Fast 300 Vermisste nach Fährunglück
16. April 2014Die Fähre "Sewol" mit rund 460 Menschen an Bord ist am Mittwochmorgen (Ortszeit) vor der Südwest-Küste Südkoreas gekentert. Bis zum späten Abend (Ortszeit) wurden noch etwa 280 Menschen vermisst. Das teilte der Krisenstab des Ministeriums für Sicherheit und Öffentliche Verwaltung in Seoul mit. 174 Menschen seien gerettet worden. Offiziell bestätigt ist bislang der Tod von vier Menschen.
Nur noch geringe Hoffnungen
Nach Korrespondentenberichten schwindet bei den Rettungsmannschaften die Hoffnung, noch Überlebende zu finden. Aufgrund der Wassertemperatur von zwölf Grad und der Meerestiefe seien die Überlebenschancen für die Vermissten sehr gering, zitierte die Zeitung "The Korea Herald" Sprecher der Einsatzkräfte. Befürchtet wird, dass zahlreiche Passagiere im Inneren des Schiffes eingeschlossen sind.
Die "Sewol" war auf dem Weg zur Insel Jeju, als sie 20 Kilometer vor der Küste in Seenot geriet und SOS funkte. Die Fähre bekam Schlagseite, kenterte und lag Kiel oben im Wasser. Schließlich ragte nur noch ein kleiner Teil des blau-weißen Bugs heraus. Warum das Schiff bei offenbar ruhiger See kenterte, ist noch unklar. Möglicherweise hat die Fähre einen Felsen gerammt.
"Lauter Schlag"
Einige gerettete Passagiere berichteten, sie hätten einen "lauten Schlag" gehört, dann habe sich das Schiff plötzlich zur Seite geneigt. "Die Menschen rutschten alle zu einer Seite. Es war sehr schwer, rauszukommen", sagte ein Überlebender dem Fernsehsender YTN. Der Rundfunksender KBS meldete unter Berufung auf einen Beamten der Küstenwache, dass das Schiff aus noch ungeklärten Gründen auf der vielbefahrenen Fährstrecke möglicherweise außerhalb der normalen Route gefahren sei.
Nach Ansetzen des Notrufs eilten rund 100 Schiffe der Küstenwache, der Marine und Fischerboote der Fähre zu Hilfe. Retter zogen Passagiere mit bloßen Händen aus dem Wasser. Fast 20 Hubschrauber waren im Einsatz und hievten Menschen mit Seilwinden aus dem Meer. Taucher versuchten, in den Rumpf der Fähre vorzudringen, mussten aber wegen hoher Wellen ihre Suche unterbrechen. Die Rettungsaktion dauerte bis spät in die Nacht. Staatspräsidentin Park Geun Hye drängte die Einsatzkräfte zur Eile. Sie sei "tief bestürzt" über die Katastrophe, sagte Park.
wl/uh (dpa, rtr, afp)