1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikEuropa

Faktencheck: Wie erkenne ich gefälschte Websites?

23. März 2025

Medienorganisationen sind mit einem wachsenden Problem konfrontiert: Ihre Websites und Logos werden geklont, um Desinformationen zu verbreiten. Was steckt hinter diesem Trend - und wie erkennt man Fälschungen?

Eine Kollage von Fake Webseiten von  der Spiegel, the Economist, und Le Parisien
Gefälschte Nachrichten erscheinen in verschiedenen Formen, von einfachen Bildern bis hin zu kompletten Websites oder Profilen in sozialen Medien

Kurz nachdem Donald Trump im November letzten Jahres seine zweite Amtszeit als US-Präsident gewonnen hatte, wurde im Internet ein Bild der Titelseite des Magazins The Economist mit Bildunterschriften in mehreren Sprachen verbreitet.

Es lautete "Apocalypse" und zeigte Trump, der dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gegenüberstand, mit einer Reihe von Langstreckenraketen im Hintergrund. Einige der Kommentare unter dem Post, befürchteten den Beginn des Dritten Weltkriegs und spekulierten über den Einsatz von Atomwaffen. Dieses Titelbild hat jedoch nie existiert, und The Economist hat eine solche Geschichte auch nicht veröffentlicht. Auch im Archiv des Magazins ist das angebliche Titelbild nicht zu finden.

Es handelt sich um eine Desinformationstaktik, die als "Medien-Spoofing" bekannt ist. Immer mehr seriöse Medien auf der ganzen Welt sehen, wie ihre Logos, Websites, Social-Media-Profile und ihr Erscheinungsbild missbraucht werden, um falsche oder irreführende Nachrichten zu verbreiten. Diese Desinformationsstrategie ist nicht neu, aber sie scheint in mehreren Regionen der Welt zuzunehmen, wie die Liste der jüngsten Beispiele zeigt.

Ein solcher Fall ist dieser Screenshot eines falschen CNN-Artikels über Elon Musks Satellitensystem Starlink, das nach dem umstrittenen Besuch von Präsident Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus angeblich Stromausfälle in der Ukraine verursachte.

Oder diese geklonte Website des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel mit der Schlagzeile "Sanktionen gegen Russland ruinieren die deutsche Wirtschaft".

Oder diese der französischen Tageszeitung Le Parisien nachempfundene Website, auf der behauptet wird, illegale Einwanderer seien eine Bedrohung für die Olympischen Spiele in Paris.

Dann gibt es noch diese Geschichte mit dem Logo der Unterhaltungsseite E! News, in der behauptet wird, USAID habe Reisen von Prominenten in die Ukraine gesponsert. Das DW Faktencheck Team hat die Behauptung hier entlarvt, die von X-Eigentümer Elon Musk (220 Millionen Follower) und von Donald Trump Jr., dem Sohn des US-Präsidenten, mit 14,7 Millionen Followern auf X gepostet wurde.

Dies ist jedoch nicht nur ein Problem in den Vereinigten Staaten und Europa. Medien auf der ganzen Welt, von der israelischen Haaretz bis zur nicaraguanischen La Prensa, sind schon Opfer von so einem Identitätenklau geworden.

Die Zeitung La Prensa in Nicaragua hat kürzlich bekannt gegeben, dass ihre Identität geklont wurde, und die Leser aufgefordert, den Inhalt sorgfältig zu prüfenBild: laprensani.com

Darüber hinaus untersuchten Wissenschaftler in Nigeria mehrere geklonte Social-Media-Profile, insbesondere auf Facebook, von zwei englischsprachigen Zeitungen, Vanguard und Daily Trust.

Was steckt also hinter diesem Desinformationsproblem und welche Auswirkungen hat es?

Und vor allem: Wie können Sie feststellen, ob die Nachrichten, die Sie konsumieren, von einer echten Quelle stammen? DW Faktencheck hat einige Tipps.

Von der einfachen Fotomanipulation bis zum ausgeklügelten Medien-Spoofing 

All diese Beispiele zeigen, dass gefälschte Nachrichten in verschiedenen Formen auftreten können: von sehr einfachen Bildern, die so bearbeitet werden, dass sie einen Text verzerren oder ein Medienlogo enthalten, bis hin zu kompletten Websites oder Social-Media-Profilen, die vorgeben eine bekannte Medienorganisation zu sein - das so genannte "Medien-Spoofing". 

Einige der Fälschungen nutzen auch Tools der künstlichen Intelligenz. In den meisten Fällen verbreiten sich die Fälschungen bei aktuellen Ereignissen wie Wahlen, Kriegen, Naturkatastrophen oder Wirtschaftskrisen schneller.

Nach Angaben von Newsguard, einem US-amerikanischen Überwachungsdienst für Fehlinformationen und Medien, sind seit 2018 40 seriöse Medienorganisationen von solchen Fälschungen betroffen gewesen. Und es ist ein Problem, das sich "mit jedem Jahr weiter ausbreitet". 

Die meisten der von der Beobachtungsstelle festgestellten Fälle stehen im Zusammenhang mit russischen Einflussoperationen, die anti-ukrainische und anti-westliche Narrative verbreiten.

Eine dieser Operationen wird als "Doppelgänger-Kampagne" bezeichnet und begann nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. In Deutschland veröffentlichte das Außenministerium im vergangenen Juni einen technischen Bericht, in dem detailliert beschrieben wurde, wie das Land von dieser russischen Operation betroffen war. Er enthält "Dutzende von gefälschten Klonen von Websites der Mainstream-Medien".

Deutsche Behörden fanden "Dutzende gefälschter Klone von Websites der Mainstream-Medien", wie diese gefälschte Website des Magazins Der Spiegel

McKenzie Sadeghi, der die Analyse von Newsguard verfasst hat, erklärte gegenüber DW, dass diese Art von Desinformation in der Regel einem ähnlichen Muster folgt: Die Behauptungen werden massenhaft von unauffälligen Accounts auf Plattformen wie Telegram gepostet. Einige werden von bekannteren Personen wissentlich oder unwissentlich aufgegriffen.

"Die Fälschung gewinnt weiter an Zugkraft und findet schließlich ihren Weg in die russischen Staatsmedien, die die hochrangigen Persönlichkeiten in den sozialen Medien zitieren, die die Behauptung teilen, anstatt die ursprüngliche Telegram-Quelle, wodurch der tatsächliche Ursprung vollständig verborgen wird", sagte sie.

Ruf des Online-Journalismus verunglimpfen

Nach Angaben von Newsguard sind die am stärksten von Nachahmungen betroffenen Medien BBC, CNN, Al Jazeera, die investigative Journalismusgruppe Bellingcat, Fox News, The Wall Street Journal und USA Today. Auch die DW war in den letzten Jahren ein Ziel.

Das Muster, die Themen und die Akteure sind jedoch nicht immer die gleichen, da es deutliche regionale Unterschiede gibt. 

In Nigeria haben geklonte Seiten von Vanguard und Daily Trust Gerüchte über Themen wie die COVID-19-Pandemie, den Boko-Haram-Aufstand oder die Ölpreise verbreitet. Diese Themen waren in der lokalen politischen Debatte von Bedeutung.

"Geklonte Medien-Websites sind ein großes Problem und haben das Potenzial, die Glaubwürdigkeit und Qualität des Online-Journalismus, die öffentliche Meinung, den demokratischen Prozess und den sozialen Zusammenhalt zu untergraben", sagte Abubakar Tijjani Ibrahim, Mitautor der Studie und Dozent am Kano State Polytechnic in Nigeria, gegenüber der DW.

Er fügte hinzu, dass, da es den geklonten Medienseiten an professioneller Ethik und Sicherheitsvorkehrungen fehle, "die Betreiber der Seiten dazu neigen, zu sensationslüstern zu sein und Themen auf die provokanteste Art und Weise zu präsentieren".

Die URL dieser gefälschten Website endete auf „.top“, während die offizielle URL von Le Parisien auf „.fr“ endet.

Wie kann ich Inhalte überprüfen?

Überprüfen Sie die Echtheit einer Information, indem Sie kritische Beobachtung und Analyse mit dem Einsatz von Hilfsmitteln kombinieren, die wertvolle (aber nicht unfehlbare) Hinweise liefern können.

Ein erster Vorschlag ist, nach Rechtschreib- oder Grammatikfehlern sowie nach ungleichmäßigen Abständen oder verschwommenem Text zu suchen. 

Wenn Sie Zweifel haben, können Sie ein separates Browserfenster öffnen, eine Suchmaschine aufrufen und aktiv nach der echten Nachrichten-Website suchen. Dann können Sie das Aussehen und die Darstellung beider Seiten vergleichen. Sieht irgendetwas merkwürdig aus? 

Während Sie auf der echten Website sind, können Sie auch eine Stichwortsuche nach der angeblichen Information durchführen, um zu sehen, ob sie dort erscheint. Und Sie können auch in anderen Medien nachsehen. Quervergleiche sind immer wichtig. Wenn etwas nicht stimmt, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Geschichte erfunden ist.

Im Falle eines Screenshots können Sie eine Bilderrückwärtssuche durchführen, z. B. mit Google Images oder Tin Eye. Dies könnte Aufschluss darüber geben, ob das Bild schon einmal verwendet wurde und ob die Geschichte bereits entlarvt und auf ihre Richtigkeit überprüft wurde.

Eine Bilderrückwärtssuche nach dem "Apocalypse"-Cover The Economist ergab mehrere Faktenchecks, die die Echtheit des Covers widerlegten. 

Eine Bilderrückwärtssuche eines zweifelhaften Titelbildes kann Aufschluss darüber geben, ob die Geschichte faktengeprüft wurdeBild: Google

In Bezug auf die geklonten Social-Media-Profile von Medienunternehmen schlug Ibrahim vor zu überprüfen, ob die Profile Links zu den offiziellen Kontaktdaten der Nachrichtenorganisation enthalten. Einer der von ihm analysierten Facebook-Klone bot ein Gmail-Konto als Kontaktmöglichkeit an.

Bei geklonten Nachrichten-Websites ist ein weiterer roter Faden die URL oder Webadresse. Eine Google-Suche würde normalerweise die korrekte Website-Adresse liefern. Ein Blick auf die geklonte Website könnte Variationen offenbaren. 

Erinnern Sie sich an die gefälschte Website von Le Parisien, die wir oben erwähnt haben? Dort endete die URL auf ".top", während die offizielle URL auf ".fr" endet. Dasselbe geschah mit der Spiegel-Webseite: Die offizielle Seite ist www.spiegel.de, die gefälschte www.spiegel.ltd. 

McKenzie Sadeghi von Newsguard sagte, dass ein weiterer Schritt darin bestehen könnte, die Domänenregistrierungseinträge zu überprüfen, zum Beispiel auf der Go Daddy-Plattform oder auf Who.is

"Es gab einen gefälschten Artikel auf Spiegel.ltd", erklärte sie. "Die Domänenregistrierungseinträge, die Sie kostenlos einsehen können, zeigten, dass die Domäne im Juni 2022 anonym registriert wurde, während die tatsächliche Domäne für das Outlet lange vorher registriert wurde".

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man wachsam bleiben und prüfen sollte, ob eine Meldung wirklich von einer zuverlässigen Nachrichtenquelle stammt.

Dieser Artikel ist Teil einer DW-Factcheck-Serie zum Thema digitale Kompetenz. Weitere Artikel sind:

Wie erkenne ich manipulierte Bilder?

Wie erkenne ich KI-generierte Bilder?

Wie erkenne ich Deepfakes?

Wie erkenne ich staatliche Propaganda?

Wie erkenne ich Fake-Accounts, Bots und Trolle?

Wie erkenne ich Audio-Deepfakes?

Und hier lesen Sie mehr darüber, wie die DW Fake News für ihre Faktenchecks überprüft.

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen