Was gegen Wildpinkler helfen sollte, ist eine Lachnummer geworden: Das exponiert an der Seine-Promenade aufgestellte Urinal ist alles andere als ein stilles Örtchen.
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Das Objekt des Anstoßes thront knallrot und weithin sichtbar am Ufer der malerischen Saint-Louis-Insel im touristischen Herzen von Paris. Mit einem Öko-Urinal unter freiem Himmel wollte die französische Hauptstadt dem Wildpinkeln entgegentreten - und hat unfreiwillig einen Treppenwitz des Sommers geschaffen. Wer sich hier erleichtert, auf den haben Spaziergänger auf der Promenade, die vorbeifahrenden Touristenboote auf der Seine und die Menschen in den Liegestühlen am gegenüberliegenden Ufer einen 1a-Blick. Pinkeln auf dem Präsentierteller - ein Anblick, der prompt eine Welle an Spott und Kritik auslöste. Selbst die New York Times hatte sich des Themas angenommen.
Die Erfinder des Open-Air-Pissoirs, das von einem Start-up aus Nantes stammt, sind bedrückt über die "haarsträubenden Ausmaße", die das Thema angenommen hat. Und sehen den Fehler bei der Pariser Stadtverwaltung: "Das Problem liegt in der Positionierung", sagt Designer Laurent Lebot. Das Urinal sei nicht dazu gedacht, exponiert am Ufer der Seine zu stehen, sondern sollte eher dezent in Ecken verschwinden. Lebot wirbt für das Konzept: ein Mittel, um Männer vom Wildpinkeln abzuhalten - damit die Stadt sauberer wird.
Mangel an öffentlichen Toiletten in Europa
Paris ist bei Weitem nicht die einzige Stadt, die das Wildpinkel-Problem bekämpfen will. Freiluft-Urinale findet man auch andernorts - in Brüssel gibt es sogar eins an der Außenwand einer Kirche. In Kopenhagen werden immer dann öffentliche Pissoirs aufgestellt, wenn in der dänischen Hauptstadt gefeiert wird.
In Madrid gab es bis vor kurzem so gut wie keine öffentlichen Toiletten. Erst seit dem vergangenen Jahr stellt die Stadtregierung mehr moderne WC-Häuschen auf. Die Benutzung kostet 10 Cent. Die rund 130 Häuschen verfügen sogar über WLAN. Man darf es sich aber nicht allzu lange dort bequem machen. Nach 15 Minuten öffnet sich die Tür automatisch.
In Grossbritannien hingegen geht die Zahl der öffentlichen Toiletten seit Jahren aus Kostengründen zurück.
Sauberes Singapur
Anders sieht es im südostasiatischen Stadtstaat Singapur aus. Dort sind öffentliche Toiletten eigentlich immer in Reichweite: in Shoppingmalls, U-Bahn-Stationen oder auch einem der vielen Märkte mit Straßenküchen. Wer trotzdem wild pinkelt, muss mit einer Geldbuße von umgerechnet 96 Euro rechnen.
Die Diskussion um das knallrote Pariser Urinal am Seine-Ufer geht indessen weiter. Der zuständige Pariser Bezirksbürgermeister Ariel Weil hat klargemacht, dass über die Frage des Standorts nochmal mit den Anwohnern entschieden werden solle. Denn auch manche Kritiker des Standorts haben eingeräumt, dass es durchaus Bedarf gibt - schließlich sind die Ufer der Seine-Insel immer ein beliebter Treffpunkt.
Paris, die Schöne an der Seine
Die französische Hauptstadt ist der Sehnsuchtsort für Reisende aus aller Welt. Jedes Jahr kommen 16 Millionen in die Stadt an der Seine.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Ehlers
Stadt der Kunst
Über 200 Museen gibt es in Paris. 1793 eröffnete das Musée du Louvre, das zu den bedeutendsten Museen der Welt zählt. In dem Gebäude werden 35.000 Exponate - von der Antike bis zur Moderne - ausgestellt. Darunter auch die Mona Lisa, das weltberühmte Gemälde von Leonardo da Vinci.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Baumgart
Stadt der Liebe
Auf dem 130 Meter hohen Hügel Montmartre im Norden von Paris befindet sich etwas versteckt auf dem Square Jéhan-Rictus eine Hommage an die Liebe: "Le mur des je t’aime". Auf 40 Quadratmetern mit 612 Kacheln haben Künstler in über 300 Sprachen "Ich liebe Dich" geschrieben.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Muncke
Stadt der Mode
Coco Chanel gilt als die Revolutionärin der Damenmode, weil sie das Korsett verbannte. Dior entwarf den "New Look" und Yves Saint Laurent erfand den Hosenanzug für die Frau. Heute hält der Mode-Zar Karl Lagerfeld Hof in Paris. Für Filmschauspielerin Romy Schneider war die Stadt eine Offenbarung: "In Paris habe ich leben und lieben, mich zu bewegen und mich zu kleiden gelernt".
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Stadt der Philosophen
Denken, debattieren, die Welt neu erfinden. Das Café de Flore im Künstlerviertel Saint-Germain des Prés steht für den Freigeist der Metropole an der Seine. In den 1930er Jahren traf sich hier die Bohème und machte die Nacht zum Tag. Als Stammcafé von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre ging das "Flore" in die Geschichte ein.
Bild: picture-alliance/dpa/H.-J. Kaffsack
Stadt der Musik
Im September tanzen wieder rund 350.000 Techno-Fans durch Paris. Die Begeisterung für Musik von Elektro über Rock und Klassik bis zum Chanson zeichnet die Stadt aus. Über seine Wahlheimat sagte der Dirigent Sergiu Celibidache: "Paris ist der einzige Ort, an dem der Mensch wirklich so leben darf, wie er will."
Bild: picture-alliance/dpa/I. Langsdon
Stadt der Feinschmecker
Franzosen lieben gutes Essen und Geselligkeit. In keiner anderen Stadt kann man das so selbst probieren wie in Paris. Es muss kein Sternerestaurant sein! Das Herz der original französischen Küche schlägt in den Brasserien mit ihren winzigen Tischen auf dem Trottoir. Besonders bei den familiengeführten Restaurants sind Geschmack und Gastfreundschaft garantiert.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Grubitzsch
Stadt der Seine
Seit 1991 ist das Seineufer von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. 37 Brücken verbinden das südliche Ufer (rive gauche) mit dem nördlichen Ufer (rive droite). "Da stehe ich auf der Brücke und bin wieder mitten in Paris, in unserer aller Heimat. Da fließt das Wasser, da liegst du, und ich werfe mein Herz in den Fluss und tauche in dich ein und liebe dich", schrieb einmal Kurt Tucholsky.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Christians
Stadt der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Hier ist der Nationalstolz zuhause. Place de la République - einer der größten Plätze in Paris. Über allem wacht Marianne. Die Statue symbolisiert die Französische Republik, ihre Entstehung wird in den Reliefs auf dem Sockel erzählt. Seit 2013 ist der Platz autofrei und wurde zum Treffpunkt der Pariser Jugend.