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Faktencheck: KI-Bild aus dem Weißen Haus geht viral

Silja Thoms | Monir Ghaedi
19. August 2025

Ein Foto soll europäische Spitzenpolitiker beim Ukrainegipfel im Weißen Haus zeigen - gedemütigt wartend auf Donald Trump. Doch es ist eine KI-Fälschung. Und: Hat Giorgia Meloni sich wirklich bei Elon Musk bedankt?

KI-generiertes Bild von europäischen Politikern, die auf Trump warten müssen
KI-Fake: Zu erkennen an kleinen Details wie unterschiedlichen Schuhen oder deformiert aussehenden Händen Bild: X

Mehrere europäischen Staats- und Regierungschefs sowie die EU-Kommissionspräsidentin und der NATO-Generalsekretär haben den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Washington begleitet. Rund um den Gipfel in den USA kursieren zahlreiche Falschbehauptungen und KI-Fakes. 

Behauptung: "Gedemütigt und beleidigt im Flur des Weißen Hauses. Warten auf den Meister", schreibt ein Nutzer auf X und teilt ein Bild, das den Besuch der europäischen Staats- und Regierungschefs im Weißen Haus in Washington zeigen soll. Das Bild wurde von zahlreichen weiteren Nutzern auf X und in verschiedenen Sprachen wie EnglischFarsi, Türkisch , Spanisch oder Griechischgeteilt. Ein Nutzer kommentiert dazu, es sehe aus, wie Schüler, die auf einer Klassenfahrt Unsinn gemacht hätten und nun auf ihren Schulleiter warten müssten. 

DW Faktencheck: Fake.

Die europäischen Staatsgäste mussten tatsächlich auf ein Treffen mit Donald Trump warten, denn während sich der US-Präsident zunächst mit Selenskyj traf, war für die europäischen Gäste zunächst ein Mittagessen im Weißen Haus vorgesehen. Doch das geteilte Foto entpuppt sich trotzdem schnell als KI-generiert.

Auffällig ist vor allem, dass die abgebildeten KI-Figuren den realen europäischen Führungspersonen - etwa Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen - nur entfernt ähneln, während andere angereiste Staatsgäste wie Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz nicht wiederzuerkennen sind.

Ursula von der Leyen trug Orange – nicht Türkis, wie das KI-Bild suggeriertBild: X / Win McNamee/Getty Images / Alex Brandon/AP/DPA

Auch kleine Details offenbaren die Fälschung schnell: Die Schuhe des angeblichen Macron sehen unterschiedlich aus. Zwischen ihm und der Frau, die von der Leyen darstellen soll, gibt es ein weiteres Paar Schuhe und Beine, die jedoch zu keinem Oberkörper gehören. KI-generierte Bilder lassen sich oft auch an deformierten Händen und Fingern erkennen. Bei genauerem Hinsehen sehen die Finger von Macron hier ebenfalls nicht stimmig aus. Auch weitere Details sind auffällig: Das Muster des Teppich ist besonders im Hintergrund verzerrt. Der grau-blaue Streifen im Vordergrund kommt zudem an keiner anderen Stelle im Muster mehr vor.   

Offizielles Foto einer Fotoagentur von dem Treffen: Europäische Führungspersonen aus den USA und aus Europa tragen hier andere Outfits als auf dem KI-FakeBild: Alex Brandon/AP Photo/dpa/picture alliance

Bei Vergleichen mit offiziellen Bildernvom Treffen in Washington wird deutlich, dass die geladenen Staatsgäste andere Outfits tragen als auf dem KI-generierten Bild. So erscheint Ursula von der Leyen in echt in einem orangefarbenen Blazer und einer schwarzen Hose, nicht in einem türkisfarbenen Kostüm. Italiens Ministerpräsidentin Meloni trägt in Wirklichkeit einen schwarzen Anzug, auf dem generierten Foto ist sie dagegen überhaupt nicht zu sehen. Wer die Frauen im roten oder weißen Kostüm sein sollen, bleibt allerdings ein Rätsel. 

Hinweise darauf, ob ein Bild KI-generiert ist oder nicht, können Tools wie "Hive" geben. Solche KI-Tools können künstlich generierte Bilder nicht immer erkennen, in diesem Fall aber kommt das Tool zu dem Schluss, dass es sich zu 99,7 Prozent um ein KI-generiertes Bild handelt.

Obwohl das Bild schnell als KI-Fake zu erkennen ist, erfüllt es laut Morgan Wack von der Forschungsabteilung für Kommunikation und Medien der Universität Zürich doch seinen Zweck. "Es vermittelte das Gefühl, dass Trump in diesem Fall das Sagen hat und dass alle darauf warten, dass sie an die Reihe kommen", sagte er im DW-Interview. Es gehe nicht unbedingt darum, Menschen davon zu überzeugen, dass das Bild echt sei, sondern eher darum, sie zu überzeugen, dass andere Menschen glauben könnten, es sei wahr. "Bilder haben in vielen Fällen eine stärkere Kommunikationskraft als textbasierte Kommunikationsformen." 

Hat Meloni sich für "Starlink" bedankt?

Meloni lobte den Mut der Ukrainer – nicht Musks "Starlink"Bild: X

Behauptung: Auf der Social-Media-Plattform X behaupten mehrere Nutzer, aber auch verschiedene Accounts von Medienseiten, dass die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sich ausdrücklich bei der von Elon Musk geführten Firma "Starlink" bedankt hätte. Auch auf TikTok ist die Behauptung zu finden.

DW Faktencheck: Falsch.

Das Satellitennetzwerk "Starlink" wird von US-Billionär und ehemaligem Präsidenten-Berater Elon Musk geführt und von der ukrainischen Armee genutzt, um unter anderem Drohnen zu koordinieren und Informationen auszutauschen.

Was Meloni im Gespräch mit US-Präsident Donald Trump in Washington sagte, könnte sich tatsächlich wie das Wort "Starlink" anhören. Sie benutzt allerdings das englische Wort "stalling" - also Stillstand oder Stocken, wie es in der offiziellen Transkription der italienischen Regierungsteht. So sagt sie übersetzt: "Etwas verändert sich, etwas hat sich verändert - dank Ihnen, dank des Stockens auf dem Schlachtfeld, das durch den Mut der Ukrainer und durch die Einheit, die wir alle der Ukraine entgegengebracht haben, erreicht wurde."

Haben die USA 350 Milliarden Dollar für die Ukraine ausgegeben? 

Behauptung: "Ich glaube, die Zahl liegt über 300 Milliarden. Ich denke, es könnten 350 Milliarden Dollar an Ausrüstung, Geld und allem anderen sein." So viel Unterstützung haben die USA der Ukraine gewährt, sagte Präsident Donald Trump während des Treffens mit Selenskyj am Montag im Weißen Haus. 

Trump spricht von 300 bis 350 Milliarden Dollar für die Ukraine - die Datenlage sieht anders ausBild: Yuri Gripas/UPI Photo/Newscom/picture alliance

DW-Faktencheck: Unbelegt.

Trump hat diese Zahl in der Vergangenheit schon mehrfach genannt, DW Faktencheck untersuchte die Behauptung bereits früher. Auch bei diesem Treffen nannte Trump keine Quelle für die Zahl, die deutlich von Schätzungen offizieller und unabhängiger Institutionen abweicht. 

Nach Angaben der "Ukraine Oversight Working Group" der US-Regierung etwa beläuft sich die US-amerikanische Unterstützung für die Ukraine auf 184,8 Milliarden US-Dollar.  

Daten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, eines deutschen Forschungszentrums, das internationale Hilfen dokumentiert, zeigen, dass die USA von Ende Januar 2022 bis Juni 2025 etwa 114,6 Milliarden Euro (umgerechnet rund 134 Milliarden US-Dollar) an militärischer, finanzieller und humanitärer Unterstützung bereitgestellt haben. Das liegt sowohl deutlich unter Trumps Behauptung als auch unter der offiziellen US-Regierungsschätzung. 

Bereits in einem früheren Faktencheck fragte DW Taro Nishikawa, Projektleiter des Ukraine Support Tracker am Kieler Institut, nach der Diskrepanz zwischen den Institutszahlen und Trumps Behauptung über die 350 Milliarden Dollar: "Diese Zahl scheint auf einer anderen Berechnung und Definition von Hilfe zu basieren. Möglicherweise werden auch Kategorien einbezogen, die wir in unserem Datensatz nicht erfassen", erklärte Nishikawa im Februar gegenüber DW. 

Dieser Artikel wurde um weitere Falschbehauptungen aktualisiert.

Mitarbeit: Anwar Ashraf 

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