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Wurde die "Titan" per Videospiel-Controller gesteuert?

20. Juni 2023

Im Atlantik wird auf Hochtouren nach dem vermissten Mini-U-Boot "Titan" gesucht, das auf dem Weg zum Titanic-Wrack war. Im Netz wird derweil behauptet, es sei mit einem Videospiel-Controller gesteuert worden. Stimmt das?

Titanic Decay Expedition
Auf dem Weg in die Tiefe: Besatzung der TitanBild: AP/picture alliance

Ein Tauchgang zum Wrack der Titanic - bei diesem Abenteuer in tiefster See ging ein Tauchboot mit fünf Passagieren am Sonntag verloren. Seitdem suchen kanadische und US-amerikanische Rettungsteams nach dem kleinen Unterwassergefährt der Firma OceanGate.

Während die Suchaktion ein Wettlauf gegen die Zeit ist, um die Insassen möglicherweise noch lebend zu retten, geht die Meldung über das verschollene U-Boot um die Welt - und mit ihr die Information, dass das Tauchboot angeblich mit einem Videospiel-Controller gesteuert werde. Zahlreiche Social Media-Nutzer und auch Medien verbreiten diese Info, teilweise wirken sie schockiert und auch ungläubig. Doch ist das wirklich wahr? Das DW-Faktencheckteam hat recherchiert. 

Wurde das Tauchboot mit einem Game-Controller gesteuert?

Behauptung: Das in den USA vermisste Tauchboot wurde mit einem Videospiel-Controller gesteuert, schreiben Nutzer, beispielsweise auf Twitter und TikTok, sowie zahlreiche Medien

DW-Faktencheck: Richtig. 

Dieses U-Boot mit fünf Passagieren gilt derzeit als vermisst.Bild: ABACA/picture alliance


Immer wieder wird dabei als Quelle auf ein Video der US-amerikanischen CBS News-Show "Sunday Morning" verwiesen, das am 12. Dezember 2022 auf YouTube hochgeladen wurde (hier archiviert). Laut der Beschreibung des Beitrags wurde das Video ursprünglich am 27. November 2022 im US-amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Darin erkundet der Reporter David Pogue das Tauchboot der Firma OceanGate, die Unterwassergänge zum Wrack der Titanic anbietet. 

Wir erinnern uns: Das weltberühmte Passagierschiff rammte 1912 einen Eisberg und ging dann unter - fast 1.500 Menschen kamen dabei ums Leben. Laut Medienberichten kostet die abenteuerliche Besichtigung des Wracks in fast vier Kilometer Tiefe mit dem Tauchboot etwa 250.000 US-Dollar, also fast 230.000 Euro.

Macht der CEO Stockton Rush mit dem Videospiel-Controller nur einen Scherz?

In dem CBS-Video zeigt der CEO von OceanGate, Stockton Rush, dem Reporter das Innere des Tauchboot und sagt: "Wir steuern das ganze Ding mit diesem Videospiel-Controller" und lacht dabei. Mit dem "ganzen Ding" meint er das Tauchboot und zeigt dabei tatsächlich einen Game-Controller. Doch macht der CEO dabei vielleicht einfach nur einen Witz?  

Nein, wie wir auf DW-Anfrage von David Pogue erfahren. "Das ist wahr", schreibt uns der Journalist per E-Mail. Der Pilot steuere das Tauchboot mit einem Controller der Spielkonsole Xbox. Einige wichtige Teile des Unterwassergefährts, wie beispielsweise der "Druckbehälter", in dem sich die Menschen befinden, seien in Zusammenarbeit mit der Raumfahrtbehörde NASA entwickelt worden und "unglaublich hochtechnologisch und sicher". Viele andere Elemente seien jedoch "von der Stange", beschreibt der Reporter seine Beobachtungen. Mehrere unserer Anfragen an die Firma OceanGate zu Details der Steuerung des Tauchboot sowie zu den Sicherheitsmaßnahmen blieben bisher unbeantwortet.

Wird die "Titan", wie in diesem viralen Tweet behauptet, tatsächlich per Gaming Controller gesteuert? Ja, das ist nach DW-Informationen korrekt.

Auch Bildagentursuche beweist Einsatz von Videospiel-Controllern

Auch in einem Video des kanadischen Senders CBC von Juli 2022 erklärt OceanGate-CEO Stockton Rush, dass das Tauchboot mit einem Controller gesteuert werde. Tatsächlich handelte es sich aber um einen Controller der Marke Logitech, nicht Xbox, wie in dem Video im Detail zu sehen ist.

Auch eine Bildersuche zu "OceanGate" bei der Bildagentur Picture-Alliance zeigt Bilder der Tauchboot-Crew, die mit Controllern in dem Unterwassergefährt sitzen.

Über eine Bildersuche nach dem Begriff "OceanGate" bei Picture Alliance sind ebenfalls Bilder zu finden, auf denen Menschen zu sehen sind, die das Boot per Game-Controller steuern.Bild: American Photo Archive/Alamy/dpa/picture alliance


Ein Beweis, dass das Tauchboot unsicher ist, ist das übrigens nicht. Denn Videocontroller für bestimmte Anwendungen in Unterwasserbooten zu nutzen, ist keine Seltenheit: Auch die US-Marine nutzt laut Medienberichten seit Jahren Game-Controller in ihren U-Booten. Sie seien für viele einfach leicht zu bedienen und deswegen nützlich.

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