Fans setzen Polizeiclub in Brand
9. März 2013Das Kairoer Gericht hatte am Samstag erneut über die schlimmste Fußball-Tragödie Ägyptens verhandelt und harte Urteile gefällt. Im Prozess um die tödliche Eskalation im Stadion Port Said vor mehr als einem Jahr bestätigten die Richter 21 Todesurteile und verhängten lange Haftstrafen. Die Wut der aufgebrachten Fans entzündete sich vor allem an Freisprüchen für sieben Polizisten.
Beide Konfliktparteien trieben ihre radikalisierten Anhänger wieder auf die Straße: Die Sympathisanten des Kairoer Vereins Al-Ahli, zu denen die meisten der 47 damals getöteten Fans gehörten, halten das Urteil für zu milde. Sie werfen der Polizei vor, den tödlichen Tumulten im Stadion von Port Said tatenlos zugesehen zu haben. Nach dem Schlusspfiff waren Fans der Heimmannschaft Al-Masri auf die Gäste aus Kairo losgegangen.
Auch die Al-Masri-Fans enttäuschte der jüngste Richterspruch, weil das Gericht zugleich die Todesurteile gegen 21 Fans des gastgebenden Clubs bestätigte, die an den Krawallen beteiligt waren. Gegen die Urteile können sie nun erneut Berufung einlegen.
In Kairo stürmte am Samstag eine aufgestachelte Menge das Hauptquartier des ägyptischen Fußballverbands und einen Sportclub der Polizei und steckte sie in Brand. Nach Angaben von Ärzten wurde mindestens eine Person getötet, bis zu 20 wurden verletzt.
Unruheherd Port Said
Die Schuldsprüche mit Todesstrafe waren erstmals am 28. Januar verhängt worden und hatten damals in der Hafenstadt Unruhen mit rund 40 Toten nach sich gezogen. Die meisten Opfer wurden von der Polizei erschossen. Auch am Samstag versammelten sich Hunderte Menschen wieder in Port Said und protestierten gegen die Urteile. Sie hinderten Autofähren an der Überquerung des Suez-Kanals. Ein Armeesprecher drohte, man könne wieder einmarschieren und die Kontrolle über die Stadt übernehmen.
Die Hafenstadt am Mittelmeer ist seit Wochen auch eine der Hochburgen des Protests gegen den islamischen Präsidenten Mohammed Mursi.
Von den neun angeklagten Polizisten wurden am Samstag sieben freigesprochen, zwei sollen 15 Jahre ins Gefängnis. Einer der beiden Verurteilten ist der frühere Sicherheitschef der Hafenstadt Port Said, Essam Samak.
SC/ml (AP, afp, dpa)