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Fall Gurlitt: Familie will Raubkunst zurück geben

Heike Mund (mit dpa)12. November 2014

Seit Monaten prüft das Kunstmuseum Bern, ob es das heikle Erbe von Cornelius Gurlitt annehmen soll. Jetzt gaben die Familienangehörigen ihre Pläne bekannt, falls das Museum ablehnt.

Grab von Hildebrand Gurlitt, Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa/Martin Gerten

Die Nachricht kam überraschend: Falls das Kunstmuseum Bern, dem Cornelius Gurlitt seine Kunstsammlung vermacht hat, das Erbe ausschlägt, sollen alle Bilder, die unter Raubkunst-Verdacht stehen, an die rechtmäßigen Erben zurück gegeben werden. "Unverzüglich und ohne Gegenleistung", wie der Vertreter der Familie, der Münchner Rechtsanwalt Wolfgang Seybold, heute bekannt gab. Entschieden haben das Gurlitts Cousine Uta Werner und ihr Bruder, die als nächste gesetzliche Erben eingetragen sind. Die rund 460 Bilder aus deutschen Museen, die keine Raubkunst sind, würden zusammen "dauerhaft in einem deutschen Museum ausgestellt" werden.

Schwieriges Kunsterbe

Cornelius Gurlitt hatte in seinem Testament das Kunstmuseum Bern als Erbe seiner umstrittenen Kunstsammlung eingesetzt. Bis zum 26. November wird von Juristen geprüft, inwieweit das Museum Ansprüche der rechtmäßigen Erben für die als jüdische Raubkunst eingestuften Gemälde mit übernehmen muss.

Sollte das Museum Gurlitts Werke ausschlagen, erben Uta Werner und ihr Bruder Dietrich Gurlitt alles. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, hatte dem Museum bereits in einem Interview mit dem Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" mit einer "Lawine von Prozessen" gedroht, falls das Museum das Erbe annehmen sollte. Experten sind sich allerdings nicht einig, ob dies eine juristische Grundlage hätte.

Die Entscheidung des Kunstmuseum Bern steht noch aus.Bild: picture-alliance/dpa/Thomas Eisenhuth

Transparenz und Öffentlichkeit

1500 wertvolle Gemälde und Zeichnungen waren 2013 in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt und später in seinem Haus in Salzburg gefunden und sichergestellt worden. Die Taskforce "Schwabinger Kunstfund" darf laut Testament auf jeden Fall ihre Erforschung zur Herkunft der Bilder fortsetzen. Dem schlossen sich auch die Erben an. Sämtliche Bilder, Zeichnungen und Geschäftsunterlagen von Gurlitts Vater, dem Nazi-Kunsthändler Hildebrandt Gurlitt, würden dann ebenfalls so rasch wie möglich im Internet veröffentlicht werden.

Diesen Weg hat bereits das Münchner Auktionshaus Neumeister beschritten, in deren Besitz sich die früheren Geschäftsbücher des Nazi-Kunsthändlers Adolf Weinmüller befanden, der als einer der größten Profiteure der Arisierung jüdischen Kunstbesitzes gilt. Von den 1500 Bildern im Besitz von Cornelius Gurlitt sind zwei wertvolle Gemälde bereits eindeutig als Raubkunst identifiziert worden: die "Sitzende Frau" von Henri Matisse und "Reiter am Strand" von Max Liebermann.

Am 6. Mai 2014 verstarb Cornelius Gurlitt.Bild: babiradpicture

Die rund 460 Gemälde der Klassischen Museen, die als sogenannte "Entartete Kunst" in der Nazizeit aus den deutschen Museen entfernt und von Hildebrandt Gurlitt günstig angekauft wurden, sollen als geschlossene Sammlung erhalten bleiben, gab der Anwalt der Familie jetzt bekannt. Sie sollen jederzeit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Unter diesen Bildern sind Werke der Künstler Max Beckmann, Franz Marc, Käthe Kollwitz und Max Liebermann.

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