. […] Kurz nach der Horn River-Brücke hatten Freiwillige Hunderte von symbolischen Holzkreuzen entlang der Strecke aufgestellt. Auf halbem Weg nach Hannover, der Farm, auf der Glen und Vida Rafferty ermordet wurden, wurde ein riesiges Transparent über der Straße aufgehängt: 'Präsident Ramaphosa, wie viele müssen noch sterben?'".

In einer anderen Passage des von Trump verwendeten Videos wird der südafrikanische Politiker Julius Malema eingeblendet, der die Parole "Kill the boer, kill the farmer", ("Tötet die Buren, tötet die Farmer") ausgibt.

Der südafrikanische Politiker Julius Malema wurde wegen seiner Gewalt verherrlichenden und beleidigenden Äußerungen 2012 aus der Regierungspartei ANC ausgeschlossen und mehrfach aus dem Parlament verwiesen Bild: Guillem Sartorio/AFP

Die Aufnahmen stammen aus dem FNB Stadium in Johannesburg, wo die linksgerichtete südafrikanische Partei "Economic Freedom Fighters (EFF)" im August 2023 ihr zehntes Jubiläum feierte. Der südafrikanische Sender SABC Newsund andere Medien berichteten über das Ereignis. 

Gefährliche Hassreden

Julius Malema war vor der Gründung der EEF Mitglied der südafrikanischen Regierungspartei African National Congress ANC und wurde 2012 aus der Partei ausgeschlossen. Das Lied ist eine alte Kampfansage aus der Apartheid-Ära und wurde in Südafrika mehrfach als Hassrede eingestuft.

Südafrikas Präsident Ramaphosa distanzierte sich direkt nach der Videovorführung von den genannten Äußerungen. "Bei diesen Ansprachen handelt es sich nicht um Regierungspolitik", so der Präsident (Im White House Video Minute 30.12). 

Weiße Südafrikaner wollen gar nicht in die USA auswandern

03:32

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Auch der südafrikanische Farmer Theo de Jaegererklärte gegenüber der Deutschen Welle, es gebe keinen Genozid an weißen Farmern in Südafrika (siehe Video). Nachdem Trump weißen Farmern kürzlich Asyl in den USA angeboten hatte, schrieb er einen offenen Brief an den US-Präsidenten.

"Ich habe Trump einen Brief geschrieben, denn ich befürchte, er versteht nicht ganz, was hier vor sich geht", sagt er in dem Gespräch mit der DW.

"Wir würden es lieber sehen, dass er sich für konkrete Verbesserungen unserer Lage einsetzt und wir unsere Probleme lösen könnten. Es geht nicht nur um Rassismus, denn schwarze Farmer haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen".

Die Landverteilung in Südafrika ist auch über 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid immer noch extrem ungleich. Laut eines Berichtes der südafrikanischen Regierungaus dem Jahr 2017 besitzen Weiße rund 72 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen, während Schwarzen Südafrikanern nur etwa vier Prozent der individuell registrierten Farmen gehören. Weiße Südafrikaner machen nur 7,8 Prozent der gesamten südafrikanischen Bevölkerung aus.

Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation mit den Faktencheck-Teams der öffentlichen Rundfunksender ARD-Faktenfinder, dem BR24 #Faktenfuchs und dem DW Faktencheck. 

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