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Gesellschaft

Wie erkenne ich manipulierte Bilder?

5. Januar 2022

Das Bild im Internet ist unglaublich, aber ist es wirklich echt? Wenn eine Aufnahme verdächtig erscheint, könnte sie manipuliert worden sein. Aber wie kann man das erkennen? Tipps vom DW-Faktencheck-Team.

How to debunk disinformation | Falsche Bilder
Zum Schaudern schön: Bei manipulierten Bildern erfreut sich ein nachträglich eingeschleuster Hai großer BeliebtheitBild: DW

Wenn sich die Ereignisse überschlagen oder Berichte aus Krisengebieten veröffentlicht werden, dienen Fotos oft als Beweismittel. Sie illustrieren die Perspektive einer Geschichte.

Bei Geschichten, die "unglaublich, aber wahr" sein sollen, gibt es oft einen ausschlaggebenden Faktor für die mutmaßliche Glaubwürdigkeit. Der Brand der berühmten Kathedrale von Notre-Dame in Paris zum Beispiel hätte ein bloßes Gerücht sein können, das auf Twitter viral ging. Aber in dem Moment, als Fotos der brennenden Kathedrale aus verschiedenen Perspektiven und Quellen veröffentlicht wurden, war deutlich, dass die unvorstellbare Geschichte echt sein musste.

Unvorstellbar, aber wahr: der Brand in der Kathedrale von Notre-Dame in Paris im April 2019Bild: picture-alliance/AP/T. Mallet

In vielen Fällen versuchen Menschen allerdings, alte, manipulierte oder komplett nachgebaute Fotos ins Netz zu schmuggeln, um einen bestimmten Standpunkt zu untermauern oder einfach nur Aufmerksamkeit zu erheischen. Je spektakulärer die Geschichte, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Foto gefälscht sein könnte.

Im Folgenden ein paar Tipps, wie man manipulierte Fotos erkennen kann.

Verdacht auf Fälschung - was dann? 

Die Bearbeitungssoftwares und Apps für Fotos machen es sehr einfach, Bilder zu manipulieren und mit diesen "Beweisen" erfundene Geschichten zu untermauern. Bei einem Verdacht auf Fälschung ist es deswegen wichtig, zunächst die Herkunft eines Bildes zu ermitteln.

Eine schnelle Methode dafür ist die sogenannte Bilderrückwärtssuche. Damit kann man herauszufinden, ob ein Bild schon einmal veröffentlicht wurde, und wenn ja, wann und wo.

Ein Beispiel: Nach einem Erdbeben in Pakistan veröffentlichen Menschen Fotos dazu im Internet. Diese Bilder kann man herunterladen und anschließend in einem der Rückwärtssuch-Tools wieder hochladen. Alternativ ließe sich auch die URL des Bildes kopieren und in eine Suchmaschine mit Bilderrückwärtssuche einfügen.

Bei der Bildersuche verfügt Google über eine riesige DatenbankBild: Google/Peter Bandermann

So kann man herausfinden, ob das Bild wirklich an dem angegebenen Ort und Datum aufgenommen wurde, oder ob die Aufnahme Tage, Monate oder bereits Jahre zurückliegt bzw. von einem anderen Ort stammt.

Zudem zeigt ein Abgleich zwischen der aktuell geposteten Aufnahme und der ersten Veröffentlichung, ob das Bild gleich aussieht oder ob es bearbeitet und damit manipuliert wurde.

Bilderrückwärtssuche - welche Tools gibt es?

Googles Bilderrückwärtssuche: Dieses wohl bekannteste Tool hat vor allem zwei Vorteile: Dank seiner Reichweite und Beliebtheit hat Google im Laufe der Jahre eine riesige Datenbank aufgebaut. Ein weiterer Vorteil ist, dass Google mit einer integrierten Gesichtserkennung arbeitet. Dies erleichtert die Suche von Fotos, die Menschen zeigen. Außerdem kann Google Bilder nach ihrer Größe sortieren. Das ist hilfreich, wenn Sie ein Bild vergrößern wollen, um sich Details anzuschauen.

Yandex und TinEye: Diese beiden Tools sind gute Alternativen - zudem sollte man nie auf nur ein Tool vertrauen. Yandex ist eine russische Alternative zu Google und kann andere und manchmal sogar bessere Ergebnisse liefern als Google. Vor allem, wenn es um russische Bilder geht.

Der große Vorteil von TinEye ist, dass das Tool die Resultate nach dem Datum sortiert. So kann man am einfachsten herausfinden, wann ein Bild hochgeladen wurde. Allerdings kann TinEye nicht anzeigen, wann ein Bild auf Facebook, Instagram oder in Messenger-Diensten zum ersten Mal geteilt wurde, sondern eher, wann es auf einer Webseite oder auf Twitter veröffentlicht wurde. 

Problematisch: Mit dem Foto von dem Jungen in den Trümmern Gazas wurde der Krieg in Syrien illustriert Bild: Mahmud Hams/Getty Images/AFP

Zudem gibt es noch ein Tool, dass alle relevanten Suchmaschinen vereint und als Plugin im Browser installiert werden kann:InViD/WeVerify plugin. Das Plugin verfügt über zusätzliche Funktionen, die sehr hilfreich sind beim Verifizieren von Bildern: eine Bildlupe, eine Metadatenanalyse (falls verfügbar) und eine Reihe forensischer Werkzeuge.

Alte Fotos oder manipulierte Inhalte?

Im Mai 2021 nutzten wir eine Bilderrückwärtssuche, um herauszufinden, ob Bilder vom bewaffneten Konflikt zwischen Israel und Gaza veraltet oder manipuliert waren. Wir fanden Beispiele für beides.

Ein Beispiel ist das Foto eines palästinensischen Jungen, der zwischen Trümmern zerstörter Gebäude steht. Zwar wurde der Ort der Aufnahme nicht manipuliert, allerdings stammt diese nicht aus dem Jahr 2021, sondern laut Getty Images vom 19. Oktober 2014.

Der Bildagentur zufolge läuft der palästinensische Junge durch den Gaza-Stadtteil Shejaiya, der 2014 während des Krieges zwischen Israel und der Hamas in großen Teilen zerstört worden war. Seitdem wurde das Foto von verschiedenen Medien und in den sozialen Netzwerken fälschlicherweise dazu genutzt, um Luftangriffe in Syrien zu illustrieren.

Es gibt auch Fälle, in denen echte Bilder mit Bearbeitungsprogrammen wie Photoshop manipuliert werden, um eine andere Geschichte zu erzählen. Hier kann eine forensische Bildanalyse helfen, um zu erkennen, ob das Bild bearbeitet oder verändert wurde.

Zu den Tools gehören beispielsweise Forensically oder Foto Forensics. Fun Fact: Haie sind übrigens eines der beliebtesten Motive, die in manipulierte Bilder eingefügt werden. 

Die am häufigsten genutzte Funktion von Forensically heißt Noise Analysis. In einem verfremdeten Bild kann man damit eine Veränderung der Pixeldichte erkennen. Bei einer Manipulation ist es fast unmöglich, die gleiche Pixeldichte zu erreichen wie bei dem Originalfoto. Je häufiger ein Bild verändert wird, desto höher ist das Noise Level. Eine weitere hilfreiche Funktion ist die Error Level Analysis (ELA). Diese hebt Unterschiede in der JPEG-Komprimierungsrate hervor.

Keine Fälschung: Das Mädchen in der kanadischen Goldmine hat ganz einfach Ähnlichkeit mit Greta ThunbergBild: Gemeinfrei

Mit dieser Funktion haben wir das angebliche "Zeitreise"-Foto von Greta Thunberg überprüft, das im November 2019 viral ging. Das 1898 aufgenommene Bild zeigt, wie drei Kinder in einer kanadischen Goldmine arbeiten. Kristin Kinsey, Spezialistin für digitale und visuelle Materialien an der University of Washington, stellte damals klar, dass es sich bei dem archivierten Foto um ein Mädchen handelt, das zufälligerweise genauso aussah wie die Umweltaktivistin. 

Vorsicht bei Screenshots

Doch nicht nur bei Fotos lohnt es sich, kritisch zu sein. Auch Screenshots können in einen falschen Zusammenhang gebracht oder manipuliert werden. So kursierte Anfang Dezember ein Screenshot einer angeblichen Meldung der Deutschen Welle, wonach sich Tausende Impfgegner in Deutschland öffentlich küssten, um gegen Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Das geteilte Foto war jedoch alt und stammte aus Chile, die Meldung wurde von der DW nie publiziert - der Screenshot war also gefälscht.

Selbst Screenshots von Beiträgen in sozialen Netzwerken sind keine stichhaltigen Beweise dafür, dass die Worte über das Profil wirklich veröffentlicht wurden. Der Text eines Tweets beispielsweise lässt sich über den Quellcode auch ohne Bildbearbeitungsprogramm innerhalb weniger Minuten manipulieren. Das wird zwar nicht in dem Originalprofil veröffentlicht, doch per Bildschirmfoto verbreitet kann man so einem Account jede mögliche Aussage unterschieben. Und es wirkt täuschend echt.

Achtung: Auch die besten Tools machen Fehler

Kein Tool ist perfekt. Deswegen ist es ratsam, immer in mehreren Suchmaschinen und mit mehreren Tools zu recherchieren und die Resultate abzugleichen. Wenn Sie der Echtheit eines Bildes misstrauen, wenden Sie eines der Verifizierungsprogramme an und recherchieren Sie Hintergrundinformationen dazu.

Wenn die Geschichte "zu schön ist, um wahr zu sein", ist sie wahrscheinlich auch nicht wahr. Wenn Sie zweifeln, bleiben Sie skeptisch - und vermeiden Sie es, ein Bild zu teilen, bevor Sie es verifiziert haben. Ansonsten gehören Sie zu der Gruppe derjenigen, die selbst in die Falle der Fake News getappt sind.

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.

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