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Kunst

Biennale für aktuelle Fotografie

8. September 2017

"Die Fotografie ist tot, es lebe die Fotografie!" Mit dieser Behauptung tritt die neue "Biennale für aktuelle Fotografie" in gleich drei süddeutschen Städten an. Aber welches Bild machen wir uns von der Welt?

Biennale für aktuelle Fotografie
Bild: Peter Miller

Was seit 2005 das "Fotofestival Mannheim-Ludwighafen-Heidelberg" war, heißt jetzt Biennale und soll alle zwei Jahre eine Bestandsaufnahme des Genres Fotografie liefern. Sechs Experten kuratieren die diesjährige Schau, die am Freitag (08.09.) eröffnet wird – gemeinsam mit den Chefs von sieben Ausstellungshäusern. Der Titel: "Farewell Photography" ("Mach's gut, Fotografie").

Sie versammelt Arbeiten von mehr als 60 internationalen Fotografinnen und Fotografen. "'Farewell Photography' versteht sich als eine Bestandsaufnahme der aktuellen Bilder", sagt Chefkurator Florian Ebner. "Es ist eine Art Abschied, aber nicht ohne produktiv nach dem Gestern und Morgen zu fragen."

Das Kuratorenteam mit Boaz Levin, Florian Ebner, Christin Müller, Fabian Knierim, Kathrin Schönegg und Kerstin Meincke (v.l.)Bild: Biennale für aktuelle Fotografie

Die Bildkulturen stecken im digitalen Umbruch, glauben die Kuratoren. "Interessanterweise denken viele Künstler, die sich mit dem Digitalen beschäftigen, weniger über Manipulationsmöglichkeiten nach, sondern mit den Wegen der Bilder", sagt Ebner, der die Fotografieabteilung am Pariser Centre Pompidou leitet. Das Zirkulieren der Bilder, der "sharing images", sei ist in den letzen fünf, sechs Jahren stark zum Thema der Kunst geworden. Die Digitalisierung habe die Einflussmöglichkeiten der Bilder extrem erweitert. So will die Biennale die Fotografie einer kritischen Betrachtung unterziehen und das Genre am Ende neu definieren.

Die Fotografie im Zeitalter von Null und Eins

Was sagt ein Bild über historische Ereignisse? - Ein Schallplattenspieler in einer Gefängniszelle in Stuttgart-StammheimBild: Arwed Messmer

"Algorithmen und Programme organisieren und beeinflussen die Erscheinungsformen, Orte und Verbreitung von Fotografie", schreibt Ebner im Biennale-Katalog, "das Verhältnis zwischen Fotograf und Fotografiertem, Betrachter und Gesellschaft wird derzeit neu ausgehandelt." Wie das im Foto aussieht, soll "Farewell Photography" zeigen.

Die Ausstellung, die bis zum 05. November läuft, teilt sich in acht Kapitel an verschiedenen Orten. Den behaupteten Abschied von der klassischen Fotografie untersuchen zwei Ausstellungen im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum. Die Sammlung Prinzhorn im Universitätsklinikum Heidelberg nimmt den Moment des Fotografiertwerdens in den Fokus - anhand historischer Patientenfotografien aus der eigenen Sammlung. Im Kunstverein Ludwigshafen wiederum sind Bilder aus Fotoalben ehemaliger "Gastarbeiter" zu sehen, die ihr neues Lebensumfeld in der Rhein-Neckar-Region mit der Kamera dokumentiert haben.

Teilen privater Bilder in sozialen Medien

Das Künstlerduo Pétrel und Roumagnac druckte auf Plexiglas Bild: Pétrel I Roumagnac (duo)

Das politische Potential der Fotografie stellt der Heidelberger Kunstverein zur Diskussion. "Widerständige Bilder" heißt dort eine Ausstellung zum fotografischen Bild als Mittel des Widerstands - etwa gegen die Flüchtlingspolitik. Im Mannheimer ZEPHYR, einem Raum für Fotografie, beleuchtet eine Schau die Haltung von Autoren hinter der Kamera. Den Fokus auf das Private legt schließlich die Mannheimer Kunstgalerie "Port25". Hier geht es ums Teilen und Sammeln von privaten Bildern in den sozialen Medien.

Der fotografische Bestand der Kunsthalle Mannheim ist Ausgangspunkt für eine neue Arbeit des österreichischen Fotografen Arno Gisinger, der das mehr als 7.000 Bilder umfassende Glasplatten-Archiv mit historischen Aufnahmen in den öffentlichen Raum übertragen und damit sichtbar machen wird. "Farewell Photography", sagt Kurator Ebner im Gespräch mit der Deutschen Welle, "ist eine Chance". Es gebe eine neue Form digitaler Bilder. Und die Fotografie wird immer mehr mit dem Video zusammenfallen. "Alles geht auf in einer digitalen Welt der Bilder. Auf die müssen wir uns einstellen."

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