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Politik

Ermittler finden Spuren von Nervengift im Pub

11. März 2018

Bei den Ermittlungen im Fall des vergifteten russischen Doppelagenten Skripal haben die Behörden eine erschreckende Entdeckung gemacht: Der mutmaßliche Angriff könnte an einem öffentlichen Ort erfolgt sein.

Britische Armee Soldaten in Schutzanzügen Gasmasken
Soldaten der britischen Armee sind in Schutzanzügen angerücktBild: Getty Images/C.J. Ratcliffe

Wie die englischen Gesundheitsbehörden mitteilten, fanden die Ermittler Spuren von Nervengift in einem von dem russisch-britischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal besuchten Pub und Restaurant in Salisbury. Es sei davon auszugehen, dass bis zu 500 Menschen die beiden Örtlichkeiten im kritischen Zeitraum zwischen dem 4. und 5. März aufgesucht hätten. Die Betroffenen wurden aufgefordert, unter anderem ihre Kleidung vorsichtshalber zu waschen.

Die britische Polizei arbeitet mit Hochdruck an der Aufklärung des Nervengift-Attentats auf Skripal und seine Tochter. Das machte die britische Innenministerin Amber Rudd nach einer Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra in London deutlich. Ob es bereits eine heiße Spur zu den Tätern oder Hintermännern der Tat gibt, ließ Rudd offen.

Sie mahnte vielmehr zu Geduld. "Wir müssen der Polizei und den ermittelnden Einheiten um sie herum den Raum geben, voranzukommen. Ich will aber betonen, dass sie mit Geschwindigkeit und Professionalismus voranschreiten". An den Ermittlungen beteiligt seien mehr als 250 Polizisten der Anti-Terror-Einheit, sagte Rudd. Sie hätten etwa 200 Zeugen identifiziert und 240 Beweismittel sichergestellt. 

Amber Rudd (2. v. r.) am Freitag bei einem Besuch in Salisbury Bild: picture-alliance/empics/A. Matthews

Auf die Frage nach möglichen Reaktionen Londons, sollte sich herausstellen, dass Russland seine Finger im Spiel hat, wollte sich Rudd nicht einlassen. Es gehe jetzt darum, Beweise zu sichern, damit eine Zuordnung der Tat klar erfolgen könne. 

Sicherheitsstaatssekretär Ben Wallace hatte zuvor angekündigt, Großbritannien sei bereit, mit "voller Macht" zu antworten, sobald die Verantwortlichen ausgemacht seien. Vor ihm hatte schon der britische Außenminister Boris Johnson eine "angemessene und robuste" Reaktion angekündigt, sollte sich herausstellen, dass Russland hinter der Tat steckt.

Der 66-jährige Skripal und seine 33-jährige Tochter Yulia wurden am vergangenen Wochenende mit Vergiftungserscheinungen in der englischen Kleinstadt Salisbury aufgefunden. Sie wurden der Polizei zufolge Opfer eines Attentats mit Nervengift. Um was für ein Gift es sich genau handelt, wollte Rudd mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen noch nicht sagen. 

Skripal und seine Tochter seien weiterhin in einem kritischen Zustand, sagte Rudd. Ein Polizist, der ebenfalls verletzt wurde, ist Rudd zufolge "schwer krank", aber er sei ansprechbar und interagiere mit seiner Familie. Er ließ am Samstag mitteilen, er sei "kein Held", sondern habe "nur seinen Job gemacht". 

Skripal, hier 2006 in Moskau, und seine Tochter wurden nach dem Anschlag auf einer Parkbank entdeckt

Die Polizei hatte am Freitag die Unterstützung des Militärs angefordert und die Ermittlungen ausgeweitet. Am Samstag war auf Fernsehbildern zu sehen, wie Spezialeinheiten der Streitkräfte, mehrere Krankenwagen zur Dekontamination abtransportierten. 

Neben dem Fundort der Verletzten und Restaurants in der Innenstadt von Salisbury untersuchten die Ermittler auch das Wohnhaus Skripals und einen nahegelegenen Friedhof. Auf Fotos war zu sehen, wie dort Beamte in gelben Schutzanzügen Beweismittel sicherten. Auf dem Friedhof sollen Medienberichten zufolge Skripals Ehefrau und Sohn begraben liegen. 

Der Fall erinnert an den Mord an dem Ex-Agenten und Kremlkritiker Alexander Litwinenko, der 2006 in London mit radioaktivem Polonium vergiftet wurde. Die Spuren der Täter führten damals nach Moskau. Das hat zu Spekulationen geführt, der Kreml könnte erneut seine Hände im Spiel haben. Moskau streitet jede Beteiligung an dem Attentat ab und klagt über antirussische Propaganda. 

Skripal, ein Oberst des russischen Militärgeheimdiensts, war 2006 in Russland wegen des Vorwurfs der Spionage für Großbritannien zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Er soll russische Agenten an den britischen Geheimdienst MI6 verraten haben. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs zwischen Russland und den USA kam er 2010 nach Großbritannien. 

stu/cg (dpa, afp)
 

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