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Musik

Farid Bang darf nicht für Corona-Regeln werben

28. Juli 2020

Nach einem Proteststurm zieht Düsseldorfs Bürgermeister ein Info-Video über Corona-Maßnahmen mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang zurück.

Farid Bang
Rapper Farid Bang in einer Vorbildfunktion? Das sorgte bei vielen für Unmut. Bild: Getty Images/F. Ebener

Der Rapper Farid Bang taugt immer für einen Eklat. Im aktuellen Fall hat der in der Vergangenheit für seine frauenverachtenden, gewaltverherrlichenden und antisemitischen Texte kritisierte Musiker eigentlich etwas Sinnvolles bewirken wollen: sensibilisieren für die Schutzmaßnahmen vor Corona. Das Video, das in Zusammenarbeit mit der Stadt Düsseldorf entstand, ist nach rund einer Woche massiver Proteste gelöscht worden. Damit folge er dem Wunsch der Fraktionen im Stadtrat, sagte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. Zwar könne er die Kritik am Rapper verstehen, entschuldigen wolle er sich für die Zusammenarbeit jedoch nicht.

Die Stadt Düsseldorf hatte das Video auf ihren Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Farid Bang ruft darin zum Einhalten der Abstandsregeln auf: "Wir haben hier viele alte Leute, die sind die Risikogruppe." In der Düsseldorfer Altstadt hatten in den vergangenen Wochen wiederholt vor allem junge Leute die Pandemieregeln missachtet. Oberbürgermeister Geisel hatte sich von der Einbeziehung Farid Bangs erhofft, insbesondere bei jungen Männern mit Migrationshintergrund durchzudringen. 

Düsseldorfs Oberbürgermeister hat das Video auf Druck der Öffentlichkeit zurückgezogenBild: picture-alliance/dpa/R. Pfeil

Antisemitismusbeauftragte: Auftritt Farid Bangs "ein Affront"

Die frühere Bundesjustizministerin und heutige Antisemitismusbeauftragte Nordrhein-Westfalens, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, und die Jüdische Gemeinde Düsseldorf hatten die Teilnahme des Rappers an der Aufklärungskampagne heftig kritisiert. "Die Wahl des Rappers Farid Bang für ein öffentliches Projekt, das gerade beim Thema Coronavirus aufklären soll, ist schwer zu ertragen", fügte die FDP-Politikerin hinzu. "Bei aller Wertschätzung für die Freiheit der Künste: Für das, was Farid Bang vertritt, ist kein Platz im öffentlichen und demokratischen Leben in Nordrhein-Westfalen", sagte Leutheusser-Schnarrenberger. Die Aktion sei ein Affront gegen alle, die sich für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzten. Die Landesbeauftragte sprach auch von einem fatalen Zeichen an das jüdische Leben in Deutschland.

Farid Bang hatte unter anderem im Rahmen der "Echo"-Verleihung 2018 für Aufsehen gesorgt. Dass er und der Rapper Kollegah eine Auszeichnung erhielten, führte zu Widerspruch und schließlich der Abschaffung des Musikpreises. In ihrem Lied "0815" texteten die beiden: "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen".Kritiker sahen darin einen Vergleich zwischen einem trainierten Körper und ausgehungerten Holocaust-Opfern. 

Auch viele Frauen und Mitglieder der Queer-Community fühlten sich von dem Video mit Farid Bang, dass schon mehrere hunderttausend Mal angeklickt wurde, "persönlich getroffen und verletzt".  

Als hätte es Corona nie gegeben: Die Jugend feiert Partys - ohne Abstand und MundschutzBild: DW/T. Kondratenko

Oberbürgermeister wirbt für Toleranz

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister hatte sich vor den Dreharbeiten zum Corona-Maßnahmen-Video ausführlich mit dem Musiker unterhalten und auch die Antisemitismusvorwürfe angesprochen. Zwar finde auch er die Texte von Farid Bang teilweise widerwärtig, so Geisel, der Musiker bereue seine früheren Texte aber und habe  jetzt großzügig Schutzmasken an zahlreiche karitative und städtische Einrichtungen gespendet, die auch "dankbar angenommen wurden". Es gebe in der Stadtgesellschaft einen breiten Konsens darüber, dass man die Probleme der feiernden Jugend nicht mit polizeilichen Mitteln lösen  könne, kommentierte der Oberbürgermeister. An die zahlreichen Kritiker des Vidoes gewandt sagt Geisel, zur Toleranz gehöre auch, "Anschauungen, Lebensentwürfe und Äußerungen auszuhalten, die unseren Vorstellungen von zivilisatorischem Fortschritt und Political Correctness nicht entsprechen." Zu dieser vielfältigen Gesellschaft gehörten auch Farid Bang, seine Fans und "die jungen Männer, die am Wochenende das Rheinufer unsicher machen".

tla/kle/suc (dpa, epd,kna)

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