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Reise

Freiluft-Urinal in Paris sorgt für Häme

27. August 2018

Was gegen Wildpinkler helfen sollte, ist eine Lachnummer geworden: Das exponiert an der Seine-Promenade aufgestellte Urinal ist alles andere als ein stilles Örtchen.

Frankreich | öffentliches Urinal in Paris
Bild: picture-alliance/newscom/D. Silpa

Das Objekt des Anstoßes thront knallrot und weithin sichtbar am Ufer der malerischen Saint-Louis-Insel im touristischen Herzen von Paris. Mit einem Öko-Urinal unter freiem Himmel wollte die französische Hauptstadt dem Wildpinkeln entgegentreten - und hat unfreiwillig einen Treppenwitz des Sommers geschaffen. Wer sich hier erleichtert, auf den haben Spaziergänger auf der Promenade, die vorbeifahrenden Touristenboote auf der Seine und die Menschen in den Liegestühlen am gegenüberliegenden Ufer einen 1a-Blick. Pinkeln auf dem Präsentierteller - ein Anblick, der prompt eine Welle an Spott und Kritik auslöste. Selbst die New York Times hatte sich des Themas angenommen.

Die Erfinder des Open-Air-Pissoirs, das von einem Start-up aus Nantes stammt, sind bedrückt über die "haarsträubenden Ausmaße", die das Thema angenommen hat. Und sehen den Fehler bei der Pariser Stadtverwaltung: "Das Problem liegt in der Positionierung", sagt Designer Laurent Lebot. Das Urinal sei nicht dazu gedacht, exponiert am Ufer der Seine zu stehen, sondern sollte eher dezent in Ecken verschwinden. Lebot wirbt für das Konzept: ein Mittel, um Männer vom Wildpinkeln abzuhalten - damit die Stadt sauberer wird.

Die Erfinder des "Uritrottoir": Laurent Lebot (rechts) und Victor Massip (links)Bild: picture-alliance/dpa/MAXPPP/J.-G. Bontinck

Mangel an öffentlichen Toiletten in Europa

Paris ist bei Weitem nicht die einzige Stadt, die das Wildpinkel-Problem bekämpfen will. Freiluft-Urinale findet man auch andernorts - in Brüssel gibt es sogar eins an der Außenwand einer Kirche. In Kopenhagen werden immer dann öffentliche Pissoirs aufgestellt, wenn in der dänischen Hauptstadt gefeiert wird.

Madrid: öffentliche Toilette für Benutzer gleich welchen GeschlechtsBild: picture-alliance/dpa/C. Frentzen

In Madrid gab es bis vor kurzem so gut wie keine öffentlichen Toiletten. Erst seit dem vergangenen Jahr stellt die Stadtregierung mehr moderne WC-Häuschen auf. Die Benutzung kostet 10 Cent. Die rund 130 Häuschen verfügen sogar über WLAN. Man darf es sich aber nicht allzu lange dort bequem machen. Nach 15 Minuten öffnet sich die Tür automatisch.

In Grossbritannien hingegen geht die Zahl der öffentlichen Toiletten seit Jahren aus Kostengründen zurück.

Sauberes Singapur

Anders sieht es im südostasiatischen Stadtstaat Singapur aus. Dort sind öffentliche Toiletten eigentlich immer in Reichweite: in Shoppingmalls, U-Bahn-Stationen oder auch einem der vielen Märkte mit Straßenküchen. Wer trotzdem wild pinkelt, muss mit einer Geldbuße von umgerechnet 96 Euro rechnen.  

Die Diskussion um das knallrote Pariser Urinal am Seine-Ufer geht indessen weiter. Der zuständige Pariser Bezirksbürgermeister Ariel Weil hat klargemacht, dass über die Frage des Standorts nochmal mit den Anwohnern entschieden werden solle. Denn auch manche Kritiker des Standorts haben eingeräumt, dass es durchaus Bedarf gibt - schließlich sind die Ufer der Seine-Insel immer ein beliebter Treffpunkt.

sk/fm (dpa)

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