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Gewaltsame Fan-Ausschreitungen im Melbourne-Derby

18. Dezember 2022

Das Derby zwischen Melbourne City und Melbourne Victory musste nach einem gewaltsamen Platzsturm mit Verletzten abgebrochen werden. Die von den Fans angekündigten Proteste eskalierten nach rund 20 Minuten.

City-Torwart Tom Glover flüchtet blutend in den Kabinengang des AAMI-Park in Melbourne
City-Torwart Tom Glover flüchtet blutend in den Kabinengang des AAMI-Park in MelbourneBild: Darrian Traynor/Getty Images

Australiens Fußball wird von bisher ungekannten Gewaltszenen erschüttert: Im Derby zwischen Melbourne City und Melbourne Victory eskalieren Fan-Proteste und münden in einen gewaltsamen Platzsturm. Auch Spieler wurden bei den Ausschreitungen verletzt. City-Torwart Tom Glover musste blutend vom Platz gebracht werden, nachdem er von einem Blecheimer am Kopf getroffen worden war. 

Wie auf Videos, die auf Twitter und Youtube hochgeladen wurden, zu sehen ist, wurde der Eimer durch einer der Platzstürmer auf den Torwart geworfen - mutmaßlich absichtlich. Victory-Fans hatten hinter dem Tor Glovers Rauchfackeln auf den Platz geworfen, der 24-Jährige warf eine der Fackeln zurück in die Menge - wie in dem Video zu erkennen ist. Daraufhin rissen die Zuschauer die Werbebande nieder, stürmten den Platz und attackierten Glover, der in der Umkleidekabine medizinisch behandelt wurde und "wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung erlitten hat", wie sein Verein mitteilte. Eine Platzwunde an seinem Kopf wurde genäht. Auch Schiedsrichter Alex King wurde von den Rauchfackelresten, die sich in dem geworfenen Eimer befanden getroffen und brach die Partie nach den Ausschreitungen umringt von Spielern und Fans sofort ab.  

Proteste gegen "das Geld", Ermittlungen laufen

"Ein solches Verhalten hat im australischen Fußball keinen Platz, und Football Australia wird sofort eine umfassende Untersuchung einleiten, bei der strenge Sanktionen verhängt werden", schrieb der australische Fußball-Verband in einer Mitteilung. Die Polizei von Melbourne kündigte ein hartes Durchgreifen gegen die dafür verantwortlichen an. Die Behörden erklärten am Sonntag, es laufe die Suche nach den Tätern. "Ich vermute, dass wir sehr bald an Türen klopfen werden", sagte der zuständige Inspektor Jason Goddard und bezeichnete sich selbst als Fußball-Anhänger. "Der dunkelste Tag für den Fußball in Australien, unser Spiel liegt in Trümmern", twitterte Nationalspieler und WM-Teilnehmer Danny Vukovic.

Die Ausschreitungen im AAMI-Park von Melbourne ereigneten sich nach rund 20 Minuten. Die Fans beider Teams hatten angekündigt, das Derby nach 20 Minuten zu boykottieren und das Stadion zu verlassen. Hintergrund für die geplante Protestaktion ist die Entscheidung der Australian Professional Leagues (APL), das "Grand Final" der A-League der Männer und Frauen für die kommenden drei Jahre fest nach Sydney zu vergeben. Bislang wurde das "Grand Final" am Spielort der jeweils punktbesten teilnehmenden Mannschaft ausgetragen und gastierte dadurch unter anderem in den fünf größten Städten Australiens Sydney, Melbourne, Brisbane, Perth und Adelaide. 

Spruchband mit Protestbotschaft der Fans von Melbourne City Bild: Darrian Traynor/Getty Images

Der australische Bundesstaat News South Wales, in dem Sydney liegt, soll der APL für den Deal rund 20 Millionen australische Dollar zahlen. Vor dem Anpfiff waren von beiden Fanlagern Sprechchöre gegen die APL durchs Stadion gehallt. "When money talks, fans will walk ["Wenn das Geld redet, gehen die Fans", Anm. d. Red.]", war auf einem ausgerollten Spruchbanner zu lesen. Auf einem anderen stand geschrieben: "APL knows the demands. Football for the Fans ["Die APL kennt unsere Forderung: Fußball für die Fans", Anm. d. Red.]."

Auch die Fans von Melbourne City hatten zuvor hinter dem Tor von Victory-Torwart Paul Izzo Rauchfackeln auf den Platz geworfen, Izzo warf diese an den Spielfeldrand zurück. Der australische Fußball-Verband Football Australia kündigte nach den "schockierenden" Szenen eine Untersuchung und harte Sanktionen an. "Ein solches Verhalten hat im australischen Fußball keinen Platz", hieß es in der Verbandsmitteilung weiter. Der Abbruch erfolgte, "um die Integrität des Spiels zu schützen".

Victory-Torhüter Izzo entfernt Pyrotechnik vom SpielfeldBild: Darrian Traynor/Getty Images
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion
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